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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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fragte ich.
    Erstaunen, beide sahen aus, als wüßten sie nicht, die richtigen Worte zu finden. Schließlich sagte die Rothaarige: »Das ist lange her, vielleicht fünf Wochen. Der tolle Todd und dieser andere Typ gingen hinter dem Haus herum. Genau da drüben, wo ich mit Bernie gegangen bin.« Sie deutete auf den zementierten Platz. »Und sie haben sich bei den Händen gefaßt. Dann ist dieser andere Typ in seinen Wagen gestiegen, einen weißen 560er SEC mit diesen Spezialstahlfelgen, und Todd hat sich hineingebeugt und ihm ein Küßchen gegeben.«
    »Geil«, sagte die Blonde.
    »Irgendwie süß eigentlich«, sagte die Rothaarige und machte ein Gesicht, als ob sie es auch so meinte. Aber die Einfühlung war nicht echt, und sie schüttelte sich und brach in ein nervöses Gelächter aus.
    Ich fragte: »Erinnern Sie sich, wie dieser andere Typ ausgesehen hat?«
    Sie zuckte die Achseln. »Er war alt.«
    »Wie alt?«
    »Älter als Sie«, sogar noch älter! »Zwischen vierzig und fünfzig?«
    »Älter.«
    »Vielleicht war er Todds Dad«, sagte die Blonde und grinste. »Du kannst deinen Dad küssen, stimmt’s, Mar?«
    »Vielleicht«, sagte die Rothaarige, »der kleine Todd und sein Dad küssen sich.«
    Sie sahen einander an, schüttelten die Köpfe, kicherten.
    »Unmöglich«, sagte die Rothaarige, »das war echte Liebe.« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Eigentlich sah der andere Typ ziemlich gut aus, für so einen alten Typ. So ein bißchen wie Tom Selleck.«
    Ich fragte: »Hatte er einen Schnauzbart?«
    Die Rothaarige grübelte. »Ich glaube ja. Ich weiß nur noch, daß er mich an Tom Selleck erinnerte; an einen alten Tom Selleck. Tolle Sonnenbräune, großer Brustkorb.«
    »Wie kommt es«, sagte die Blonde, »daß so viele von ihnen toll aussehen? Was für eine Verschwendung.«
    »Weil sie reich sind, Trace«, erklärte die Rothaarige. »Sie können es sich leisten, bestimmte Zusätze zu kaufen, lassen sich das Fett wegoperieren, was auch immer.«
    »Guck mich an«, sagte die Blonde und deutete auf ihren flachen Bauch. »Wenn ich das je nötig habe, dann schläfere mich ein.« Sie steckte die Hand in die Popcornschachtel und tastete darin herum.
    »Himmel, faß doch nicht alles an!« schimpfte die Rothaarige und zog an der Schachtel.
    Die Blonde hielt sie fest: »Mandeln«, sie lächelte, »wer sagt’s denn«, sie zog eine Nuß heraus und steckte sie sich zwischen die Zähne; sah mich an, schnalzte mit der Zunge und biß langsam hinein.
    Ich fragte: »War das das letztemal, daß Sie diesen alten Typ hier gesehen haben, vor fünf Wochen?«
    »Genau«, sagte die Rothaarige und sah wehmütig aus, »so lange ist es her, daß wir das letztemal trockenen Sand hatten.«
    »Also«, fragte die Blonde, »können Sie etwas für uns tun?«
    »Wie ich schon sagte, ich bin kein Makler, aber ich kenne ein paar Leute, lassen Sie mich mal herumfragen. Schreiben Sie mir doch Ihre Namen und Telefonnummern auf.«
    »Klar!« sagte die Rothaarige und strahlte. Dann wurde sie ernst.
    »Was ist?«
    »Nichts zu schreiben.«
    »Kein Problem«, sagte ich und widerstand dem Impuls zu zwinkern. Ich ging zum Seville zurück, fand einen Kugelschreiber und eine alte Werkstattquittung im Handschuhfach und reichte ihr das. »Schreiben Sie es auf die Rückseite.«
    Sie benutzte die Popcornschachtel als Schreibunterlage und schrieb umständlich, während die Blonde ihr zusah. Der Hund legte seine feuchte Schnauze auf meinen Handrücken und schniefte dankbar, als ich ihn wieder rieb.
    »Hier.« Die Rothaarige warf mir das Blatt zu.
    Maria und Traci. Schnörkelschrift, Herzen über den i, eine Adresse am Flores Mesa Drive, Vorwahl 456.
    Ich lächelte und sagte: »Wunderbar, ich werde tun, was ich kann. Einstweilen viel Glück!«
    »Hatten wir schon«, sagte die Blonde.
    »Was hatten wir schon?« fragte die Rothaarige.
    »Glück, wir bekommen immer, was wir wollen, stimmt’s, Mar?« Kichern und eine Staubwolke, als der Golf vorwärtsschoß.
    Ich sah sie zum Nordende der Broad Beach Road rasen und verschwinden. Ich brauchte einen Augenblick, bis mir klar wurde, daß sie ungefähr in Melissas Alter waren. Ich wendete und fuhr zur Küstenstraße zurück.
    Älterer Mann und junger Hengst - älterer Mann, braungebrannt und mit einem Schnauzbart. Es gab in L.A. viele braungebrannte schwule Männer mit Schnauzbärten, eine Menge weißer Mercedes. Aber wenn Don Ramp einen weißen 560er SEC mit Spezialstahlfelgen fuhr, war ich bereit, einen kleinen Sprung

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