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Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Titel: Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waris Dirie
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wovor ich Angst hatte.
    Der Badeanzug passte perfekt. Stolz präsentierte sie wenige Minuten später die Minnie Maus auf ihrem Bauch den wenigen Hotelgästen, die es sich am Rand des weitläufigen Pools auf Liegestühlen bequem gemacht hatten. Als wäre sie auf dem Catwalk, posierte sie vor mir, stemmte die Hände in die Hüften und warf ihre Locken in den Nacken.
    »Waris, sehe ich jetzt aus wie ein echtes Model?«, fragte sie mich prompt aufgeregt.
    Tatsächlich schien sie jenes Naturtalent zu haben, das auch mir eine internationale Modelkarriere beschert hatte. Nie musste ich mir das Posen und den »Flirt mit der Kamera«, wie man in der Branche dazu sagt, mühevoll aneignen oder groß üben. Mir war alles, was ein Topmodel für diesen Job braucht, schlicht in die Wiege gelegt worden.
    »Natürlich, Safa, du bist doch die kleine Wüstenblume, und alle Wüstenblumen sind wunderschön«, erwiderte ich und sah ihr noch eine Weile zu. »So, jetzt ist es aber genug«, unterbrach ich schließlich Safas Begeisterung für einen Beruf, dessen Härte sich dieses unschuldige Kind noch nicht auszumalen vermochte. »Lass uns ins Wasser gehen«, schlug ich vor und blieb am Beckenrand stehen.
    Ehe ich mich nach ihr umdrehen konnte, sprintete Safa an mir vorbei und sprang, ohne zu zögern, in den Swimmingpool. Prustend tauchte sie wieder auf und begann wie wild mit den Armen zu rudern. Sofort erkannte ich, dass die Kleine ganz offensichtlich nicht richtig schwimmen konnte. Bedrohlich prangte am Beckenrand ein großes Schild, auf dem in mehreren Sprachen »Nur für Schwimmer« stand. Ich hechtete sofort hinterher. Als ich auftauchte, sah ich, dass die kleine Wüstenblume wie eine Ente prustend und schnaufend Richtung Beckenrand paddelte. Mit ein paar kräftigen Zügen schwamm ich hinterher und schob sie zu der Leiter am Beckenrand. Lachend hielt sich Safa daran fest.
    »Kannst du denn nicht schwimmen?«, fragte ich sie besorgt. »Du hast doch gesagt, dass du mit deiner Familie oft zum Strand gehst.« Ich machte mir Vorwürfe, dass ich nicht vorher nachgefragt hatte.
    »Schwimmen? Was meinst du damit?«, antwortete das Mädchen unbekümmert und leicht außer Atem. »Ich weiß, wie man nicht untergeht, und kann mich über Wasser halten«, sagte sie lachend. Dann fügte sie hinzu: »Kannst du mir zeigen, wie es richtig geht, Waris?«
    Ich versprach, ihr später das Schwimmen beizubringen, doch zuvor wollte ich selbst in Ruhe ein paar Bahnen ziehen. Kurzentschlossen setzte ich Safa auf die oberste Sprosse der Leiter, damit sie mir zusehen konnte.
    Kräftig stieß ich mich mit beiden Beinen ab, tauchte unter wie ein Fisch und genoss das kühle Nass, das sich an meinen Körper schmiegte. Es gab nur zwei Sportarten, bei denen ich mich richtig entspannen konnte: Laufen und Schwimmen. Wann und wo immer es möglich war, zog ich meine Laufschuhe an und rannte los. Sogar mehrere Marathons war ich schon gelaufen. Laufen hatte für mich ebenso wie Schwimmen etwas Befreiendes. Mit ein Grund dafür, dass ich mich vor einigen Jahren in Polen niedergelassen hatte, direkt am Meer. Am Wasser fühlte ich mich frei. Auch jetzt, in dem angenehm temperierten Pool in Dschibuti, spürte ich, wie gut mir das Schwimmen tat.
    Ausgelassen und kraftvoll zog ich eine Bahn nach der anderen. Nach einer Weile drehte ich mich auf den Rücken, streckte beide Arme weit nach hinten aus und öffnete die Augen, um in den Himmel zu sehen. Da legte sich plötzlich ein dunkler Schatten vom Beckenrand aus über mich. Er gehörte zu Idriss, Safas Vater, der mich wütend anfunkelte.
    »Wie kannst du meine Tochter fast unbekleidet hier zwischen all den Männern herumlaufen lassen?«, schrie er mir entgegen, während ich so schnell ich konnte zum Beckenrand kraulte. »Sie ist ein muslimisches Mädchen, und du weißt, dass sie ihren Körper in der Öffentlichkeit nicht nackt zeigen darf.«
    Hastig stieg ich aus dem Pool und trocknete mich ab, während er weiterhin seiner Wut freien Lauf ließ.
    »Selbst wenn ich ihr erlaubt hätte, schwimmen zu gehen, hätte sie eine lange Hose und ein T-Shirt tragen müssen. Aber doch keinen Badeanzug!« Erzürnt griff er sich an den Kopf. »Wir sind hier nicht in Europa, bei den ungläubigen, schamlosen Menschen! Ich nehme Safa sofort wieder mit.«
    Mein Patenkind hatte sich zwischenzeitlich ängstlich hinter meinen Beinen versteckt. Ich drehte mich zu Idriss um und erwiderte seinen funkelnden Blick.
    Dann sagte ich mit ruhiger, aber kräftiger

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