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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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finanziellen Unterlagen auf?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin nicht sicher, ob sie irgend etwas hier aufbewahrt.«
    »Wieso?«
    »Um ihre Bankangelegenheiten kümmert sich Mr. Anger drüben beim First Fiduciary Trust. Er ist der Präsident der Bank. Sein Vater und meiner kannten sich.«
    »Anger«, Milo schrieb den Namen auf, »wissen Sie die Nummer auswendig?«
    »Nein, die Bank ist am Cathcart Boulevard, nur ein paar Blocks von dort, wo man zu uns abbiegt.«
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wie viele Konten sie dort hat?«
    »Nicht die leiseste. Ich habe zwei, mein Trust-Konto und mein Girokonto.« Bedeutungsvolle Pause. »Vater wollte es so.«
    »Was ist mit Ihrem Stiefvater? Wo hat er sein Konto?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Sie spielte mit ihren Händen.
    »Gibt es einen Grund zur Annahme, daß er sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden könnte?«
    »Das würde ich nicht erfahren.«
    »Was für eine Art Restaurant hat er?«
    »Steak und Bier.«
    »Wie ist Ihr Eindruck, läuft es ganz gut?«
    »Ja, er führt eine Menge importierter Biersorten. In San Labrador gilt das als exotisch.«
    »Apropos«, sagte Milo, »ich könnte einen Drink brauchen, Saft oder Sodawasser, mit Eis. Gibt es hier oben einen Kühlschrank?«
    Sie nickte. »Es gibt eine Küche am anderen Ende des Korridors, wo das Personal wohnt. Ich kann Ihnen von dort etwas besorgen. Wie ist es mit Ihnen, Dr. Delaware?«
    »Ja, gern.«
    Milo sagte: »Cola.«
    Ich schloß mich an.
    »Also zwei Cola«, sie zögerte.
    »Was ist?« fragte Milo.
    »Sind Sie hier fertig?«
    Er sah sich noch einmal um und nickte: »Ja, klar.«
    Wir durchquerten das Wohnzimmer und kamen im Korridor heraus. Melissa schloß die Tür und wiederholte: »Zwei Cola, ich bin gleich wieder da.«
    Als sie fort war, fragte ich: »Also, was denkst du?«
    »Was ich denke? Daß man Glück nicht mit Geld kaufen kann, Bruder. Der Raum«, er deutete mit dem Daumen auf die Tür, »ist wie eine verdammte Hotelsuite, als wäre sie mit der Concorde gelandet, hätte ausgepackt und wäre los, um sich die Gegend anzusehen. Wie zum Teufel hat sie so leben können, ohne jemals etwas von sich herumliegen zu lassen? Was zum Teufel hat sie den ganzen Tag gemacht?«
    »Gelesen und die Muskeln trainiert.«
    »Yeah«, sagte er, »Reisefieber. Es ist wie ein schlechter Witz, wie die Ironie irgendeines Schlocks von Filmregisseur.« Ich sagte nichts.
    Er fragte: »Was? Du findest, ich hätte kein Mitleid mehr?«
    »Du redest von ihr in der Vergangenheit.«
    »Tu mir einen Gefallen, interpretiere mich nicht! Ich sage nicht, daß sie tot ist, nur daß sie nicht mehr da ist. Mein Gefühl sagt mir, daß sie schon eine Weile geplant hat, zu verschwinden, sich endlich aufzuraffen vermochte und jetzt eben weg ist. Wahrscheinlich sitzt sie in ihrem Rolls, jagt mit offenen Fenstern die Route Sixty-six lang und singt dazu aus voller Kehle.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich, »ich kann mir nicht vorstellen, daß sie Melissa im Stich läßt.«
    Er lachte auf, kurz, sarkastisch. »Alex, ich weiß, sie ist deine Patientin, und du magst sie gern, das sieht man, aber ich habe den Eindruck, daß das Mädel eine Nervensäge ist. Du hast gehört, wie sie sagte, daß Mammi ihr gegenüber nie ein lautes Wort geäußert hätte. Ist das normal? Vielleicht ist Mammi schließlich der Hut hochgegangen. Guck dir mal an, wie sie Ramp behandelt. Und sie sagt, ich soll ihn mir vorknöpfen, obwohl keinerlei Grund dazu vorhanden ist. Ich würde so einen Mist nicht lange aushalten. Natürlich habe ich keinen Doktor phil. in Kinderpsychologie, aber Mammi hat den auch nicht.«
    Ich sagte: »Sie ist ein liebes Mädchen, Milo, ihre Mutter ist verschwunden. Da darf man ihr so etwas nicht übelnehmen, oder?«
    »War sie denn anders, als ihre Mutter noch da war? Du hast selbst gesagt, sie hat gestern einen Wutanfall bekommen und ist Mammi weggerannt.«
    »Nun ja, sie ist manchmal schwierig, aber ihre Mutter hat sie gern gehabt. Die beiden sind einander sehr nahe. Ich glaube nicht, daß sie durchgebrannt ist.«
    »Nimm es mir nicht übel«, sagte er, »aber wie gut kennst du die Dame eigentlich, Alex? Du bist ihr einmal begegnet. Sie war früher Schauspielerin. Und was das Einandernahsein angeht, stell dir das mal vor, ein Kind niemals anzuschreien, achtzehn Jahre lang? Egal, wie lieb ein Kind ist, ab und zu darf man es schon mal anbrüllen, stimmt’s? Die Dame muß auf einem Pulverfaß gesessen haben. Wut auf das, was McCloskey ihr angetan hat,

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