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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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den Rücken. Aber das Bündnis mit ihr sollte doch einen hellen Schimmer auf seinen Berliner Aufenthalt werfen. Schiller berichtete dem ins Bad gefahrenen Goethe unterm 5. Mai: »Noch habe ich vernommen, daß zwischen Friedrich Schlegel, der kürzlich hier war, und Jean Paul eine große Freundschaft sich anknüpft.« Man sieht, der Nachrichtendienst in Weimar arbeitete rasch und umfassend.
    Höchst amüsant muß es für den Dichter des »Hesperus« gewesen sein, als ihn dieser Tage der durch ihn dort verherrlichte Mundharmonikaspieler Franz Koch besuchte. Er »dankte mir für seine Empfehlung im Hesperus (wegen des Glücks in allen Städten); ich werde mit in den Anschlagzettel gesetzt… Er klagt, daß noch ein Pseudoharmoniker auch auf den ›Hesperus‹ reise«.
    Wenige Wochen nach dem unglücklichen Zusammentreffen in Ilmenau reiste Jean Paul, wie er es sich seit langem vorgenommen, über Leipzig nach Berlin. In den letzten Tagen des Mai traf er in der preußischen Hauptstadt ein und stieg bei Kommerzienrat Matzdorff, seinem alten Verleger, der auch den »Titan« wieder zum Verlag erhalten hat, ab. Ein neuer Kulturkreis umfing ihn. »Berlin warf mir ein oder ein paar Universa an den Kopf.« »Das edle Brandenburger Tor mit seinen Säulen und seinem Triumphwagen öffnet groß die Kolossenreihe der Paläste. Nur die Einwohner, sogar die Einwohnerinnen sind einfach gekleidet. In keiner deutschen Stadt ist die Achtung für das Gesetz, worin alle Freiheit besteht, sogar beim König, größer als hier.« Mit diesen wenigen Worten ist der Geist der preußischen Hauptstadt am besten gekennzeichnet. Es war noch immer das Berlin Friedrichs des Großen, das Berlin der Aufklärung, das er betrat. In dem erst kurze Zeit zu Preußen gehörenden Fürstentum Baireuth hatte sich der Preußengeist noch nicht durchsetzen können. In Weimar war keine Spur von ihm vorhanden. In Berlin aber fand er alles auf diese preußische Sachlichkeit und prunklose Tüchtigkeit gestellt. Dabei eine Reihe hervorragender Köpfe. Im Theater führte Iffland ihm zu Ehren den Wallenstein auf, mit der Unzelmann, Fleck und sich selbst in der Titelrolle. In der von Fasch begründeten Singakademie wohnte er einem Konzert bei. Matzdorff versammelte seinem Gaste zu Ehren »ein Pack Gelehrter«, darunter den wie ein Fossil der Vorzeit in die Gegenwart ragenden »langweiligen« Nicolai, das Haupt der alten Berliner Aufklärung. Besondere Freude bereitete ihm das Zusammentreffen mit dem alten Freunde Ahlefeldt, der noch immer als Regierungsassessor in Berlin wohnte. Die gelehrte Welt nahm ihn mit offenen Armen auf. Der Dichter aber versparte sich die gelehrten Köpfe für seinen bald geplanten längeren Aufenthalt auf. Berlin bot des Interessanten so viel, daß er beschloß, den nächsten Winter dort zuzubringen. Besondere Bedeutung maß er aber seinem Verkehr mit dem Hofe bei. Gehörte doch die von den Berlinern schwärmerisch verehrte Königin Luise zu den vier »Klugen und schönen Schwestern auf dem Thron«, denen der »Titan« gewidmet war. Unmittelbar nach seiner Ankunft übersandte er der Königin den soeben erschienenen ersten Band des Romans. Am folgenden Tage bereits wurde er nach Sanssouci eingeladen. »Ich habe das große Sanssouci und die schöne Königin gesehen und bei ihr gegessen. Warum hat sie zwei Throne, da ihr zum Herrschen an dem Throne der Schönheit genug sein konnte?« schreibt er an Otto, und in einem späteren Briefe: »Ich sprach und aß in Sanssouci mit der gekrönten Aphrodite, deren Sprache und Umgang ebenso reizend ist als ihre edle Musengestalt. Sie stieg mit mir überall auf der heiligen Stätte herum, wo der Geist des Erbauers sich und Europa beherrscht hatte. Geheiligt und gerührt stand ich in diesem Tempel des aufgeflogenen Adlers.« Auch bei dem Minister von Alvensleben war er mehrfach zu Tisch gebeten. Einmal blieb er hier länger als es vorgesehen war, und kam auf diese Weise zu spät zu einem ihm zu Ehren von dem Konsistorialrat Zöllner veranstalteten Essen in dem Splittgerberschen Garten. Die Gäste hatten mit dem Essen bereits begonnen. Nur an der unteren Tafel war zufällig ein Platz freigeblieben. Hierher setzte er sich aufs Geratewohl und geriet durch diesen Zufall neben seine spätere Gattin, Karoline Mayer, die Tochter eines in Berliner Juristen und Gelehrtenkreisen hochgeachteten Obertribunalrats. »Zöllner lud 40 Menschen in der Yorksloge zusammen meinetwegen – Viel Haare erbeutete ich (eine ganze Uhrkette

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