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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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durchgemacht hast.«
    »Vor allem?«
    »Na schön, ich tue mir selbst auch leid, daß ich nicht mit dir zusammen war, als es passierte.«
    Sie nickte traurig, klammerte sich an das bißchen Schwermut. »Du hättest gewollt, daß ich es behalte, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, was ich gewollt hätte. Es ist zu theoretisch, - es hat keinen Sinn, sich deshalb auszupeitschen. Du hast kein Verbrechen begangen.«
    »Hab’ ich nicht?«
    »Nein«, sagte ich und nahm sie wieder bei den Schultern, »Ich habe die echten Verbrechen gesehen. Ich kenne den Unterschied! Menschen, die mit Absicht grausam sind, die zueinander wie Bestien sind. Weiß Gott wieviel mal das genau in diesem Augenblick passiert, da unten in der Lichtershow.«
    Ich zeigte ihr den Blick ins Tal. Sie erlaubte es sich, mir nachzugeben. »Die Hölle ist«, sagte ich, »daß diejenigen, die sich schuldig fühlen sollten, die wirklich Bösen, es niemals tun. Es sind die Guten, die sich quälen. Laß dich nicht da hineinziehen. Du tust M^mandem einen Gefallen, wenn du nicht den Unterschied beachtest.«
    Sie sah zu mir auf, schien zuzuhören.
    Ich sagte: »Du hast einen Fehler gemacht - und keinen die Erde erschütternden im größeren Zusammenhang der Dinge. Du wirst dich erholen. Du wirst weiterleben. Wenn du Babies willst, wirst du welche bekommen. Bis dahin erfreue dich ein bißchen deines Lebens.«
    »Erfreust du dich deines Lebens, Alex?«
    »Ich versuche es bestimmt. Deshalb verabrede ich mich mit gutaussehenden Frauen.«
    Sie lächelte, eine Träne rollte ihre Wange herunter.
    Ich legte von hinten die Arme um sie, fühlte ihren Bauch und streichelte ihn.
    Sie weinte. »Als du mich angerufen hast, war ich froh«, sagte sie, »und habe mir Sorgen gemacht.«
    »Worüber?«
    »Daß es wieder so wie vor ein paar Tagen sein würde. Es hat mir Spaß gemacht, - Gott, es war toll! Das erste richtige Gefühl, das ich seit so langer Zeit wieder gespürt habe. Aber danach habe ich…«, sie legte ihre Hand auf meine und drückte sie, »weißt du, eigentlich könnte ich gerade jetzt einen Freund gebrauchen, - mehr als einen Liebhaber.«
    »Wie gesagt, du hast einen.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Wenn ich dich so höre und wenn ich dich so sehe, weiß ich es.«
    Sie drehte sich um, und wir hielten einander in den Armen. Ein Wagen jagte vorbei und erfaßte uns einen Augenblick mit seinen aufgeblendeten Scheinwerfern. Ein Teenagergesicht erschien im offenen Fenster und schrie: »Geh ran, Mann!«
    Wir sahen einander an und lachten.
    Sie kam mit zu mir nach Haus, und ich ließ ihr ein heißes Bad ein. Sie saß eine halbe Stunde drin, und als sie herauskam, sah sie rosig und schläfrig aus. Wir gingen ins Bett und spielten Gin Romme, nebenbei lief ein drittklassiger Western im Fernseher. Um zwei Uhr früh hatten wir ein Dutzend Spiele beendet, jeder hatte sechs gewonnen. Zeit zum Schlafen.
    Kein Rückruf von Milo am Sonnabend, keine Neuigkeiten aus San Labrador. Ich telefonierte, hatte wieder Madeleine dran, die mir mitteilte, Melissa schliefe immer noch.
    Robin und ich verbrachten den größten Teil des Tages zusammen: Brunen und einkaufen im Farmer’s Market, eine Fahrt zum Self-Realization-Fellowship Park in Pacific Palisades, um den See und die Schwäne zu sehen, ein leichtes Abendessen in einem Seafood-Restaurant nahe Sunset Beach, dann zurück zu ihrer Wohnung gegen sieben, von wo ich bei mir zu Hause anrief, um den Auftragsdienst nach irgendwelchen Nachrichten zu fragen.
    Für mich war nichts dabei, aber ein berühmter Sänger hatte Robin während der letzten drei Stunden neunmal angerufen, ein berühmter, kratziger Bariton mit Panik in der Stimme: »Notfall, Rob. Sonntag Konzert in Long Beach. Bin gerade zurück vom Gig in Miami. Pattys Steg ist durch Feuchtigkeit gerissen. Ruf mich beim Sunset Marquies an, Rob. Bitte, Rob, ich gehe nirgendwohin.«
    Sie stellte ihr Gerät ab und sagte: »Wundervoll.«
    »Klingt ziemlich ernst.«
    »Oh ja, wenn er selbst anruft, statt es einem Roadie zu überlassen, heißt das, der Nervenzusammenbruch ist da.«
    »Wer ist Patty?«
    »Eine seiner Gitarren, eine 52er Martin D-28. Er hat noch zwei andere, eine Laverne und… - ich habe die andere vergessen. Sie sind nach den Andrews-Sisters benannt, - wer war die andere Andrews-Sister?«
    »Maxene.«
    »Richtig, Maxene - Patty, Laverne und Maxene; alles 52er, aufeinander folgende Seriennummern. Ich habe noch nie drei Instrumente gehört, die einander so ähnlich klingen. Aber

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