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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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zu wagen und anzunehmen, daß er es war.
    Ich schloß mich dem nach Süden fließenden Verkehr auf dem Pacific Coast Highway an und fuhr heimwärts - sah Ramp jetzt als Nyquists Liebhaber und erinnerte mich an die Spannung, die ich zwischen Nyquist und Gina gespürt hatte.
    Spielte er sich auch ihr gegenüber als Macho auf? - War sie wütend auf ihn? - Wußte sie, was mit ihm los war? - Hatte das alles mit ihren Andeutungen zu tun, daß sie ihr Leben ändern wollte? - Getrennte Schlafzimmer. - Getrennte Bankkonten. - Ein getrenntes Leben. - Oder hatte sie über Ramp Bescheid gewußt, als sie ihn geheiratet hatte?
    Warum hatte er sie nach einem so langen Leben als Junggeselle geheiratet?
    Ginas Banker und Anwalt schienen sicher zu sein, daß er es nicht des Geldes wegen getan hatte. Sie hatten die vertragliche Vereinbarung als Beweis zitiert. Aber voreheliche Vereinbarungen und Testamente konnte man anfechten… und Lebensversicherungspolicen erwerben, auch ohne Banker und Anwälte zu informieren. Oder hatte die Erbschaft gar nichts damit zu tun; vielleicht brauchte Ramp einfach nur ein heterosexuelles Alibi gegenüber den rechtschaffenden, konservativen Bürgern von San Labrador. Heim, Herd und ein Kind, das ihn nicht ausstehen konnte. Was konnte es Amerikanischeres geben?

22
    Ich kam kurz nach fünf Uhr zu Hause an. Milo war nicht daheim. Er hatte eine neue Begrüßung auf seinem Anrufbeantworter aufgezeichnet. Keine Feindseligkeiten mehr, es klang eher geschäftsmäßig: Bitte hinterlassen Sie Ihre Nachricht!
    Ich bat ihn, mich bitte anzurufen, wenn er eine Gelegenheit hätte. Dann rief ich San Labrador an, Madeleine war am Apparat: Mademoiselle Melissa fühle sich nicht wohl, sie schlafe. - Non, Monsieur sei auch nicht da. - Ein Stocken in ihrer Stimme. Klick.
    Ich bezahlte Rechnungen, räumte die Wohnung auf und fütterte die Fische noch etwas; trainierte dreißig Minuten an meinem Skilanglaufgerät und duschte.
    Das nächstemal, als ich auf meine Armbanduhr sah, war es halb acht. Freitag abend und keine Verabredung! Ohne zu überlegen, rief ich in San Antonio an. Ein Mann antwortete mit einem müden »Hallo?«. Als ich nach Linda fragte, fragte er: »Wer ist da?«
    »Ein Freund aus Los Angeles.«
    »Oh, sie ist drüben im Behar, im Krankenhaus.«
    »Ihr Vater?«
    »Ja, hier ist Conroy, ihr Onkel - sein Bruder. Ich bin aus Houston, bin heute hergekommen.«
    »Alex Delaware, Mr. Overstreet. Ich bin ein Freund aus L.A. Hoffe, es ist nichts Ernstes.«
    »Ja, das würde ich auch gern hoffen, aber es ist leider nicht der Fall. Mein Bruder ist heute früh umgekippt. Sie haben ihn wiederbelebt, aber es war nicht einfach, irgendwas mit dem Kreislauf und den Nieren. Sie haben ihn jetzt in der Intensivstation. Die ganze Familie ist drüben, ich bin gerade zurückgekommen, um ein paar Sachen zu holen, und habe Ihren Anruf gehört.«
    »Ich will Sie nicht aufhalten.«
    »Danke, Sir.«
    »Bitte sagen Sie Linda, daß ich angerufen habe. Wenn ich irgendwas tun kann, lassen Sie es mich wissen.«
    »Das tu’ ich bestimmt, Sir. Danke für Ihr Angebot.« Klick.
    Reine Heuchelei, aber ich tat es trotzdem. »Hallo!«
    »Alex! Wie geht es dir?«
    »Bist du heute abend schon verabredet?«
    Sie lachte. »Verabredet? Nein, ich sitze nur hier am Telefon.«
    »Hast du Lust, das zu ändern?«
    Mehr Gelächter. Wieso klang es nur so gut? »Hm, ich weiß nicht«, sagte sie, »meine Mutter hat mir gesagt, ich solle mit keinem Jungen ausgehen, der mich nicht bis Mittwoch abend aufgefordert hat.«
    »Gute alte Mom.«
    »Aber auf der anderen Seite hatte sie auch wieder in vielen Dingen Scheißansichten. Wann?«
    »In einer halben Stunde.«
    Sie kam genau in dem Augenblick aus der Tür ihrer Werkstatt heraus, als ich vor dem Haus vorfuhr. Sie trug einen dünnen schwarzseidenen Rollkragenpullover und enge schwarze Jeans, die sie in ihre schwarzen Wildlederstiefel gesteckt hatte; Lippenstift, Wimperntusche, Locken voll und glänzend. Ich wollte sie, unbedingt. Bevor ich aussteigen konnte, hatte sie schon die Beifahrertür geöffnet, rutschte neben mich und strahlte mich mit einem Ausdruck von Begierde an. Eine Hand in meinem Haar, küßte sie mich, bevor ich Gelegenheit hatte, Luft zu holen.
    Wir umarmten uns und begannen eine wilde Schmuserei. Sie biß mich ein paarmal, beinahe wütend. Gerade als ich keine Luft mehr kriegte, hörte sie auf und fragte: »Was gibt’s zu essen?«
    »Ich dachte an was Chinesisches«, erinnerte mich an all die

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