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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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ihr ab. Wenn sich also eines von Candesces vielen Systemen abschaltet, und sei es nur für einen Moment, dann bekommen wir das mit. Sogar, wenn so etwas seit Menschengedenken nicht vorgekommen ist.«
    Sie setzte sich wieder. »Nur jemand, der einen Schlüssel hatte, konnte Candesce betreten und manipulieren. Und der letzte Schlüssel ging schon vor Jahrhunderten verloren. Sie können sich vorstellen, was für eine Aufregung dieser Ausfall hier und im Ausland auslöste. Die Prinzipalitäten machen mobil, und in letzter Zeit schnüffeln Agenten vom Heimatschutz Virga überall herum, sogar hier bei uns.«
    Heimatschutz? Davon hatte Venera noch nie gehört. Aber sie hätte sich ohrfeigen können, weil sie nicht bedacht hatte, dass sie und ihr Mann mit ihrem raffinierten Manöver alle Mächte dieser Welt alarmieren würden. Wieder einen Stolperdraht erwischt, dachte sie.
    »Es war nur eine Frage von Tagen, bis wir Namen und Personenbeschreibung von Ihnen, Ihrem Mann und anderen Mitgliedern Ihrer Gruppe bekamen«, sagte Margit. »Wir bezahlen unsere Spitzel gut. Als daher eine Frau, die der Beschreibung entsprach, wie durch
ein Wunder am Himmel von Groß-Spyre auftauchte, traten wir in Aktion.«
    »Ich war wirklich sehr dumm«, sagte Venera verbittert. »Dann waren es also Soldaten von Sacrus, die mich hierher trieben?«
    »Das kann ich Ihnen nicht einmal so genau sagen«, gestand Margit. »Ich weiß zwar, dass unsere Männer an diesem Abend draußen waren. Aber das kann auch für andere gelten. Jedenfalls befahl man mir, sobald ich mitteilte, dass ich Sie in meiner Gewalt hatte, Sie und den Schlüssel auszuliefern. Den Schlüssel konnte ich meinen Vorgesetzten nicht gut verweigern - aber von Ihnen wollte ich mich nicht trennen.«
    Angst und Wut durchströmten Venera, als sie begriff, was Margit damit sagen wollte. »Der Schlüssel ist also …«
    »Im Grey-Hospital eingesperrt. Dort bewahrt Sacrus all seine Neuerwerbungen auf«, sagte Margit selbstgefällig. Sie leerte ihr Weinglas und zeigte damit auf Venera. »Aber Sie sind hier. Ich habe Liris übernommen, um einen Stützpunkt zu haben, von dem aus ich selbst Macht aufbauen konnte. Sie könnten mir als Druckmittel dienen. Warum sollte ich auf Sie verzichten?«
    »Und das Angebot, mich auf Reisen zu schicken …«
    »Ich verstärke den Druck und erkaufe mir eine gewisse Sicherheit, indem ich Sie von Spyre weg und an einen geheimen Ort bringe, den nur ich kenne«, antwortete Margit. »Aber Sie sollten froh sein, dass ich Ihnen nicht durch Folter abgerungen habe, was Sie wissen. Ich möchte Sie lieber auf meiner Seite haben. Und ich habe Sie bisher gut behandelt, das können Sie nicht bestreiten.«

    Venera nickte vorsichtig. »Den Schlüssel zu Candesce für sich zu behalten, wäre zu riskant gewesen. Aber ein nicht ganz so starker Trumpf …«
    »… der Informationen über den Schlüssel hat, die sich als Tauschobjekt eignen … Informationen, die ich gerade jetzt gut gebrauchen kann.« Margits Lächeln hatte etwas Katzenhaftes.
    Das Bild war immer noch nicht ganz stimmig. »Wieso haben Sie zugelassen, dass ich nach Klein-Spyre hinauffuhr?«, fragte Venera. »Warum sind Sie das Risiko eingegangen, mich auf dem Markt zur Schau zu stellen?«
    »Ich wollte beweisen, dass Sie tatsächlich in meinem Besitz waren«, sagte Margit achselzuckend. »So lange die Verhandlungen darüber, was ich abgeben sollte, noch im Gange waren. Sacrus war auf dem Markt anwesend. Ich bot seinen Vertretern die Gelegenheit, Sie zu begutachten, aber bei all den Wachen und Schutzmaßnahmen auf dem Markt konnten sie Sie nicht einfach entführen. Es war der sicherste Ort in Spyre, um Sie zu präsentieren.«
    Für jemanden, der nicht gewöhnt war, als Spielball der Politik missbraucht zu werden, wären diese Offenbarungen überraschend gewesen. Doch Venera fand es geradezu beruhigend zu entdecken, dass man sie benützt hatte. Diese Rolle war ihr vertraut.
    Sie wusste genau, was Sacrus jetzt tun würde. Sie hatte selbst schon davon geträumt: man nahm den Schlüssel, betrat Candesce und schaltete die Erste Sonne ab. Wenn sich Dunkelheit und Kälte auf die Prinzipalitäten herabsenkten, stellte man seine Forderungen an die Millionen, deren Leben von Candesce abhing. Man
konnte alles verlangen - Macht, Geld, Geiseln oder Sklaven. Man hatte das ultimative Druckmittel in der Hand.
    Aber es wäre hilfreich, genügend erfahrene Männer für eine eigene Flotte zu haben, denn eine der ersten Forderungen wäre,

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