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Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Titel: Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waris Dirie
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Maus. Mit einem leisen Surren verschwand das Logo der Desert Flower Foundation, das sie als Bildschirmschoner eingerichtet hatte, und jenes Bild war zu sehen, das wir bei meinem Besuch von Safas Familie vor wenigen Monaten auf der Veranda in Balbala geschossen hatten.
    »Mon chérie!«,
stieß Idriss überrascht aus, als er seine Frau auf dem Foto erblickte. »Ich vermisse sie so sehr!« Die Augen des erwachsenen Mannes füllten sich mit Tränen.
    Sophie drückte auf das Druckersymbol, und wenige Sekunden später kam das Bild in Farbe aus dem Gerät neben ihrem Schreibtisch. Sie nahm es heraus und reichte es Idriss. Sanft fuhr er mit den Fingern über das Foto, das auch seine beiden Söhne Mohammed Amir und Nour zeigte.
    Daraufhin öffnete Sophie einen ganzen Ordner mit Bildern und zeigte sie Idriss und Safa, die sich neugierig dazugesellt hatte.
    Juliana rief Inab zu sich. »Komm, setz dich neben mich und hilf mir bei der Arbeit.«
    Die Achtzehnjährige freute sich sehr über die Aufforderung, die durchaus einen Zweck verfolgte. Wir wollten im Zuge ihres Wien-Aufenthalts herausfinden, ob Inabs Kenntnisse reichten, um eines Tages das Büro der Desert Flower Foundation in Dschibuti zu leiten. Inab sprach recht gut Französisch, ob ihr Schulenglisch in Wort und Schrift jedoch ausreichte, mussten wir erst überprüfen. Gute Englischkenntnisse waren für die Arbeit in einer internationalen Organisation das A und O.
    Daher öffnete Juliana ein leeres Word-Dokument und bat Inab: »Schreib bitte mal ein paar Zeilen auf Englisch.«
    »Was soll ich denn schreiben?«, fragte das Mädchen verunsichert.
    »Du könntest zum Beispiel einen Brief an«, Juliana überlegte kurz, »Sophie schreiben.«
    Inab begann zaghaft zu tippen, bald fühlte sie sich jedoch sicher und hämmerte auf die Tasten ein.
    Nach einigen wenigen Minuten druckte Juliana das Dokument aus und gab es ihrer Kollegin zu lesen. Erstaunt überflog Sophie den Text auf dem weißen Blatt Papier:
    Hello,
    my name is Inab, I am eighteen years old, I have a brother and two sisters and I am from Djibouti. I love Europe. Thank you for inviting me.
    Sophie, I want to tell you that you are my friend and that I love you. I want to work in the office and I want to be a business woman.

    I love you.
    Inab
    Begeistert musterte Sophie Inab an, die sie verlegen anlächelte, ehe sie sich wieder an Julianas Arbeitsplatz setzte und ihr beim Tippen einer E-Mail zusah.
    »And you are my friend and I love you, too«,
sagte Sophie spontan zu der Afrikanerin. Sie wusste in diesem Augenblick wohl schon, dass das Mädchen bald eine Kollegin von ihr sein würde.
    Während Idriss nach unten vor die Tür ging, um zu rauchen, sahen sich Sophie und Safa weiter Fotos am Computer an. Aufmerksam verfolgte das Mädchen jeden einzelnen Handgriff.
    »Was ist das?«, fragte Safa und deutete auf das Gerät in Sophies Hand.
    »Dazu sagt man Maus«, erklärte die Foundation-Mitarbeiterin der Kleinen. »Damit kann ich den Computer bedienen.«
    »Aber die hat doch nur einen Schwanz und gar keine Ohren.«
    Sophie wurde ganz warm ums Herz, während Safa weiter die Welt entdeckte. »Erkennst du das Mädchen auf dem Foto hier?«, fragte sie dann und öffnete eine Bilddatei von den Dreharbeiten meines Films
Wüstenblume.
Es zeigte die dreijährige Safa, deren große, ausdrucksstarke Augen ein Millionenpublikum begeistert hatten.
    »Das bin ja ich!«, rief die kleine Wüstenblume erfreut.
    Sophie witterte die nächste Chance, um das Mädchen ein bisschen auszufragen. »Kannst du dich noch an die Dreharbeiten erinnern?«
    Safa schüttelte den Kopf. »Nicht richtig. Ich weiß nur, dass ich manchmal große Angst hatte.«
    »Du meinst, als sie die Beschneidungsszene gedreht haben, in der du ganz laut geschrien hast?« Das Mädchen nickte. Sophie drückte die kleine Person fest an sich und sah ihr tief in die Augen. »Du weißt aber, dass dir niemals passieren wird, was man Waris damals angetan hat?«, fragte sie Safa und hoffte inständig, die Kleine möge ihr versichern, dass es ihr nicht schon angetan worden war.
    Doch ehe Safa etwas sagen konnte, läutete es an der Tür.
    Liat, eine befreundete Schmuckdesignerin, die eine eigene Schmuckkollektion zugunsten meiner Foundation kreiert hatte, war vorbeigekommen, um einige neue Entwürfe zu präsentieren. Neben ihr stand Safas Vater.
    »Ich habe diesen Herrn hier von draußen mitgebracht«, sagte Liat lächelnd zu Juliana, die ihr die Tür geöffnet hatte. »Ich gehe

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