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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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aufzuheben, wo er sie bestimmt kaufen und bezahlen wolle, und geht heim in dem sichern Gefühl, nun den Weg gefunden zu haben, der ihn zu den höchsten Staffeln des Ruhms tragen wird.
    Indes ist kurz vor dem Geburtstag der letzte Souverain angebrochen. Bittere Zweifel überkommen Engeltrut, wie es nun werden soll. Zwar hofft auch sie, daß aus dem Wandschränkchen das sichere Glück hervorbrechen werde, aber diese Hoffnung ist doch allzu unsicher. Endlich kommt der schicksalsschwere Tag. Der Schulmeister und Notar treten ein. Die Siegel des Schränkchens werden geprüft, der Schrank geöffnet. Darinnen ist aber nur der Rosentopf, den der Vogler kurz vor seinem Sterben in seine Kammer trug. In der Aufregung läßt Helf den Blumentopf fallen, und siehe da: über den Boden rollen an 300 halbe Goldsouverains. Alle Träume sind in den Bereich der Möglichkeit gerückt, Drotta als Braut und das Abcbuch in greifbarer Nähe.
    Es kostet Mühe, den Wildmeister zur Einwilligung zu bewegen. Mit unendlicher Zartheit ist die Vereinigung des jungen Paares geschildert. Endlich wird die Hochzeit festgesetzt. Alle Register Jean Paulscher Darstellungskunst werden zu diesem Freudentage gezogen. Aber das höchste Glück soll dem überglücklichen Bräutigam doch nicht von seiner Braut und jungen Frau kommen, sondern von einem seltsamen Hochzeitgast, der sich überraschend einstellt. Es ist der Studiosus Pelz, ein bemoostes Haupt, das schon so manchen Sturm erlebt hat. Mit geräuschvoller Lustigkeit führt er sich ein. Aber gleich versteht er das Interesse des Bräutigams, sehr zum Kummer der Braut, zu erregen. Er entwickelt die kühnsten Pläne zur Ausnutzung des genialen Abcbuches. Als er die Verse gelesen, fragt er, weshalb der Dichter nicht zum Beispiel bei dem ersten Verse den Affen und den Apfel in Holzschnittmanier darüber gezeichnet habe? Selig greift der Autor diesen Gedanken auf. Aber der Studiosus hat noch ganz andere Pläne.
    Wie anders verlaufen die Flitterwochen, als Drotta sie sich vorgestellt. Mancherlei Reminiszenzen an die eigenen Flitterwochen mag Jean Paul hier eingeflochten haben. Auch ihn wird wahrscheinlich die Arbeit nicht losgelassen haben, und manche Träne Karolinens wird während der Flitterwochen über ihre Wangen gelaufen sein. So hält auch den Dichter des Bienrodischen Abcs sein Werk gefesselt. Es wird in Holz geschnitten. Pelz gibt keine Ruhe. Er selbst schneidet die leblosen Sachen sauber aus, Helf aber alle lebenden Wesen, ob sie nun Vieh, Affen oder Menschen sind. Endlich sind drei Exemplare fertig, und nun kommt Pelz mit seinem »Fundamentalrat« heraus, nämlich das Werk dem Markgrafen zuzueignen und die drei Exemplare den drei kleinen Markgrafen submissest zu überreichen. Gedacht – getan. Helf macht sich auf, in die Stadt zu dem Markgrafen zu gehen. Seine Abenteuer im Schloß sind nicht gerade rühmlich. Er muß einer Sitzung des Tabakskollegiums beim Markgrafen beiwohnen, und die erste Pfeife in seinem Leben erfordert ihr Opfer. Aber der Markgraf ist entzückt von der Fibel und gibt dem überglücklichen Autor die Zusicherung, daß er seine und keine andere Fibel in sämtlichen Schulen seiner Markgrafschaft einführen und daß er ihm einige Zimmer des Schlosses als Werkstätte anweisen würde. Als Helf die Einweisungsakte gesiegelt und unterschrieben in der Hand hält, läuft er spornstreichs zu Fuß nach Hause.
    Ein neues Leben und Treiben entwickelt sich nun in dem Dorf und dem markgräflichen Schloß, das in dem Dorf gelegen ist. Außer Pelz hat sich noch ein Franzose namens Pompier als zierlicher Vergolder des Buchschnitts eingefunden. Ein Drucker Fuhrmann kommt mit einer Presse angezogen. Nun werden die Fibeln in Riesenauflagen hergestellt. Die »großen Geschäfte« beginnen, denn alle Schulkinder weit und breit müssen die Fibel kaufen. Fibels Ruhm wächst ins Ungeheure. Kein Autor weit und breit, der solche Auflagen aufzuweisen hätte. Und von außen her wächst nun der Ruhm auch in Helfs Inneres hinein. Er gewöhnt sich an den Gedanken, ein großer Mann zu sein. Pelz wird zum eigentlichen Ohrenbläser seines Ruhms. Er gründet eine Akademie, in der nur Vorlesungen über das Leben Fibels gehalten werden dürfen. Er selbst und Pompier sind die Mitglieder dieses Instituts, das alle Nachrichten über das Leben des großen Mannes sammelt. In seiner Vergangenheit wird nachgeforscht, sein Aufwachsen in dem kleinen Vogelstellerhäuschen Tag für Tag festgelegt. Fibel selbst merkt, daß er noch

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