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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ist eine neurotische Verzerrung. Ich habe durchaus Verständnis für ihre Situation, Dr. Delaware. Sie hat es mit einer Menge zwiespältigen Gefühlen zu tun - starken Gefühlen des Bedrohtseins und der Eifersucht. Es kann nicht leicht für sie sein, aber ich muß mich auf meine Patientin konzentrieren. Und Melissa könnte Ihre Hilfe brauchen oder die von jemand anderem, wenn Sie sich nicht dazu entschließen können, so daß sie sich über ihre Gefühle klar wird.«
    Ich sagte: »Sie möchte, daß ich mit ihrer Mutter rede. Es geht ihr darum, sich ein Bild über die Gefühle ihrer Mutter zu machen, so daß sie sich in Sachen Harvard entscheiden kann. Ich möchte von Ihnen wissen, ob Sie damit einverstanden sind, ich möchte Ihre Behandlung nicht stören.«
    »Das ist sehr lobenswert. Worüber genau möchten Sie denn mit Mrs. Ramp sprechen?«
    »Nur über ihre Gefühle, falls Melissa sie verläßt. Nach dem, was Sie mir sagten, dürften die ja ziemlich klar sein. Sobald ich mich selbst davon überzeugt habe, werde ich dann auch mit Melissas Zweifeln besser umgehen können.«
    »Sie als ihr Berater sozusagen wollen sie dann vorantreiben?«
    »Genau.«
    »Nun, ich wüßte nicht, warum das schaden könnte, solange Sie Ihre Diskussion darauf beschränken.«
    »Gibt es irgendwelche speziellen Themen, die ich nicht ansprechen sollte?«
    »Ich würde sagen, alles, was nicht Melissas Collegelaufbahn betrifft. Lassen Sie uns die Sache einfach halten.«
    »Klingt nicht so, als ob irgend etwas an diesem Fall einfach gewesen ist.«
    »Das stimmt«, sagte sie mit einem beschwingten Ton in der Stimme. »Aber das ist ja das Schöne an der Psychiatrie, nicht?«
    Ich rief Melissa um neun Uhr an, und sie hob sofort nach dem ersten Läuten ab.
    »Ich habe mit einem Freund gesprochen, er ist ein gegenwärtig beurlaubter Polizeidetektiv, hat also im Augenblick etwas freie Zeit. Wenn Sie immer noch möchten, daß wir uns diesen McCloskey ansehen, können wir das jetzt tun.«
    »Ja, das möchte ich«, sagte sie. »Sagen Sie ihm, er soll anfangen.«
    »Es wird vielleicht einige Zeit dauern, und Ermittler lassen sich gewöhnlich per Stundenlohn bezahlen.«
    »Kein Problem, ich komme dafür auf.«
    »Wollen Sie ihn selbst bezahlen?«
    »Klar.«
    »Es könnte eine beträchtliche Summe zusammenkommen.«
    »Ich habe mein eigenes Geld, Dr. Delaware. Ich zahle schon seit langem meine Rechnungen selbst. Ich werde Ihr Honorar bezahlen, warum also nicht auch seines?«
    »Melissa…«
    »Kein Problem, Dr. Delaware, wirklich nicht. Ich kann sehr gut mit Geld umgehen. Ich bin über achtzehn, das heißt, es ist vollkommen legal. Außerdem wenn ich bald weggehen und ein unabhängiges Leben führen werde, warum soll ich nicht jetzt gleich damit anfangen?«
    Als ich zögerte, sagte sie: »Es geht gar nicht anders, Dr. Delaware. Ich möchte nicht, daß Mutter erfährt, daß er wieder da ist.«
    »Was ist mit Don Ramp?«
    »Ihn möchte ich da auch nicht mit hineinziehen. Es ist nicht sein Problem.«
    »Also gut«, sagte ich. »Wir sprechen die Einzelheiten morgen durch, wenn Sie hier sind. Übrigens habe ich mit Dr. Ursula geredet, und sie sagt, sie habe nichts dagegen, daß ich Ihre Mutter aufsuche.«
    »Gut, ich habe schon mit Mutter gesprochen, und sie ist einverstanden, Sie zu sehen. Morgen, ist das nicht großartig? Also lassen wir unsere Verabredung ausfallen und erledigen statt dessen das?«
    »Einverstanden, ich bin morgen mittag gegen zwölf bei Ihnen.«
    »Danke, Dr. Delaware. Ich lasse einen Lunch vorbereiten. Was möchten Sie essen?«
    »Lunch ist nicht nötig, aber trotzdem vielen Dank.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein, danke.«
    »Wissen Sie den Weg hierher?«
    »Ich kenne den Weg nach San Labrador.«
    Sie beschrieb mir, wie ich zu ihrem Haus kam.
    Ich notierte es und sagte: »Okay, Melissa, bis morgen.«
    »Dr. Delaware?«
    »Ja, Melissa?«
    »Mutter macht sich Sorgen, Ihretwegen, obwohl ich ihr gesagt habe, wie nett Sie sind. Sie macht sich Sorgen darüber, was Sie über sie denken werden, wegen der Art und Weise, wie sie Sie vor Jahren behandelt hat.«
    »Sagen Sie ihr, daß ich sie verstehe und daß meine Hörner nur bei Vollmond herauskommen.«
    Kein Gelächter.
    Ich sagte: »Sie soll sich darüber keine Gedanken machen.«
    »Ich hoffe es.«
    »Melissa, die Trennung von Ihrer Mutter, Ihre eigene Identität zu finden und Ihre Mutter selbst bestimmen zu lassen, wie sie ihr eigenes Leben führen will, ist nicht einfach. Ich weiß, es ist schwer,

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