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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Ziel und Zweck kennt. Ein herrliches Weihnachtsfest verlebt so der kleine Helf, wie er genannt wird, mit der Mutter allein. Aus dem ruhigen Ablauf der Tageszeiten brechen tausend Freuden in das Leben. Seligkeit ist es, ganz spät schlafen zu gehen, durch das Fenster den Christbaum in der Pfarrerstube schimmern zu sehen – die Bauern bescheren erst des Morgens – und sich dann in Vaters Bett auszustrecken, was alles die Mutter im Gegensatz zum strengen Vater duldet. Als Weihnachtsgeschenk erhält Helf ein kleines, geheftetes Buch, in dem allerdings nichts darinsteht, das aber gerade deswegen dem Knaben alle Bücher der Welt ersetzt. Als er erst lesen und schreiben kann, liest er, genau wie der kleine Fritz Richter, alles, was ihm in die Quere kommt: die Bibel, einen alten Druckbogen, der weiß Gott wie in das Häuschen des Voglers gekommen, einen alten Markgrafen-Hof- und Staatskalender. Die Mutter sieht in dem Sohn den künftigen Gelehrten und wohl gar einen Rector magnificus , weil ein Pate von ihm einer ist. Der Vogler aber will Helf zum Soldaten machen. In Helf aber regt sich schon frühzeitig das Autorenblut. Da er von einer gelehrten Feder hört, aus der viele Werke geflossen, rupft er dem Star, der von dem Vater ein gelehrter Vogel genannt worden, eine prächtige Schwanzfeder aus und glaubt nun, auch gelehrte Werke schreiben zu können, und er tut es nach Art seiner Vorgänger, der Wuz und Fixlein in ihrer Kindheit.
    Ungemeine Aufregung kommt in sein Leben durch den Besuch eines richtigen Rektors, der auf der Durchreise seinen Verwandten, den Pfarrer, im Dorfe aufsucht. Der Rektor will einen Star erwerben, wie ihn der Vogler meisterhaft abzurichten versteht. Helf hat Gelegenheit, vor den großen Gelehrten zu treten. Der hält soeben dem Pfarrer einen Vortrag über die Teleologie in der Natur und wie Gott so herrlich dafür gesorgt hat, daß sich die einzelnen Geschöpfe den Bedingungen ihrer Umgebung anzupassen vermögen. So lebten auf schwarzen Köpfen nur dunkle Läuse, wie auf blonden nur helle, und er ist glücklich, in dem blonden Schopfe Helfs wirklich einige dieser liebreizenden Tierchen von dem herrlichsten Blond aufzufinden. Unvergeßliche Eindrücke für den Knaben, der von da ab einen neuen Abschnitt seines Lebens rechnet, besonders da ihn der Rektor auf Bitte des Vaters in Weinlaune auf einem Makulaturbogen zum Studenten inskribiert. Selig teilt er seine Standeserhöhung seiner kleinen Freundin Drotta mit, der Tochter des benachbarten Wildmeisters.
    Bald darauf macht der Vater im Walde einen kostbaren Fund. Ein großer grüner Vogel läßt vor ihm einen goldenen Ring mit einem großen Smaragd fallen. Siegwart nimmt den Ring nach Hause, versteckt ihn nach seiner Art stillschweigend, ohne irgend jemand etwas zu sagen. Als ein Kleiderjude durch den Ort kommt, zeigt er ihm den Stein, den er aus dem Ring gebrochen. Der Jude bietet zwei, drei und noch mehr Taler und verschluckt schließlich vor Siegwarts Augen das kostbare Stück, um ihn zum billigen Verkauf zu zwingen. Der Alte aber faßt den Handelsmann an der Kehle und zwingt mit Hilfe einer Feder den Stein wieder an die Oberfläche der Erde hervor. Jedenfalls ist bei dieser Gelegenheit dem Vogler klar geworden, daß der Stein wirklich eine Kostbarkeit ist; er geht in die Stadt, um dem Markgrafen den Stein anzubieten. Der Markgraf, der sich über den alten Waldesel amüsiert, zahlt ihm 366 halbe Souverains in die Hand aus. Siegwart versteckt die Summe, wiederum ohne etwas verlautbaren zu lassen, in einem alten Spinde.
    Bald nach diesem Ereignis fühlt Siegwart, daß er sterben würde. Der Tod des alten Vogelstellers gehört in seiner schlichten Waldseligkeit zu den schönsten Dichtungen, die die deutsche Sprache hervorgebracht hat. Durch das ganze Buch geht ein Waldzauber wie durch die Parzivaldichtung von Jean Pauls großem Landsmann Wolfram von Eschenbach. In dem Sterben des Voglers kommt dieser Zauber am stärksten zum Durchbruch. Aus Urzeiten scheint dieses Sterben genommen, so groß und heroisch ist es in seiner ganzen Schlichtheit. Siegwart bestellt selbst im Dorf die zum Eingraben nötige Mannschaft und besoldet sie mit den halben Souverains des Markgrafen. Auch einen Sarg bestellt er sich. Er kommt so matt nach Hause, daß er kaum einen Rosenstock in ein Wandschränkchen seiner Kammer hinuntertragen kann. Dem Schulmeister, der als Notar mit Testamentszeugen kommt, trägt er auf, das Wandschränkchen zu versiegeln. An Helfs sechzehntem

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