Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume
ersten Ampel nach dem Ortsschild ab. Sophie freute sich, nach dieser kurzen, aber aufregenden Reise endlich wieder zu Hause sein. Inab und Safa rieben sich die Augen. In der Dämmerung des lauen Sommerabends leuchtete das Gelb des wunderschönen Schlosses Schönbrunn, an dem sie gerade vorbeifuhren, noch intensiver als sonst.
»Träume ich, oder steht dieses Haus da wirklich?«, fragte Inab, die gerade erst die Augen geöffnet hatte.
Walter und Sophie lachten.
»Das ist ein echtes Schloss, eine von vielen tollen Sehenswürdigkeiten, die ihr in den nächsten Tagen besuchen werdet«, erwiderte die Wienerin.
Ähnlich staunend standen Idriss, Inab und Safa kurz darauf vor dem Hotel, in dem Sophie ihnen zwei Zimmer reserviert hatte. Die kleine Reisegruppe würde zum ersten Mal seit Tagen sich selbst überlassen sein.
»Wohnt ihr eigentlich wieder bei uns im Hotel?«, fragte Safa prompt, als sie den dreien ihre Zimmer zeigten.
Sophie musste sie enttäuschen. »Walter und ich leben ja beide in Wien, deshalb schlafen wir zu Hause.«
»Können wir denn nicht mit zu dir kommen?«, fragte Inab.
»Nur zu gerne, nur leider ist bei mir nicht genug Platz. Aber ihr dürft mich jederzeit besuchen kommen.« Für europäische Verhältnisse war Sophies Wohnung tatsächlich klein. Für Inab und Safa jedoch wäre sie ein Palast, im Vergleich zu den Hütten, in denen sie in Balbala lebten.
»Au ja«, freute sich Safa. »Dann kommen wir gleich morgen zu dir.«
Die Kleine streckte sich, gab Sophie einen Kuss auf den Arm und sagte zärtlich: »Ich hab dich lieb, Sophie.«
»Ich dich auch. Aber ihr versprecht mir, euch anständig zu benehmen, ja?«, sagte sie zum Abschied zu den Mädchen. Dann wandte sich an Safas Vater. »Idriss, ich verlasse mich auf dich, pass gut auf die beiden auf. Meine Kollegin holt euch morgen früh ab. Wir sehen uns dann im Büro.«
Traurig sahen Inab und Safa dem roten Minivan durch das Fenster in ihrem Zimmer nach, als Walter und Sophie losfuhren. Ein neuer Abschnitt ihrer Reise hatte begonnen.
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16.
Aufregung in Wien
G uten Morgen«, begrüßte Sophie am nächsten Tag ihre Kollegin Juliana im Büro der Foundation und stellte ihr einen Kaffee vor die Nase.
»Oh, danke«, freute sich die gebürtige Kolumbianerin, die seit einigen Monaten für unsere Foundation in Wien arbeitete.
»Wie war’s?«, wollte sie gleich als Erstes wissen. »Du hast genau zehn Minuten, um mir alles zu erzählen, bis ich mich auf den Weg machen muss, um die drei im Hotel abzuholen. Also, schieß los«, sagte sie gut gelaunt.
Sophie ging an ihren Schreibtisch, auf dem sich die Post der letzten Woche stapelte, und startete ihren Computer. Nachdem sie einen Schluck Kaffee getrunken hatte, erstattete sie ihrer Kollegin in aller Kürze Bericht.
»Ich muss dringend mit Waris reden«, sagte sie abschließend. »Safa verhält sich seit ein paar Tagen so seltsam. Sie möchte nicht, dass ich sie nackt sehe.«
»Ach«, winkte die Kolumbianerin ab, »sie wird einfach nur schüchtern sein.«
»Wenn’s bloß das wäre«, erwiderte Sophie besorgt. »Ich kann nur hoffen, dass sie nicht nach der Abreise von Waris in Dschibuti beschnitten worden ist.«
Erschrocken riss Juliana die Augen auf. »O Gott, das wäre ja fürchterlich! Dann wäre ja alles umsonst gewesen.«
Sophie sah betreten auf ihren Schreibtisch und nickte. Dann musste die Kolumbianerin los, und sie wollten nach ihrer Rückkehr weiterreden.
Keine zwei Stunden später herrschte in dem Wiener Büro der Desert Flower Foundation reges Treiben. Neugierig blickten sich Inab und Safa in den Altbauräumlichkeiten um. Überall an den Wänden hingen Fotos von Walter, Joanna und mir, die uns bei Veranstaltungen und auf unseren Reisen zeigten.
»Das ist doch Afrika!«, rief Safa erfreut, als sie ein Bild entdeckte, auf dem ich mit einer afrikanischen Familie in der Wüste zu sehen war.
»Ja, ganz richtig, Safa«, bestätigte Sophie, der das kleine Mädchen bei der Begrüßung vor Freude in die Arme gesprungen war.
Interessiert betrachtete Inab die Regale mit den vielen Ordnern. »Das habt alles ihr geschrieben?« Sie staunte. »Das war aber bestimmt sehr viel Arbeit.«
Juliana hatte für Idriss inzwischen Kaffee gekocht. Müde saß Safas Vater auf einem Bürostuhl an Sophies großem Schreibtisch, schlürfte seinen Kaffee und fragte, ob er hier rauchen dürfe.
»Nein«, musste Sophie ihn enttäuschen. »Walter ist Nichtraucher und möchte das nicht.«
Sie bewegte ihre
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