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und wenn es das Letzte war, was er tat.
Was für einen Versuch? Sie hatten nicht einmal ein echtes Ziel, außer dass sie etwas anderes tun wollten, etwas, das zur Abwechslung einmal nicht von den schändlichen Vilenjji bestimmt wurde. Vielleicht, dachte er, war das schon genug. Für den Moment musste es jedenfalls reichen.
Wenn man ihn vor die Wahl gestellt hätte, wäre er lieber wie sein erfundener Bekannter am Verzehr einer Überdosis Schokolade zu Grunde gegangen, aber an Bord eines durch den Kosmos rasenden Alienschiffes war dies traurigerweise kein Schicksal, das ihm offen stand.
10
Es war ein verflucht heller und sonniger Morgen mit einer verflucht perfekten Wärme, so wie es ungefähr jeden verfluchten langen Tag war. Während sie diese von den Vilenjji synchronisierte Monotonie ihrer Tage verfluchten, machten sich Walker und George auf den Weg durch das Große Gehege, um Braouk einen Besuch abzustatten. Sie hielten kurz bei Sque an, um sie mitzunehmen. Die K’eremu kam in einer Stimmung aus ihrem durchnässten Habitat, die selbst für ihre Verhältnisse ungewöhnlich gedrückt war. Da sie begreiflicherweise geistesabwesend war, musste Walker sie anspornen, an der allgemeinen Unterhaltung teilzunehmen.
Als sie auch den Tuuqalianer in düsterem Brüten vorfanden, Tentakel und Augenstiele in einem dicken Knoten ineinander verschlungen, entspann sich eine kleine Diskussion, ob sie ihn überhaupt stören sollten. Nach einer kurzen, vorsätzlich lautstarken Debatte wurde beschlossen, dass es ihre Freundespflicht war, ihn aus seiner verhältnismäßig ausgeprägten Niedergeschlagenheit aufzurütteln. Da fast Frühstückszeit war, hieß es entweder, ihm Gesellschaft beim Essen zu leisten, oder den ganzen Weg zu ihren persönlichen Gehegen zurückzugehen. Man entschied sich für Ersteres.
Sie kannten zwar den Tuuqalianer, aber noch nicht alle Seiten seiner vielen Launen, weshalb sie sich ihm wachsam näherten und dicht beisammen blieben. Als sie vorrückten, tauchte aus dem Gewirr der Tentakel das Paar Augen auf und stierte auf sie herab.
»Ihr drei wieder! Ich bin es überdrüssig, dauernd den Anblick vor Augen, wahrhaft widerlich.«
»Immer mit der Ruhe, Braouk.« Walker setzte seine Annäherung fort, flankiert von seinen Freunden. »Was ist los? Was stimmt nicht?«
Die Augäpfel wandten sich von ihm ab und dem großen, kreisförmigen Stück Boden zu, auf dem nichts wuchs. »Hunger. Wirkt sich auf geistiges und körperliches Befinden aus. Letzte Nacht nichts gegessen, doch gesollt. Leere im Bauch, schreit laut von Entbehrung, verwirrt das Denken.«
»Das wird schon wieder«, meinte Walker lächelnd und deutete auf den Kreis des Speisenaufzugs. »Dein Essen wird früh genug oben sein.«
Die baumstammdicken Glieder zitterten. »Jetzt Hunger.«
George begann zurückzuweichen und murmelte eindringlich: »Das hört sich nicht gut an, Marc. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Lass uns später wiederkommen.«
»Du törichter Nullhandvierfüßler«, wies ihn Sque zurecht. »Wir sind jetzt hier. Wir sind gekommen, um uns jetzt zu unterhalten. Ich für meinen Teil werde mich nicht von dem anarchischen Hunger eines überfressenen Lebewesens mit nur acht gebrauchsfähigen Extremitäten in die Flucht schlagen lassen. Und schon gar nicht von einem ohne Kopf!« Walker streckte schon die Hände aus, um sie zurückzuhalten, doch sie beachtete ihn nicht, sondern schob sich auf ihren zehn Gliedmaßen an ihm vorbei und schlängelte sich an den kauernden, sichtlich unglücklichen Tuuqalianer heran.
»He du! Hör mit diesem Unsinn auf, und benutz deinen Verstand! Wir können unsere Zeit nicht mit solch puerilen Verwöhntheiten vergeuden.«
Die Augenstiele vollführten einen scharten Schwenk und standen plötzlich dicht vor ihr. Der Riese begann, sich langsam aufzurichten. »Immer die Herablassende, die andere gering schätzt in ihrer überheblichen Gönnerhaftigkeit.« Die schwarzen Pupillen schienen sich bedrohlich auszudehnen. »Sie ist vielleicht stimulierender, wenn anderweitig verwendet.« Die Tentakel begannen sich zu entwirren.
Walker riss die Augen auf. Er war geneigt, sich Georges Rückzugsvorschlag anzuschließen. »Sque – renn!«
Vielleicht hielt sie sich für unangreifbar. Vielleicht war ihr klar, dass in der Nähe des Tuuqalianers jeder Fluchtversuch unmöglich war. Vielleicht gab es auch einen anderen Grund, weshalb sich die K’eremu scheinbar unbekümmert nicht vom Fleck rührte, als sich der
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