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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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geweigert, es zu sagen, so sehr sie ihm auch zugesetzt haben. Er wurde jedesmal taub und stumm, sobald sie ihn nach dem Motiv fragten. Bleibt nur die Möglichkeit, daß er ein Psychopath ist. Aber niemand hat bei ihm irgendwelche früheren Fälle von Gewalttätigkeit entdeckt; er war ein Dreckskerl, ein Arschloch, hing gern bei Gangstern herum, Las Vegas und so. Aber das war mehr eine Pose, alle, die ihn kannten, sagten, er sei im Grunde ein Schwächling.«
    »Schwächlinge können auch mal zuschlagen.«
    »Oder gewählt werden. Gut, vielleicht hat er nur so getan, vielleicht war er ein verdammter Sadist, ohne daß es jemand merkte. Der Meinung war nämlich auch Savage: irgendwas Psychotisches, vielleicht sexuell Abartiges. Der Fall hat ihm im Halse gesteckt, er war stolz darauf, ein erstklassiger Spezialist im Verhören zu sein. Er beendete seinen Vortrag mit dem Ausspruch, McCloskeys Motiv spiele gar keine Rolle, wichtig wäre es, das Arschloch für eine lange Zeit hinter Gitter gebracht zu haben, und das wäre unser Job: Sorgt dafür, daß sie im Knast landen, sollen die Seelenklempner sich mit ihren Motiven beschäftigen!«
    Ich sagte: »Eine lange Zeit ist herum.«
    »Wie lange ist er drin gewesen?«
    »Dreizehn Jahre von den dreiundzwanzig seines Urteils, vier Jahre wegen guter Führung wurden erlassen. Dann haben sie ihm sechs zur Bewährung gegeben.«
    »Normalerweise ist die Bewährung auf drei Jahre begrenzt, wahrscheinlich haben sie irgendeinen Deal gemacht.« Er zog eine Grimasse, »du schüttest jemandem Salzsäure ins Gesicht, vergewaltigst ein Baby, was auch immer, dann besuchst du einen Förderkurs für Leseschwache, läßt dich nicht dabei erwischen, wie du jemandem den Schädel einschlägst, und schon wird dir die Hälfte der Strafe erlassen.« Er machte eine Pause, fragte: »Dreizehn, hm? Das wäre dann vor einiger Zeit gewesen. Und du sagst, er ist gerade zurück nach L.A. gekommen?«
    Ich nickte. »Er hat den größten Teil seiner Bewährungszeit in New Mexico und Arizona verbracht, wo er in einem Indianerreservat gearbeitet hat.«
    »Der Schleimer!«
    »Sechs Jahre sind eine lange Zeit für einen Schleimer.«
    »Aber wer weiß, was er in diesen sechs Jahren gefingert hat; wer weiß, wie viele tote Indianer dafür bezahlt haben. Und selbst wenn er sich nichts mehr hat zuschulden kommen lassen, sechs Jahre sind gar nicht so viel, auch wenn er andernfalls irgendwo Dreck schaufelt oder noch länger sitzt. Hat er sich auch bekehren lassen und Jesus entdeckt?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Was weißt du denn sonst noch über ihn?«
    »Nur, daß er die Bewährungszeit hinter sich hat und frei herumläuft und daß sein letzter Bewährungshelfer Bayliss heißt und gerade pensioniert wird oder schon ist.«
    »Klingt so, als ob deine Achtzehnjährige selbst eine ganz gute Spürnase hat.«
    »Sie weiß das alles von einem ihrer Hausangestellten - einem Typ namens Dutchy, einer Art Super-Butler. Er hatte McCloskey von Anbeginn seiner Verurteilung im Auge behalten, hatte sich sehr für die Familie eingesetzt, aber er lebt nicht mehr.«
    »Ah«, sagte er, »hat die hilflosen Reichen sitzen lassen, so daß sie selbst auf sich aufpassen müssen. Hat McCloskey versucht, sich mit der Familie in Verbindung zu setzen?«
    »Nein, soweit mir bekannt ist, wissen das Opfer und ihr Mann nicht mal, daß er wieder in L.A. ist. Melissa, das Mädchen, weiß es und hat Angst.«
    »Und hat allen Grund dazu«, sagte er.
    »Du meinst also, daß McCloskey gefährlich ist?«
    »Wer weiß? Einerseits ist er seit sechs Jahren aus dem Knast heraus und hat nichts unternommen, andererseits ist er von den Indianern weg und wieder hier. Vielleicht gibt es einen Grund für ihn, der nichts mit Gemeinheiten zu tun hat, vielleicht auch nicht. Kurz und gut, es wäre angebracht, das herauszubekommen, oder es wenigstens zu versuchen.«
    »Also…«
    »Ja, also, wird Zeit, der guten alten Schnüffelnase mal wieder was zu tun zu geben. Okay, wenn das Mädchen will, daß ich das mache, dann mache ich es.«
    »Danke, Milo.«
    »Schon gut. Die Sache ist die, Alex, selbst wenn er einen stichhaltigen Grund hat, wieder hier zu sein, würde ich trotzdem aufpassen.«
    »Wieso das?«
    »Was ich dir vorhin schon gesagt habe - das Tatmotiv! Niemand weiß, wieso zum Teufel er das getan hat. Keiner ist ihm je auf die Schliche gekommen. Vielleicht hat er sich in den dreizehn Jahren doch mal geäußert und mit einem Zellenkollegen darüber geplaudert, oder er hat

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