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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Nullen beeindrucken, aber glauben Sie mir, die Summe ist belanglos und schnell ausgegeben. Ich habe Kundinnen, die für einen einzigen Pelzmantel mehr bezahlen. Also, gibt es noch irgend etwas, mit dem ich Ihnen helfen kann, Mr. Sturgis?«
    »Mr. und Mrs. Ramp haben keine gemeinsamen Konten?«
    »Nein.«
    »Ist Mr. Ramp auch ein Kunde Ihrer Bank?«
    »Ja, aber es wäre mir lieber, wenn Sie sich mit ihm selbst über seine Finanzen unterhielten.«
    »Klar«, sagte Milo, »also jetzt zu diesen Kreditkartennummern.«
    Angers Finger tanzten über die Tastatur. »Es gibt drei Karten: American Express, Visa und Master Card.« Er deutete darauf. »Das sind die Nummern, unter jeder steht das Kreditlimit und der ausgegebene Gesamtbetrag für das laufende Jahr.«
    »Sind das alle?« fragte Milo und schrieb. »Ja, Mr. Sturgis.«
    Milo schrieb es ab. »Alle drei zusammengerechnet hat sie ein Kreditlimit von ungefähr fünfzigtausend im Monat.«
    »48.555.«
    »Keine Einkäufe mit American Express, überall nicht viel. Sieht so aus, als ob sie nicht viel kauft.«
    »Das braucht sie ja auch nicht«, sagte Anger. »Wir kümmern uns um alles.«
    »Wie ein kleines Kind«, murmelte Milo.
    »Wie bitte?«
    »So wie sie lebt, wie ein kleines Kind. Bekommt ihr Taschengeld, man kümmert sich um alles, keine Aufregungen, keinen Ärger.«
    Angers Hand krümmte sich über den Tasten. »Es muß amüsant sein, sich über die Reichen lustig zu machen, Mr. Sturgis, aber ich habe bemerkt, daß Sie materiellen Reizen gegenüber nicht immun sind.«
    »Ist das so?«
    »Ihr Porsche, Sie haben ihn gewählt, weil er Ihnen etwas bedeutet.«
    »Ach so«, sagte Milo, »der ist geliehen, mein normales Beförderungsmittel ist viel unbedeutender.«
    »Wirklich?« fragte Anger. Milo sah mich an. »Sag’s ihm.«
    »Er fährt ein Moped«, sagte ich, »besser für die Überwachungsarbeit geeignet.«
    »Außer wenn es regnet«, sagte Milo, »dann nehme ich einen Schirm.«
    Wieder im Porsche, stellte Milo fest: »Sieht so aus, als ob sich die kleine Melissa hinsichtlich der Absichten ihres Stiefvaters getäuscht hat.«
    »Wahre Liebe?« fragte ich. »Trotzdem schlafen sie nicht zusammen.«
    Achselzucken. »Vielleicht liebt Ramp sie wegen der Reinheit ihrer Seele.«
    »Oder vielleicht hat er vor, die Gültigkeit der Vereinbarung eines Tages vor Gericht anzufechten.«
    »Was für ein mißtrauischer Kerl du bist«, sagte er. »Wir sollten uns aber lieber über den Verbleib dieses vielen Taschengeldes Gedanken machen.«
    »Zwei Millionen?« wiederholte ich sarkastisch. »So ein bißchen Kleingeld? Laß dich nicht von ein paar Nullen durcheinanderbringen, Mr. Sturgis.«
    »Himmel behüte!«
    Er fuhr langsam auf den Cathcart Boulevard zurück. »Die Sache ist, er hat ja recht. Bei ihrem Einkommen, hundertzwanzig im Jahr, könnte es wie ein bißchen Kleingeld aussehen, wenn sie es ausgäbe! Aber nachdem ich ihr Zimmer gesehen habe, wüßte ich nicht, wofür sie es ausgegeben haben könnte. Bücher und Zeitschriften und ein paar Gymnastikgeräte kosten keine hundertzwanzig Scheine pro Jahr, zum Teufel, sie hat nicht mal einen Videorecorder gehabt. Allerdings ist da diese Therapie, aber die macht sie erst seit einem Jahr. Wenn sie ihr Geld nicht heimlich einem guten Zweck spendet, muß sich das Taschengeld von achtzehn Jahren zu einem ganz netten Sümmchen gehäuft haben, auch für ihre Verhältnisse. Vielleicht hätte ich unter ihrer Matratze nachsehen sollen.«
    »Könnte sein, daß sie davon die Radierung - die beiden Radierungen - von Mary Cassatt gekauft hat?«
    »Möglich«, sagte er, »aber dann bleibt immer noch eine Menge übrig. Wenn sie es in einer anderen Bank deponiert hat, müßten wir es bald entdecken.«
    »Wie könnte sie zu einer anderen Bank gegangen sein, ohne je das Haus zu verlassen?«
    »Bei solchen Summen würden eine Menge Banken auch zu ihr kommen.«
    »Weder Ramp noch Melissa haben irgendwelche Besuche von Banken erwähnt.«
    »Das stimmt«, sagte er, »also hat sie es vielleicht einfach versteckt, für schlechte Zeiten. Und vielleicht sind die schlechten Zeiten gekommen, sie hat’s genommen und ist damit abgesaust.«
    Ich dachte darüber nach.
    Er fragte: »Was?«
    »Reiche Dame kreuzt mit Millionen Dollar in einem Rolls herum. Klingt nach Überfall.«
    Er nickte. »In hundert verdammten Sprachen.«
    Wir fuhren zum Sussex Knoll zurück, damit ich meinen Wagen abholen konnte. Das Tor war geschlossen, aber zwei Flutlichtlampen waren eingeschaltet.

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