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Safari

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Titel: Safari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Muskeln langsam wieder zurückkehrte und seine Nerven aufhörten, wie Violinsaiten bei einem Mahlerscherzo zu schwirren, stand Walker auf. Die Vilenjji waren verschwunden. Wo der Ausblick auf das Große Gehege hätte sein sollen, schimmerte jetzt ein gefälliges Panorama welliger gelbgrüner Hügel, die mit Gebilden bewachsen waren, welche auf den ersten Blick wie hohe Kakteen aussahen, sich aber bei näherer Betrachtung als dunkelblaugrüne, fast astlose Bäume entpuppten. Vor ihm floss ein Bach vorbei. Er kniete nieder, schöpfte mit der hohlen Hand etwas von der Flüssigkeit und probierte davon, ohne zu trinken. Er verzog das Gesicht. Es war Wasser, in Ordnung, aber so stark mit Mineralien versetzt, dass es fast zu bitter zum Schlucken war. Er beschloss, nicht aus dem Bach zu trinken, bis er keine andere Wahl mehr hatte. Nicht alle Spurenelemente waren, wie er wusste, für den menschlichen Verzehr geeignet, und sein Gaumen war nicht ausreichend geschult, um etwa zwischen Selen und Arsen unterscheiden zu können.
    Er drehte sich um und wischte den Schmutz von seiner Hose. Links und rechts reichten wellige Hügel bis in die falsche Ferne. Unmittelbar vor ihm lag eine echte Erhebung, die alle überstieg, die er im Großen Gehege gesehen hatte. Sie war von einem Geflecht blaugrüner Wurzeln bedeckt, das an Fischernetze erinnerte, sowie von einigen undurchdringlichen Büschen, aus denen regelmäßig dunkelorange Blasen aufstiegen, und ein paar nackte Felsen. Zu seiner Rechten war ein Stück des allgegenwärtigen Schiffskorridors sichtbar. Der Himmel war gelblicher als in seinem eigenen Gehege und von einer hohen, dünnen Wolkenschicht bedeckt.
    Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er die wirkliche Tiefe der Landschaft ausgelotet hatte. Alles waren geschickte Projektionen, reich an falscher Perspektive, die in Wahrheit hinter dem üblichen Elektrofeld lagen. Er konnte das abgeschirmte Gebiet also nicht verlassen. Ebenso klar war, dass niemand hineinkonnte. Walker war überzeugt, dass George es mittlerweile schon versucht hatte. Trotz der gelegentlichen Geringschätzung, die der Hund seinem menschlichen Kumpel entgegenbrachte, waren sie beide unzertrennliche Freunde geworden.
    Welchen Zweck hatte es, ihn in ein anderes Habitat umzusiedeln?, fragte er sich, während er seine neue Umgebung erkundete. Fest stand, dass es unangenehmer war als sein Stück Sierra. Außerdem hatte er keinen Zugang zu seinem Zelt oder seinen wenigen persönlichen Besitztümern, die mittlerweile eine Wichtigkeit erlangt hatten, die ihren Gebrauchswert weit überstieg.
    Eine Form der Bestrafung – das musste es sein. Eine Maßregelung für seine Tat – hatte er doch glatt eine Hand voll Kies in das nichts ahnende Gesicht des Vilenjji geworfen. Als er an die Reihe der Ereignisse zurückdachte, die ihn schließlich in dieses neue Ökosystem gebracht hatten, und sie vor seinem geistigen Auge wieder ablaufen ließ, verspürte er nicht die leiseste Reue. Obwohl er zu dem Zeitpunkt etwas durcheinander gewesen war, hatte er doch für sich und jeden anderen Gefangenen eine kleine Lanze gebrochen: Er hatte es geschafft, einen Vilenjji außer Gefecht zu setzen, wenn auch nur vorübergehend. Er hatte ihnen einen kleinen Teil des Unbehagens und des Elends zurückgezahlt, mit dem sie ihn überhäuften. Und darüber hinaus, sagte er sich mit wachsender Genugtuung, war es ihm geglückt, ihren vermeintlich allmächtigen Entführern Angst einzujagen, als es ihm fast gelungen war, einer ihrer Waffen habhaft zu werden. Seine Handlungen hatten fünf von ihnen genötigt, ihre tägliche Routine zu ändern, nur um sich um ihn zu kümmern. Um einen einzelnen, trotzigen, gefangenen Menschen.
    Ja, diese Vorstellung gefiel ihm, als er sich auf einem kleinen, weich bewachsenen Hügel niederließ und seine neue Umgebung betrachtete. Zumindest gefiel sie ihm, bis sich der kleine Hügel bewegte.
    Er musste Walker nicht abwerfen, denn dieser zog sich schon so schnell er konnte zurück, während sich die Bodenerhebung streckte. Langsam wich er zurück, bis er das vertraute Kribbeln der Barriere an seiner Wirbelsäule spürte. In der eingeschlagenen Richtung konnte er nicht weiter. Mit aufgerissenen Augen und angespannten Muskeln sah er mit an, wie der Hügel sich schläfrig schüttelte und dann langsam zu ihm umdrehte.
    Was er für eine Art Moos gehalten hatte, war in Wirklichkeit Fell und eher gelb als grün, eher borstig als weich. Das blonde, zwei Meter siebzig große

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