Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
Vom Netzwerk:
sein Land isset, indem er sich durch den Kommerzien-Agenten von Röper den Samen dieser Gewürze – Pfeffer-Körner, Nüsse etc., aber nicht zum Pflanzen, sondern zum Kochen – aus Amsterdam spedieren lässet. Daher umschnüret (weil die Molukken bei der Gewürz-Defraudation litten) ein Pfeffer- und Zimt-Kordon von Kadetten und Husaren das Land; niemand könnte eine Muskatnuß einschwärzen als die Muskattaube in ihrem dicken Gedärm. Alles, was meine scheerauische Leser aus den Läden nehmen, der Kaufladen mag einem großen Hause gehören, das mehr Schiffe und Reisediener auf den Beinen erhält als ich Setzer, oder er mag von einem armen Höker gemietet sein, dessen Schilderung mich schon dauert, dessen Strazza eine Schiefertafel ist und dessen Kapitalbuch eine schmierige Stubentür und dessen Kaufmannsgüter nicht zu Schiffe, sondern als Landfracht unter dem Arme oder auf der Achse, d. h. an einem Stocke auf der Achsel gebracht werden – in beiden Fällen käuet der scheerauische Leser Erzeugnisse aus Molukken, die vor seiner Nase sind. –
    Einer, der dergleichen beurteilen kann, fället nachher dem Gewürz-Inspektor von Herzen bei, welcher im scheerauischen Intelligenzblatte schreibt, 1) daß jetzt das Land Pfeffer und Ingwer um niedrigern Preis erhalten könnte, weil bloß der Fiskus imstande wäre, sie in größern, mithin in wohlfeilern Partien zu beziehen – 2) daß der Regent jetzt vermögend sei, diese Leckereien, die unsern Beutel über Indien leeren, unter allen Deutschen zuerst den Scheerauern abzugewöhnen, indem er bloß den Preis beträchtlich zu steigern brauchte – 3) und daß eine neue Dienerschaft ihr Brot hätte.
    Ich brauch’ es nicht zu verteidigen, daß unser Fürst – da die russische Kaiserin Dörfern das Stadtrecht gibt – Schutt-Hügeln das Inselrecht erteilt, oder daß er ihnen ostindische Namen schenkt, da jeder Tropf von Schiffer bei der größten Insel, die er noch dazu mehr entdeckt als macht, Patenstelle vertreten darf. Unser Sumatra ist über ¼ Quadratviertelstunde groß und hat hauptsächlich Pfeffer – die Insel Java ist noch größer, aber noch nicht fertig – auf Banda, das dreimal so groß als der Konzertsaal ist, liefert die Natur Muskatnüsse, auf Amboina Gewürznelken – auf Teidor steht ein artiges Landhaus eines bekannten Scheerauers (des Doktors hier selber) – die kleinen Molukken, die in den Weiher hineinpunktiert sind, kann ich samt ihren Produkten in die Westentasche stecken, sie haben aber ihr Gutes. – Wer noch in keiner Seestadt, in keinem Hafen war: der kann hieher in den Scheerauer reisen und selber nachmittags ein Zeuge davon werden, was in unsern Tagen der Handel ist, den die verbundnen Hände aller Völker heben – hier kann er sich einen Begriff von Kauffahrteiflotten machen, von denen er so viel, aber nur blind gelesen und die er hier wirklich über unsere Teich segeln sieht – er kann die sogenannte Gewürzflotte des Herrn Kommerzien-Agenten von Röper sehen, die gleich einem hitzigen Klima die nötigen Gewürze, die er verschrieben, unter alle Inseln austeilt – er kann auch auf arme Teufel stoßen, die auf ein wenig Floßholz sich aus Ostindien die wenigen Kaufmannsgüter abholen, die sie kreuzerweise absetzen – am Hafen und Ufer, wo er selber steht, kann er bemerken, was der Küstenhandel ist, den da sogenannte Fratschler-Weiber mit Pfeffer- und Welschen-Nüssen im kleinen treiben.«
    Ende von Nro. 16
     
    Das zweite Stück der Fenkischen Zeitung ist eine Schilderung eben dieses Kommerzien-Agenten von Röper ohne seinen Namen. Wenn der Leser diese Abschweifung gelesen hat: so wird er sagen, es war gar keine.

Nro. 2 1
     
    Ein unvollkommner Charakter, so für Romanenschreiber im Zeitungkomptoir zu verkaufen steht
    Im Roman gefallen wie in der Welt keine vollkommen-gute Menschen; aber auch auf der andern Seite wird einer weder Lesern noch Nebenmenschen gefallen, der ganz und gar ein Schelm ist – bloß halb oder dreiviertel muß ers sein, wie alles in der großen Welt, Lob und Zote und Wahrheit und Lüge.
    Im Zeitungkomptoir steht ein halber Schelm und wird allen Romanschreibern im Scheerauischen um das wenige, was sie dafür geben können, verkäuflich erlassen. Ich versichere die Herrn Schreiber, daß ich etwa nicht die Unvollkommenheiten dieses Schelms übertreibe, um ihn teuerer abzusetzen; der Inhaber nimmt den Schelm wieder zurück, wenn er nicht Bosheit genug hat.
    Dieser unvollkommne Charakter wurde im Kirchenstaat gezeugt

Weitere Kostenlose Bücher