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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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einem der flachsten und tränenseligsten Modeschriftsteller stellend. Jacobi warf den vierten Band, entsetzt über die moralische Vernichtung Lindas, zu Boden. Wenn diese äußersten Ausbrüche des Unwillens sich auch mit der Zeit legten, so hatte doch gerade Jean Pauls größte Schöpfung ihn einsam gemacht. Einsamer, als es die Gegnerschaft der Goetheschen und romantischen Schule zuwege gebracht hatte.
    Die Weltgeschichte holte zu vernichtenden Schlägen aus. Das Geschlecht, schreibt Richard Otto Spazier, das der Schlacht von Jena entgegenging, konnte ein Titanengeschlecht und sein Schicksal nicht ertragen. Dasselbe Geschlecht hatte Herder in Armut und Unverständnis sterben lassen. Jean Paul hielt allein über einer absterbenden Zeit die Wache.
     
    Es war eine unter diesen Umständen leicht begreifliche innere Unruhe, die Jean Paul nach kurzer Zeit von Meiningen forttrieb. Der Herzog versuchte ihn zu halten.
    Sie sollen hier bleiben
    Und schreiben
Und sollen haben
    An Gaben
Frei Porto von Baireuther Bier,
Nicht weniger ein frei Quartier
Nebst Büchern, die Sie lesen wollen.
    So dichtete der Herzog, um den Dichter in seiner Residenz zu halten. Aber Jean Paul verlangte es nach Veränderung. Sogar an Weimar dachte er, aber er gab den Gedanken bald wieder auf, nicht zum wenigsten, weil ihm das dortige Bier nicht bekam. Das Bier begann eine immer größere Rolle in seinem Leben zu spielen. Er behauptete in einem Brief an Emanuel, »gewisse Calciniereffekte mit bloßem natürlichen Feuer ohne äußeres gar nicht machen zu können, denn Glas wolle ein anderes Feuer als etwa ein Braten«. Es hätte nahe gelegen, direkt in den Produktionsort seines Lieblingsbieres zu ziehen, aber aus irgendeinem unerklärlichen Grunde stellte er den Gedanken zurück und wählte als Aufenthaltsort, allen überraschend, Coburg. Am 4. Juni 1803 langte er in Coburg an und bezog die im voraus gemietete Wohnung im Grunerschen Hause in der Gymnasiumsgasse.
    Was ihn nach Coburg zog, war in erster Linie der dortige Minister von Kretschmann, in dem Jean Paul einen genialen Staatsmann zu finden hoffte. Eines solchen Wirken in der Nähe zu beobachten, schien ihm allein einen Wechsel seines Wohnortes wert. Aber gerade der Minister, mit dem Jean Paul sofort in einen regen persönlichen Verkehr trat, sollte ihm bald den Aufenthalt in Coburg zuwider machen. Wohl hatte sich Kretschmann um die Ordnung der Finanzen des Landes große Verdienste erworben, aber er hatte allem Anschein nach seine eigenen Finanzen bei dieser Gelegenheit mitgeordnet. In Wangenheim erstand dem allmächtigen Staatsmann ein heftiger Gegner. Zunächst siegte Kretschmann, und Wangenheim, mit dem Jean Paul auch inzwischen in nähere Verbindung gekommen war, wurde verbannt. Erst nach dem Tilsiter Frieden erreichte auch Kretschmann das Verhängnis. Eine Revision seiner Amtsführung stellte eine Reihe von Unregelmäßigkeiten fest, die ihn seine Stellung kosteten. Jean Paul stand beim Beginn dieses Kampfes zwischen den beiden Parteien. Der Hof verhielt sich dem Dichter gegenüber sehr zurückhaltend. Alle diese Umstände warfen von vornherein über den Coburger Aufenthalt dunkle Schatten. Jean Paul nahm sich fast unmittelbar nach seinem Einzug vor, nicht lange in der Stadt zu bleiben, die seinen Erwartungen so gar nicht entsprach.
    Immerhin war die kurze Coburger Zeit voll von Ereignissen. Tief von Jean Paul betrauert starb im Dezember, fast gleichzeitig mit Herder, auch der Herzog von Meiningen. Und in Coburg wurde dem Dichter auch der langersehnte Sohn geboren. »Ein Mann liebt doch einen Jungen ganz verflucht stark«, rief der glückliche Vater aus. Aber trotz des neuen Familienglücks siedelte man bereits im August 1804 nach Baireuth über, wo Jean Paul nun endlich bis zu seinem Ableben bleiben sollte.
    Kurz vor der Übersiedlung nach Baireuth unternahm Jean Paul eine Reise nach Erlangen. Auf Veranlassung der Frau von Kalb wollte er mit dem dortigen Professor der Theologie Le Pique und Professor Mehmel, dem Herausgeber der Erlanger Literaturzeitung, Fühlung gewinnen. Aus der Feder Le Piques haben wir einen Bericht über Jean Pauls Persönlichkeit, der ihn uns zu jener Zeit in den lebendigsten Farben vor Augen stellt. Le Pique schreibt:
    »Am Dienstag nach Pfingsten kam… Romer zu mir und erzählte mir folgendes: Gestern, als sie – Romer, Meinecke, Walther – im Welsischen Garten gewesen, sei ein Fremder dahin gekommen von so auffallendem Äußern, daß mehrere sich

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