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Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Titel: Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waris Dirie
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dankbar um den Hals.
    Nachdem Safa fröhlich, als hätte sie nie auch nur eine Träne vergossen, mit ihrer Schultasche auf dem Rücken aus der Hütte gestürmt war und wir uns unter misstrauischen Blicken von ihrer Familie verabschiedet hatten, gingen wir zu Fardouzas geparktem Auto.
    Meine drei Freundinnen saßen bereits im Wagen und warteten gebannt darauf, dass wir endlich losfahren konnten. Während ich mich darum bemühte, in dem vollgepackten Kofferraum Platz für Safas Schulranzen zu finden, stürmte Idriss aus der Holztür seines ärmlichen Anwesens.
    Was ist denn jetzt schon wieder los?, dachte ich verstimmt. Langsam riss mir der Geduldsfaden. Ich wollte bloß noch weg hier und ins Hotel fahren, um endlich ein paar Stunden Schlaf zu finden.
    »Ich habe es mir anders überlegt«, rief Safas Vater und lief auf ein desolates Gefährt zu, das ich bei unserer Ankunft für ein Autowrack gehalten hatte. »Ich komme doch mit. Ich fahre euch hinterher. Safa, du kommst mit mir.«
    Doch das kleine Mädchen machte keine Anstalten, aus dem Peugeot auszusteigen, in den es beim Anblick seines Vaters eilig geklettert war.
    »Das kann ja heiter werden«, sagte ich leise zu mir selbst, als ich endlich im Wagen saß.
    Joanna sah mich nur müde und nachdenklich an. So hatte sie sich unsere Reise sicher nicht vorgestellt.
     
    Kurz nachdem wir Balbala verlassen hatten, noch dazu in einer äußerst dubiosen Gegend, überholte uns Safas Vater. Allein Fardouzas Reaktionsvermögen war es zu verdanken, dass wir nicht auf die gelbe Klapperkiste prallten. Sie machte eine Vollbremsung, bei der unsere Oberkörper heftig nach vorne geschleudert wurden. Safas Vater hechtete aus dem Wagen, rannte zu uns und steckte den Kopf durch das geöffnete Seitenfenster.
    »He, Waris«, sagte er im Plauderton. »Ich habe ganz vergessen, dass ich für die Familie noch einkaufen muss. Hast du vielleicht ein bisschen Geld für mich?«
    Erstaunt blickte ich zu Joanna und dann wieder zu ihm. »Meine Foundation unterstützt eure Familie doch schon, was fehlt euch denn noch?«
    Idriss wollte nicht so recht mit der Sprache herausrücken. »Ähm … ja …«, stotterte er. »Eigentlich brauche ich dreitausend Dschibuti-Francs. Ich muss da noch etwas bezahlen.«
    Dreitausend Dschibuti-Francs, das waren umgerechnet keine fünfzehn Euro, hierzulande dagegen eine ordentliche Stange Geld.
    »Ich muss auch gar nicht mehr mit ins Hotel kommen, wenn du mir damit aushelfen könntest. Wir sehen uns dann morgen«, fügte er eilig hinzu, als er die Skepsis in meinem Gesicht bemerkte.
    Dass Safas Vater uns nun doch nicht ins Hotel begleiten wollte und ich einen ruhigen Abend allein mit Safa verbringen konnte, war mir die überschaubare Summe durchaus wert.
    »Hm, ich habe mein gesamtes Bargeld den Frauen auf der Straße gegeben«, dachte ich laut nach.
    »Und ich habe nur Euro hier. Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, Geld zu wechseln«, sagte Joanna.
    Also bat ich Linda, mir die dreitausend Dschibuti-Francs für Idriss zu leihen.
    »Waris, du weißt doch ganz genau, wofür er das Geld braucht«, wisperte mir die Französin vom Vordersitz aus leise zu.
    »Sei still und gib mir bitte das Geld«, erwiderte ich nur knapp. Die lockende Aussicht auf einige Stunden allein mit meinem Patenkind, Stunden, in denen ich mich intensiv nach Safas Wohlergehen erkundigen konnte, verschärften meinen Ton.
    Wortlos griff Linda in ihre Tasche, holte das Geld heraus und wollte es mir nach hinten reichen. Noch bevor ich die Hand ausstrecken konnte, schnellte der Arm von Safas Vater durch das Fenster in den Wagen und entriss ihr die Scheine.
    »Danke, bis morgen dann!«, rief er ausgelassen, lief zu seinem Auto und brauste davon.
    Linda drehte sich nochmals zu mir um: »Du weißt genau, dass er das Geld nicht für seine Familie ausgibt, sondern sich davon zwei Tagesrationen Kath kauft«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Vielleicht kommt er ja dann erst übermorgen ins Hotel«, antwortete ich lachend.
    Ich wusste, dass Linda recht hatte. Im Normalfall hätte ich den Drogenkonsum dieses Mannes auch bestimmt nicht unterstützt, doch im Moment zählte für mich nur das Wohlergehen der kleinen Safa.
    Strahlend schmiegte sich das kleine Mädchen an mich. Das war mir die Sache allemal wert.

[home]
    6.
    Im Luxushotel
    W ir fuhren die Küstenstraße entlang und bogen nach wenigen Kilometern zu einer Halbinsel ab. Eine schmale Straße führte an der französischen Botschaft vorbei zu unserem Hotel. Die

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