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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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wird der Bruder mit Hilfe eines Friseurs in einen vornehmen Reisenden verwandelt. So suchen die beiden den Grafen auf. Und wirklich: da Klothar den Notar für einen Standesgenossen hält, überläßt er ihm seine Hand zum Druck und ist im Begriff, ihn als Freund anzunehmen, als Walt in seiner Ehrlichkeit sich zu erkennen gibt. Der Graf braust auf. Fast kommt es zu einem Duell zwischen Klothar und Vult. Im Augenblick durchschaut Walt die ganze innere Hohlheit seines Idols. Die Brüder kehren in Vults Stube zurück. Walt entledigt sich seiner Verkleidung. Vult flicht ihm den alten bürgerlichen Zopf, und Tränen strömen den beiden ungesehen aus den Augen. In unendlich zartem Überwallen gesteht Vult seine Eifersucht auf den Grafen. Ein neues Herzensband schlingt sich um die brüderlichen Herzen.
    Bald erhält Walt Gelegenheit, in das Haus des Generals Zablocki zu kommen. Dieser gibt ihm erotische Memoiren zu kopieren. Täglich sitzt Walt in dem Zimmer, in der Nachbarschaft der geliebten Wina, und öfters kann er ihre Singstimme hören, die ihn zu Liebestraumkühnheiten begeistert. Wina hat den Grafen, wie sich herausstellt, nicht sonderlich geliebt, sondern sich mehr aus treuer Kindesliebe mit ihm verlobt, weil sie mit seinem Reichtum dem verschuldeten Vater zu helfen gedachte. Die Trennung erschüttert sie deshalb auch nicht allzusehr. Die Nähe der Geliebten dauert übrigens für Walt nicht lange. Schon nach einigen Tagen fährt Wina mit ihrem Vater zur Leipziger Messe.
    Unterdessen hat der lustige Flitte, von Schulden bedrängt, sich zu einem ebenso lustigen wie durchtriebenen Streich entschlossen. Wegen seiner Gläubiger wohnt er in einem Glockenturm, durch enge und steile Treppen vor lästigen Besuchen geschützt. Als aber jetzt selbst diese Treppen ihn nicht mehr vor dem Ruin bewahren können, fingiert er zu sterben und läßt Walt als Notar kommen, um sein Testament aufzusetzen. Selbst Neupeter, dessen Tochter Raphaela er heiraten möchte und die er längst gewonnen, ist in diesem Testament bedacht, um den Vater zur Einwilligung zu bringen. Mit einem Arzt, dem er Geld schuldig ist, ist verabredet worden, daß dieser ihn nach dem Testament durch eine Wunderkur retten wird, so daß der Arzt sich durch einen erhöhten Ruf bezahlt machen kann. Walt ahnt von diesem durchtriebenen Streich nicht das mindeste. Mitleidig sieht er Raphaela Neupeter weinend im Garten stehen und geht zu ihr, um sie über den Verlust des Geliebten zu trösten. Aber das weiße Schnupftuch des Türmers, das verabredete Zeichen für Flittes Tod, will nicht am Turm erscheinen.
    Seit Winas Abreise hat Walt selbst einige Reisetage geplant, weil ihn die von Wina verlassene Stadt bedrückt. Eines Tages wandert er ins Freie, sieht Pestiz von fern liegen und die Chaussee, die nach Leipzig führt. Die fernen Pestizer und Lindengebirge liegen zwischen ihm und Wina, deren Bild ihn ständig umschwebt. Er gibt sich der Seligkeit des Wanderns hin, offen allen Eindrücken, die in ihn einströmen. Kein Kind, das ihn nicht entzückte, kein Bettler, dem er nicht aus geträumtem Überfluß abgäbe. Die mit Beeten gesäumten Felder lachen und jubeln, und jede Wirtsmahlzeit wird ihm zu einer Opferfeier. Er sieht Brautwagen und Kirchen, Bildermänner und Geburtshelfer, und alle spiegeln ihm tausendfältig das schöne eilende Leben. Aber seine Reise ist von seltsamen Zeichen begleitet. In einem Dorfe redet ihn der Wirt bei Namen an. In einem andern findet er in einem Kinderschreibheft seinen Namen eingeschrieben. In einem Bilderbuch ist ein Januskopf mit seinem und Vults Gesicht eingezeichnet, und als er in einer ihm gänzlich unbekannten Stadt Altfladungen umherschlendert, gibt ihm der Postreiter einen Brief von Vult ab. Vult aber schreibt, daß er alle bisherigen Stationen von Walts Reise lebhaft geträumt habe und deshalb mit Erfolg nach Altfladungen an ihn schreiben könne. Selbst von der unheimlichen Maske, der Walt in dem Wirtshaus eben begegnet ist, weiß Vult schon. Er sagt voraus, daß die Maske abends um acht Uhr das Zimmer verlassen und eine Stelle im Garten bezeichnen werde, an der Walt dann einige alte Friedrichsdors finden werde. Und wirklich trifft alles ein. In einem Maulwurfshügel findet Walt die alten verrosteten Geldstücke. Aber weiter ist ihm der Weg prophezeit: An Joditz wird er nächsten Tages vorübergehen, St. Lüne links liegenlassen, dann durch eine Landschaft voller Lustschlösser nach Rosenhof kommen, nachdem er auf einer Fähre die

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