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Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Titel: Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waris Dirie
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Dschibuti kaum Straßennamen. Und in Balbala gibt es gar keine.«
    »Irgendeine Information brauchen wir aber schon«, kommentierte der Rezeptionist das Geschehen streng.
    Wortlos schrieb Sophie daraufhin in die entsprechenden Felder »Hauptstraße, Balbala«.
     
    Gut gelaunt betrat Sophie am nächsten Morgen den Frühstücksraum, wo Walter bereits an einem Kaffee nippte.
    »Isst du denn gar nichts?«, fragte sie ihn besorgt.
    »Nein, das Essen von gestern Abend liegt mir jetzt noch im Magen«, erwiderte er.
    Zu später Stunde hatten sie ein türkisches Lokal in München entdeckt, das noch geöffnet war. Dort hatte ihnen der freundliche Besitzer frisches Lammfleisch mit leckeren Soßen und reichlich Beilagen serviert. Keine leichte Mahlzeit, erst recht so kurz vor dem Zubettgehen.
    »Wo sind die Mädchen und Idriss?«, fragte Walter.
    »Sie kommen bestimmt gleich. Hier in München wird er ja wohl kaum nach der Botschaft von Dschibuti suchen«, antwortete Sophie lachend und erzählte ihrem Chef von den Vorfällen in Paris. »Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob er tatsächlich von seinem Plan abzubringen ist.«
    Noch ehe Walter antworten konnte, betrat Safas Vater den Raum, ohne die Mädchen. Sophie erhob sich, um nach ihnen zu sehen.
    Als Inab der Österreicherin die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, traute Sophie ihren Augen nicht. Innerhalb von wenigen Stunden hatten die beiden den Raum komplett verwüstet. Papiere, Kleidungsstücke, Preisschilder und Essensreste lagen auf dem Teppichboden verteilt. Im Badezimmer stand der Boden zentimeterhoch unter Wasser, obwohl die Dusche offensichtlich unbenutzt war.
    »Wie sieht es denn hier aus?«, rief Sophie, als sie das Zimmer betrat, und verlangte von den völlig verdatterten Mädchen, dass sie alles picobello aufräumten, bevor sie zum Frühstück herunterkamen.
    Wie kleine Soldaten stellten Inab und Safa sich vor ihr auf und antworteten unisono: »Jawohl, Sophie!«
    Auf dem Rückweg zu Walter und Idriss bedauerte Sophie ihre strenge Reaktion schon wieder. Schließlich war ihr durchaus bewusst, dass die beiden noch nie zuvor ein eigenes Zimmer besessen hatten, in dem sie Ordnung halten mussten. Die Hütten, in denen sie mit ihren Eltern wohnten, waren so klein, dass man darin gar nichts liegen lassen konnte. Nachdenklich setzte sie sich und nippte an ihrem Kaffee, während Walter und Idriss sich über München unterhielten.
    Nach einer halben Stunde tauchten endlich Inab und Safa auf, die stolz berichteten, wie schön ihr Zimmer jetzt sei. Das Frühstücksbuffet war inzwischen abgebaut worden, doch Sophie hatte den Mädchen vorsorglich Eier, Brötchen und Fruchtsaft hingestellt. Sie selbst hatte sich noch einen Kaffee bestellt und wollte gerade nach dem Zuckerstreuer greifen, als Safa ihn ihr wegzog, um damit ihre Eier zu zuckern.
    »Safa, das ist kein Salz, sondern Zucker«, warnte sie die Kleine, die die weißen Körner seelenruhig weiter auf ihr Rührei rieseln ließ. Genüsslich fing das Mädchen an zu essen.
    »Du musst das nicht aufessen«, sagte Sophie, die immer noch davon ausging, dass Safa sich geirrt hatte. Sie versuchte sich zu erinnern, ob die Somalierin in Paris auch schon Eier gegessen hatte. Safa mampfte unterdessen einfach weiter. »Schmeckt dir das denn?«, fragte Sophie ungläubig, während Walter amüsiert lachte.
    »Ja, sehr gut sogar«, antwortete die Afrikanerin.
    Nun mischte sich Inab ein. »Wir essen die Eier bei uns zu Hause auch mit Zucker. Manche tun lieber Salz drauf, andere Zucker. Jeder, wie er mag«, erklärte sie.
    Als Idriss ihr beipflichtete, sahen Walter und Sophie einander verwundert an.
    »Probiert ruhig mal. Schmeckt echt lecker«, schlug Safa vor, die ihren Teller schon fast leer gegessen hatte.
    Dankend lehnten die beiden Österreicher ab.
    Kurz darauf checkten sie gemeinsam aus, nachdem Walter den Wagen geholt hatte. Der unfreundliche Rezeptionist reichte nur Walter und Sophie die Hand zur Verabschiedung, die dunkelhäutigen Gäste, die ihm sichtlich ein Dorn im Auge waren, ignorierte er dagegen einfach. Während Sophie darüber empört war, wunderte Walter sich schon lange nicht mehr über solche Situationen. Auf unseren gemeinsamen Reisen hatte er so etwas schon viel zu oft erlebt.
    »In nur wenigen Stunden sind wir in Wien«, verkündete Sophie feierlich wie eine Flugzeugpilotin beim Einsteigen. »Auf dem Weg werdet ihr die schöne Landschaft Österreichs sehen. Wir haben sehr viele Berge.«
    Als sie die unbeschrankte Grenze

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