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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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ging hinaus. Venera sah ihm erschrocken und ratlos nach.
    Auch die Soldaten waren aufgestanden und vermieden es, sie anzusehen.
    Venera hielt Eilen mit ihrem Blick fest. » Was will sie versuchen?«
    Die andere seufzte tief auf. »Margit versteht viel von Chemie und Biologie«, sagte sie. »Deshalb ist sie unsere Botanikerin. Vor drei Jahren kam sie auf die Idee, eine Expedition auszuschicken, wie du sie eben beschrieben hast. Sie wählte einen Mann aus, der fähig, intelligent und mutig war, aber dem sie nicht vollkommen vertraute. Um zu gewährleisten, dass er zurückkehrte … verabreichte sie ihm eine Injektion. Ein schleichendes Gift, das erst nach zehn Tagen wirken sollte. Wenn er innerhalb dieser Zeit zurückkehrte, wollte sie ihm das Gegenmittel spritzen, und alles wäre in Ordnung gewesen.«
    Venera betrachtete die über den Tisch gerutschten Karten: »Was ist passiert?«
    »Der Rückflug verzögerte sich wegen eines Sturms. Er kam erst am elften Tag zurück.«
    Venera zögerte - aber sie kannte die Antwort bereits. »Wen hat Margit damals entsandt?«
    »Moss«, sagte Eilen und erschauerte. »Sie hat Moss ausgeschickt.«

6
    »Ich muss gestehen, ich habe nichts anderes erwartet«, sagte Margit. Venera stand in der Tür zu ihrer Wohnung, unauffällig in eng anliegendes schwarzes Leder gekleidet. Zwei Soldaten ragten hinter ihr auf, sie spürte ihre schweren Hände auf den Schultern.
    »Im Rückblick betrachtet«, sagte Venera kleinlaut, »hätte ich auf Stolperdrähte gefasst sein müssen.« Die Innenwände des Hofes waren einfach zu verlockend; ohne den Metallpanzer wog Venera nur etwa zwanzig Pfund und hätte leicht Hand über Hand an dem Fallrohr neben Odess’ kleinem Fenster emporklettern können. »Es gibt keinen anderen Weg nach drinnen oder draußen außer über diese Wand. Natürlich sind Alarmeinrichtungen installiert.«
    »Ich hätte nur noch nicht so bald damit gerechnet«, sagte Margit. Sie warf sich einen Hausmantel über ihr lavendelblaues Nachthemd und zündete an der Kerze, die sie schon in der Hand hielt, eine zweite an. Es ging gegen Mitternacht, aber Venera sah auch im Dunkeln, wie prächtig ihre Wohnung war. Sie bestand aus mehreren hohen Zimmern, überall hingen Wandteppiche, und die Böden waren mit Mosaikfliesen belegt.

    Dass Margit nicht so lebte wie ihre Untertanen, war begreiflich. Das hätte Venera auch nicht getan. Inzwischen hatte sie die Botanikerin so weit durchschaut, dass es für sie nicht mehr infrage kam, in Liris zu bleiben. Also war sie, nachdem sie ihren Kollegen eine gute Nacht gewünscht hatte, in ihr Kämmerchen zurückgekehrt und hatte gewartet. Als alles still und dunkel war, hatte sie sich hinausgeschlichen und ein Fenster aufgestemmt, das auf den Innenhof hinausging.
    Sie hatte nicht mehr vernünftig denken können. Moss’ Geschichte hatte sie so tief erschüttert, dass sie den Kopf verloren hatte. Wenn sie die Situation nicht wieder unter Kontrolle bekam, wäre sie ernsthaft in Schwierigkeiten.
    »Treten Sie ein, und setzen Sie sich. Wir müssen uns unterhalten«, sagte Margit. »Ihr könnt gehen«, wandte sie sich an die Soldaten. Die nahmen die Hände von Veneras Schultern und zogen sich hinter die schwere Eichentür zurück. Sie hatten einen langen Weg über die Wendeltreppen hinab ins Erdgeschoss von Liris vor sich. Gut, dachte Venera.
    Sie setzte sich auf einen Diwan von dekadentem Aussehen, ließ aber die Füße fest auf dem Boden, um notfalls sofort aufspringen zu können.
    Um die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen, musste sie als Erstes die Gesprächsführung an sich bringen. Margit machte den Mund auf, aber Venera kam ihr zuvor: »Wie kommt ein Erbe von Sacrus dazu, eine kleine Nation wie Liris zu regieren?«
    Margit kniff die Augen zusammen. »Müsste nicht ich die Fragen stellen? Warum wollen Sie das überhaupt wissen?«, fragte sie und ließ sich graziös gegenüber
von Venera nieder. »Berufliche Neugier vielleicht? - Immerhin sind Sie selbst aus adeligem Hause, nicht wahr? Eine Nation wie Liris wäre eine passende Spielwiese, um zu lernen, wie man Macht gebraucht. Sind Sie an einer Führungsposition interessiert?«
    »Nur theoretisch«, sagte Venera. »Es ist nichts, was ich gezielt anstreben würde.«
    »Ich nehme an, es geht Ihnen auch nicht darum, Ihren neuen Landsleuten beizustehen. Sie wollten ganz einfach nur fliehen.«
    »Natürlich. Sie haben mich zwangsrekrutiert und in Ihre Dienste gezwungen. Und Sie geben selbst zu, dass Sie

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