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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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natürlich muß er morgen Patty spielen.« Sie schüttelte den Kopf und ging in die Küche. »Etwas zu trinken?«
    »Im Augenblick nicht, danke.«
    »Bist du sicher?« Sie wirkte nervös, warf einen Blick zum Telefon.
    »Absolut, willst du nicht zurückrufen?«
    »Hast du nichts dagegen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Eigentlich bin ich ein bißchen müde. Du verlangst mir altem Mann ganz schön was ab.«
    Sie wollte gerade antworten, als das Telefon läutete. Sie ging ran und sagte: »Ja, ich bin gerade hereingekommen… Nein, es ist besser, wenn du sie herbringst. Ich kann hier besser arbeiten. Okay, bis bald.« Sie legte auf, lächelte und zuckte die Achseln.
    Sie begleitete mich zum Wagen hinaus. Wir küßten uns leicht und vermieden ein Gespräch. Ich ließ sie mit ihrer Arbeit zurück und fuhr weg, um mich meines Lebens zu erfreuen. Aber ich war in einer Stimmung, in der ich Lust zum Predigen, nicht zum Praktizieren hatte, und nachdem ich ein paar Blocks weit gefahren war, bog ich in eine Tankstelle ein und benutzte das öffentliche Telefon, um es nochmals bei Milo zu versuchen.
    Diesmal war Rick dran: »Gerade war er hier, Alex, und ist schon wieder weg. Sagte, er hätte eine Weile zu tun, aber du solltest ihn anrufen. Er hat meinen Wagen und das Funktelefon. Hier ist die Nummer.«
    Ich schrieb sie auf, dankte ihm, hängte auf und wählte. Milo hob nach dem ersten Läuten ab. »Sturgis.«
    »Ich bin’s. Was ist los?«
    »Der Wagen«, sagte er, »man hat ihn vor ein paar Stunden gefunden, draußen nahe dem San Gabriel Canyon, am Morris-Damm.«
    »Was ist…«
    »Von ihr keine Spur, nur der Wagen.«
    »Weiß Melissa es?«
    »Sie ist hier draußen. Ich habe sie selbst mitgebracht.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie wirkt ziemlich geschockt. Die Sanitäter haben sie sich angeschaut und meinten, körperlich wäre sie okay, aber man müßte sie im Auge behalten. Irgendeinen speziellen Rat, was sie angeht?«
    »Bleib’ einfach bei ihr. Sag mir, wo du bist.«

23
    An der Lincoln Street schoß ich auf die Schnellstraße. Der Verkehr war auf dem ganzen Weg bis zur 134.East zäh und chaotisch, Wochenendausflügler und Lastwagen massenhaft in beiden Richtungen. Aber ab Glendale wurde es lockerer, und als ich den 210er Übergang erreichte, gehörte die Straße mir.
    Ich fuhr schneller als gewöhnlich, jagte am Nordrand Pasadenas lang und kam an der Auffahrt vorbei, über die Gina wahrscheinlich vor zwei Tagen gefahren war. Eine einsame Straße, noch einsamer durch die Dunkelheit der sternlosen Nacht. Auf der einen Seite die City, auf der anderen die hochgelegene Kalksteinwüste zu Füßen der San-Gabriel-Berge.
    Eine Meile vor der Abfahrt zum Highway 39 nahm ich das Gas weg, um mir die Stelle anzusehen, an der der Mann von der Highway Patrol den Rolls-Royce entdeckt hatte. Die Schnellstraße war auf dem Mittelstreifen durch eine etwa fensterhohe Betonwand unterteilt. Das einzige, was man hätte wahrnehmen können - selbst wenn man ein Autonarr war wären der obere Teil des unverwechselbaren Kühlergrills und ein nebelhafter Eindruck von Lack. Erstaunlich, daß er überhaupt etwas gesehen hatte, aber er hatte recht gehabt.
    Ich fuhr auf den Azuza Boulevard hinunter und dann durch die Vororte einer Stadt, die noch in den fünfziger Jahren zu stecken schien: altmodische kleine Hotels, kleine Läden, alles dunkel. Hier und da ein paar Straßenlampen, auf Schildern war zu lesen: Sattlerei, Christliche Bücherei und Steuerberatung. Am Ende des dritten Blocks tauchte etwas geradezu Zeitgenössisches auf: ein rund um die Uhr geöffneter Minimarkt, voll erleuchtet, aber niemand kaufte etwas, und der Verkäufer schien zu schlafen.
    Ich überquerte einen Bahnübergang, und die Route 39 wurde zur San Gabriel Canyon Road. Der Seville holperte über alten Asphalt, sauste durch ein Viertel mit traurigen alten verputzten Häusern und Wohnwagenparks, die von der Straße durch Mauern aus Schlackensteinen abgetrennt waren. Der Rolls wäre hier aufgefallen wie Aufrichtigkeit im Wahljahr.
    Als die Straße anzusteigen begann, machten die Häuser größeren Grundstücken Platz mit Reitställen und Pferdekoppeln hinter Weidezäunen. Ein Park-Service-Schild hundert Meter weiter war strahlend hell erleuchtet und zeigte den Eingang zum Angeles Crest National Forest an. Alles übrige lag im Dunkeln.
    Mit aufgeblendeten Scheinwerfern fuhr ich zuerst langsam über die Bremsschwellen in der Mitte der schmalen Asphaltstraße, dann aber immer schneller, im

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