SÄURE
ich suchen nämlich etwas, näher am Strand. Wir sind jetzt auf der anderen Seite unten bei Las Flores, aber den Strand können Sie vergessen, Mann, viel zu naß und lauter Steine. Wir sind auch bereit zu arbeiten, leichtes Au-pair oder so, aufs Baby aufpassen, egal was, im Tausch gegen ein Zimmer. Todd hat gesagt, er würde uns helfen, aber wir finden, wir können selbst für uns sprechen.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Ich kenne zwar Todds Hausbesitzer, aber ich bin kein Makler.«
Das Gesicht der Blonden verzog sich zu einer häßlichen Grimasse, obwohl es zugleich seine Schönheit behielt. »Was für ein Mist! Hab’ ich dir’s nicht gesagt, Mar, ist doch totaler Mist!«
Die Rothaarige rümpfte die Nase und sah beleidigt aus. Ich fragte: »Was ist denn los?«
»Todd«, sagte die Rothaarige, »er hat uns angeschissen.«
»Wieso denn?«
»Er hat gesagt, Sie wär’n Maklerhengst, und wenn wir nett zu ihm wären, würde er mit Ihnen reden, damit wir hier was an der Broad Beach finden. Wir haben hier schon mal gewohnt, mit au pair bei Dave Dumas und seiner Frau, als sie sich hier letzten Sommer eingemietet hatten; also denken die Leute, daß wir hier immer noch wohnen und machen uns keinen Ärger, wenn wir herkommen, aber wir wollen hier richtig wohnen, oder wenigstens irgendwo im Trockenen.«
»Dave Dumas, der Basketballspieler?«
»Ja, Mr. Stretch.« Gemeinsames Kichern.
»Wir haben uns um seine Kinder gekümmert«, sagte die Blonde. »Echt große Kinder für einen echt großen Typ.« Sie lachten noch ein bißchen, wurden dann plötzlich ernst.
»Wir würden wirklich gern wieder hier am Broad wohnen, der Strand ist echt Klasse, und die Konzerte in Trancas Cafe kommen total gut rüber. Letzte Woche war Eddie Van Halen da und hat mitgespielt.«
»Wir sind bereit zu arbeiten«, sagte die Rothaarige. »Todd sagte, er könnte uns was besorgen.«
»Homo-boy!« sagte die Blonde. »Das letztemal, daß wir nett zu ihm waren.« Sie ließ den Motor des Golf an. Der Hund sprang vor Schreck hoch.
Ich fragte: »Was hat er denn eigentlich genau von Ihnen gewollt?«
»Er war so - er hat echt so getan, als ob er geil wäre. Grabscht uns ab, während Sie zusehen.« Sie wandte sich an die Rothaarige: »Ich hab’s dir gesagt, Mar, ich hab’s ja gewußt. Todd ist nicht echt.«
»Todd ist in Wirklichkeit nicht geil?«
Allgemeines Gekicher. Die Rothaarige nahm ein Stück Popcorn aus der Schachtel und gab es dem Hund hinten auf dem Rücksitz. »Er mag es«, sagte sie, »Bernie ist ein Zuckersüßer.«
»Guten Appetit, Bernie«, sagte ich, ging hin und tätschelte den Hund. Sein Fell war naß und voller Sand. Als ich ihm den Hals rieb, jaulte er vor Entzücken.
»Also, Todd kann man vergessen«, sagte ich.
Ein müder Ausdruck erschien auf dem Gesicht der Blonden. Von nahem betrachtet war ihr Gesicht hart, bereit zum Altern, die ersten Anzeichen einer Lederhaut von zuviel Sonne und unstetem Leben.
»Sie sind kein echt guter Freund von ihm oder was?« fragte sie.
»Überhaupt nicht«, antwortete ich. »Ich kenne die Leute, denen das Haus gehört, aber Todd bin ich erst einmal begegnet.«
»Also sind Sie nicht, wie…« Die Blonde lächelte, zog die Augenbraue hoch und hob müde das Handgelenk empor. »Traace, das ist ja so gemein!«
»So?« sagte die Blonde. »Er macht das doch, ihm sollte das peinlich sein!«
Ich fragte: »Todd ist schwul?«
»Na klar«, sagte die Rothaarige.
»Ein Muskelhomoboy«, ergänzte die Blonde.
»Schade um die Muskeln«, meinte die Rothaarige. Der Hund hustete. Sie sagte trocken: »Kratz mal nicht ab, Bern.«
»Darum war es so fies«, sagte die Blonde, »benutzt uns, um so zu tun, als ob er auf Mädchen steht. Vielleicht hat er’n tollen Körper, aber im Kopf ist bei ihm nichts los, das ist ja wohl klar.«
»Woher wissen Sie, daß er schwul ist?« fragte ich.
»Na«, lachte die Blonde und ließ den Motor wieder aufheulen, »nicht, daß wir rumlaufen und zugucken, wie er’s macht oder was.«
»Zu ihm kommen die ganze Zeit Typen, es geht immer rein und raus«, sagte die Rothaarige. »Er sagt, er trainiert mit ihnen, aber einmal habe ich ihn und diesen Typ gesehen, wie sie sich die Hände gehalten und geküßt haben.«
»Scharf!« sagte die Blonde und stieß ihre Freundin mit dem Ellbogen an. »Das hast du mir ja noch nie erzählt!«
»Ja, das ist schon lange her; als wir noch bei Big Dave waren.«
»Big Dave«, sagte die Blonde und kicherte.
»Wie lange ist das denn her?«
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