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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Herz droben.« »Denke Dir mich unter dem Bilde eines Hasens, den der Jäger in immer näheren Kreisen umschleicht.« An eine eheliche Verbindung mit Henriette denkt er nicht, wohl aber bringen ihn die schwülen Situationen auf andere Gedanken: »Das Schicksal wird mich doch nicht in Goethes Pferdefuß-Stapfen jagen wollen, oft überleg’ ich’s freilich, aber es ist nicht daran zu denken; sogar in einer solchen Un-Ehe sänn ich wieder auf Ehe.«
    »Es ist freilich komisch zu denken, daß meine Treppe zum Ehebette (nach Dir) unendlich=lang sein soll. Ich sorg’ indes, in Berlin spring’ ich hinein; aber es muß bloß ein sanftes Mädgen darin liegen, das mir etwas kochen kann und das mit mir weint und lacht. Mehr begehr’ ich gar nicht.« Und an Gleim schrieb er das gleiche: »Mein Herz will die häusliche Stille meiner Eltern, die nur die Ehe gibt. Es will keine Heroine – denn ich bin kein Heros – sondern nur ein liebendes sorgendes Mädchen; denn ich kenne jetzt die Dornen an jenen Pracht- und Fackeldisteln, die man genialische Weiber nennt.« Wie das Ende eines Lebensabschnittes klingt dieses Wort: »Denn ich bin kein Heros.« Aus der Welt der Heroen und Titaniden, in die er sich seit den ersten Studentenjahren hineingesehnt hatte, sehnt er sich jetzt wieder hinaus. Der erste Band des »Titan« ist erschienen. Jetzt noch eine stille Stelle, wo er das Werk zu Ende bringen kann, dann wird er wieder in die Welt seiner Kindheit und zu seiner Jugendlandschaft zurückkehren. Immer deutlicher neigt sich sein Weg diesem Ziele zu.
    Neben allen diesen neuen Eindrücken ging der Verkehr mit Josephine von Sydow, die ihn eigentlich nach Berlin gezogen hatte, weiter. Von allen seinen Freundinnen war sie die uneigennützigste. »Meine Sydow hat meine verehrte Achtung mitgenommen«, schrieb er gleich in den ersten Berliner Tagen über die Freundin. »Welches Weib! Südliche Naivetät (bis zum Komischen), südliches Feuer, Festigkeit, Weichheit und ein treues, deutsches Auge.« Caroline von Feuchtersleben hatte wohl angenommen, daß Josephine an ihre Stelle treten würde, aber auch hier zog sich Jean Paul im gegebenen Augenblick zurück. Es war ihm um das Hineintauchen in die Titanenwelt zu tun, nicht um das Beharren in ihr.
    Auf der Rückreise von Berlin besuchte er in Dessau Spaziers, also die älteste der Mayerschen Schwestern. Carl Spazier stand im Begriff nach Leipzig überzusiedeln, um dort seine »Elegante Welt« zu begründen und zu leiten. Jean Paul schloß mit Spazier, von dem er damals noch nicht glaubte, daß er bald zu ihm in verwandtschaftliche Beziehungen treten würde, eine herzliche Freundschaft, die leider der schon nach einigen Jahren erfolgte Tod Spaziers abbrach.
    Noch einer persönlichen Berührung sei erwähnt. Durch Minnas Heirat und Weggang aus Berlin war der Kreis der Mayerschen Schwestern zerrissen worden. An Minnas Stelle trat gerade zur Zeit der Anwesenheit Jean Pauls eine andere Minna, die Tochter des von Glogau nach Berlin versetzten Obertribunalrats Dörffer. Sie war die Braut und Cousine des jungen Ernst Theodor Willhelm Hoffmann, der im Frühjahr 1800 sein Assessorexamen bestanden hatte und kurz vor dem Auftreten Jean Pauls in Berlin nach Posen in sein neues Amt gereist war. Wiederum wie einige Jahre vorher in Dresden gingen die beiden innerlich zueinander gehörenden Dichter dicht aneinander vorüber. Von Posen aus entlobte sich Hoffmann bekanntlich mit seiner Cousine, und in dem Freundeskreis der Mayerschen Mädchen wurde sein Name fortan nur mit Abscheu genannt. In diesem seltsamen Zusammentreffen lag der eigentliche Grund, weshalb es zwischen Jean Paul und Hoffmann nicht zu einer herzlichen Freundschaft gekommen ist, zu der eigentlich alle Vorbedingungen gegeben waren.
    Weimar war ihm verhaßt geworden. Herders empfingen ihn nicht mit der alten Wärme. Das Ereignis von Ilmenau spielte immer noch in seine Weimarer Beziehungen hinein. Noch immer konnte sich Caroline nicht mit ihrem Verlust abfinden. Die Gräfin Schlabrendorf war nur wie ein Nachklang einer Periode, die er sehnlichst zu überwinden wünschte. Dieser Drang, sich aus den Gefahren erotischer Verstrickungen herauszuziehen, kommt in einer kleinen Arbeit zum Durchbruch, die er vielleicht bereits in Berlin entworfen hatte, jedenfalls in der Zwischenzeit in Weimar nun ausführte. Es war »Das heimliche Klaglied jetziger Männer«. An einem Einzelfall zeigt er auf, wie ein einziger Fehltritt das Lebensglück einer ganzen Familie

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