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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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sehen. Am 2. Mai fand diese Zusammenkunft nach halbjähriger Trennung statt. Caroline war von ihrer Schwester, Frau von Beck, begleitet, Jean Paul kam in Gesellschaft des Herderschen Ehepaares. Dieses Zusammensein führte zur Auflösung des Verlöbnisses.
    Ein zwingender Grund lag für Jean Paul kaum vor, das Leben der ihn anbetenden Verlobten auf immer zu zerstören. Im allgemeinen wird es der Ärger über die adelsstolze Arroganz der Familie gewesen sein, der ihn das Verlöbnis aufheben ließ. Wie sehr Jean Paul selbst unter der Trennung gelitten hat, zeigt sein vierzehntägiges Schweigen gegen Otto, dem er erst am 16. Mai die Entlobung ankündigte. Herders waren aufs äußerste vor den Kopf gestoßen. Noch im August erging sich Herder in einem Brief an Caroline von Feuchtersleben in heftigen Anklagen gegen den Ungetreuen. Das Zusammentreffen in Ilmenau habe ihn in der Überzeugung bestärkt, daß Jean Paul einer wahren Liebe nicht fähig sei. Möge er sein Dichterleben fortsetzen und die Liebe schildern, möge er, wozu ihn die Musen beriefen, »aller Frauen Mann sein«, schreibt er an die völlig Gebrochene. Herders, die einzigen Augenzeugen, treten in dem Zerwürfnis jedenfalls auf die Seite der Verlassenen. Es war Jean Pauls Schicksal, sich nach den Freuden einer harmonischen Ehe zu sehnen, ohne ihrer teilhaftig werden zu können. Die Musen hatten ihn dazu berufen, »der Mann aller Frauen« zu sein. Er mußte der Welt das Leben des großen Liebenden vorleben, ohne daß ihm das Schicksal die Möglichkeit gab, die Erfüllungen der Liebe auszukosten.
    Nur schwer konnte Caroline sich an den Gedanken ihres unwiderbringlichen Verlustes gewöhnen. Immer wieder versuchte sie, Jean Paul durch Briefe umzustimmen. Sie war nach Würzburg zu ihrem Onkel gefahren, der das Haupthindernis ihrer Verlobung gewesen war. Sie wußte diesen schwierigen Verwandten umzustimmen, als Jean Paul in Berlin schon anderen Sonnen nachging. Rührend sind ihre Briefe an Herders, in denen sie ihre Bundesgenossen weiß. Für Jean Paul stand sein Nein unerbittlich fest. Neue Bekannte traten in seinen Kreis und entrückten ihn dem peinlichen Erlebnis.
    Wichtig war es, daß er noch in den letzten Wochen seines Weimarer Aufenthalts Fühlung zu der jungen romantischen Schule in Jena gewann. Bekanntlich waren die Romantiker schon vor dem Atheismusstreit von Fichte abgerückt und sahen in dem glänzenderen Schelling den Philosophen ihrer Schule. Auch zu Schelling fand Jean Paul kein Verhältnis, obwohl er dessen erste Bücher mit Eifer las. Vor allem trug aber das sich immer mehr lockernde Verhältnis der Schlegels zu Goethe dazu bei, sie Jean Paul anzunähern. Und er erlebte die Freude, daß Friedrich Schlegel seinen geliebten Friedrich Jacobi für den tiefsten Geist der Gegenwart erklärte. »Herr von Hardenberg – ein Fichtianer, es ist der Novalis im Athenäum – war entzückt« über Jacobis offenen Brief an Fichte, wie Jean Paul dem Dichterphilosophen bereits im Januar 1800 schreiben konnte. Novalis »erzählte mir vor einem Jahr in Leipzig, wie es mit Friedrich Schlegel, dessen Freund er ist, gegangen sei. Er habe (verzeihe mir einige unheilige Worte) alle deine Werke auf einmal studiert, verschlungen, gepriesen, gesagt, er werde in seinem Leben keine solche Zeile machen können; darauf sich immer tiefer hineingearbeitet und endlich sei ihm Licht über den Woldemarschen Egoismus aufgegangen usw. Der Spitzbube ist dir gut, wie mir, ob er mich gleich zu skalpieren versucht«. Anderthalb Tage blieb Jean Paul mit dem jüngeren Schlegel auf seinem Zimmer, um sich mit ihm zu unterhalten, als dieser im Mai ausdrücklich Jean Pauls wegen nach Weimar herübergekommen war. Jean Paul faßte seine Eindrücke über Friedrich Schlegel in einem Brief an Otto zusammen: »Wir haben uns leicht verständigt. Er liebte mich und meine Werke von jeher – im neuesten Athenäum nahm er schon viele Invektiven zurück – und jetzt mehr und ich ihn; er ist kindlich, sanft und genialisch-auffassend; aber er ist in der Philosophie und Gelehrsamkeit 10mal seichter als ich gedacht; er konnte mir auf meine Anti-Fichtianismen so wenig antworten, daß ich glaube, er kennt nicht einmal das ganze System.« – Einige Jahre sollte Jean Paul mit den jungen Romantikern Hand in Hand gehen. Es war die Zeit, in der die junge Bewegung wirklich schöpferisch war. Als sie sich zu einem historisierenden Katholizismus verknöcherte und den Geist der Heiligen Allianz gebar, kehrte er ihr

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