Safari
konnte, war ein kniffliges Problem, das seine Gedanken einige Zeit beschäftigt hatte.
Erst als er eines Tages Braouk beim Essen zusah, fiel ihm eine mögliche Lösung ein, die ebenso kühn wie absurd erschien. Nachdem ihm ein anfänglich wenig begeisterter Tuuqalianer versichert hatte, dass er seinen Teil des Plans bewältigen würde, blieb noch die Frage, wie die Vilenjji abgelenkt und davon überzeugt werden könnten, dass Braouk sich seine Mitgefangenen nicht nur in die Backen gestopft hatte wie ein Eichhörnchen die Nüsse, sondern auch tatsächlich gegessen hatte. Schließlich war es der Riese selbst, dem die Idee mit dem hungerbedingten Tobsuchtsanfall kam.
»Alle Welt weiß, der Tuuqalianer wütet«, so hatte es der große Alien ausgedrückt. Da die Vilenjji an seine regelmäßig wiederkehrenden Wutausbrüche schon gewöhnt waren, glaubte er nicht, dass einer mehr besonderen Verdacht erregen würde. Um das Drama noch auszuschmücken, würde Walker auf Braouks Fressraserei mit so viel Emotionen reagieren, wie er aufbringen konnte. Alles, was der Mensch als Antwort auf Braouks Verhalten täte, versicherte ihm dieser, konnte und würde der Tuuqalianer ignorieren. Und, staunte der Hund, während er auf dem Bauch lag und sich vom endlosen Summen, Ticken und Stampfen der geschäftigen Maschinen ringsherum berieseln ließ, es hatte tatsächlich geklappt! Bis jetzt. Er und Sque waren den Grenzen des Geheges unverletzt entkommen – möglicherweise die ersten Gefangenen der Vilenjji, denen das jemals gelungen war. Wenn man davon ausging, dass die Vilenjji der Zuverlässigkeit ihrer eigenen elektronischen Augen trauten, konnten sie vernünftigerweise zu keinem anderen Schluss kommen, als dass der kleine Vierbeiner und der Dekapode beide verspeist und dem Verdauungsprozess des Tuuqalianers zugeführt worden waren. Was bedeutete, dass niemand nach ihnen suchen würde.
»Eins muss man Marc lassen«, flüsterte er, während er versuchte, seine Augen überall gleichzeitig zu haben, »für einen Menschen ist er verdammt gerissen!«
Aus der Mitte des rostroten Tentakelwirrwarrs, der sich neben ihm bauschte, antwortete die K’eremu: »Ich gebe zu, dass ich anfangs ablehnend war. Die Kühnheit dieser Sache spricht jeder Logik Hohn. Und doch – hier sind wir, zum ersten Mal seit unserer Gefangennahme befreit aus den Zellen der verabscheuten Vilenjji. Und bliebe es auch nur bei diesen wenigen Momenten der Freiheit, ich bin für die primitive Schlauheit deines Freundes dankbar.« In der nahen Dunkelheit schimmerten wachsame Augen. »Mit etwas Zeit und ausreichender Ambition hätte ich natürlich selbst ein ähnliches Strategem ersonnen.«
Sicher hättest du das, sagte George spöttisch – jedoch nur zu sich selbst. Nachdem er Marc gelehrt hatte, wie man sklavisch am Boden kriecht, würde er nicht seine eigenen Ratschläge missachten. Wenn sie ihren augenblicklichen Erfolg ausbauen wollten, brauchten sie den ganzen Enthusiasmus und die volle Konzentration dieses feuchten Bündels listiger Windungen.
Er fragte sich, wie es Marc gehen mochte, der immer noch oben gefangen war und die Rolle des vor Gram völlig Verzweifelten spielte. Er war überzeugt, dass sich der Mensch wahrscheinlich dieselbe Frage über ihn stellte.
Während er im Dunkeln neben der nasskalten K’eremu lag, im Fell noch die klebrigen Reste tuuqalianischer Mundfeuchtigkeit, wunderte sich der Hund, was sie schon alles erreicht hatten.
»Ich wette, dass wir tatsächlich die ersten Gefangenen sind, die je aus einem Vilenjji-Gehege entkommen sind.«
Neben ihm war Sques biegsame Gestalt nur ein konischer Schatten. »Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, aber wir sind sicher die ersten, die es in der ganzen Zeit geschafft haben, die ich auf diesem widerlichen Schiff schon zubringe.« Sie rollte mit den Augen. »So seltsam es auch klingen mag, während ich in dem geräumigen Mund unseres großen Gefährten ruhte und gegen den Erstickungstod ankämpfte, drängte sich mir die Frage auf, wie ich in angemessener Weise mit meinen etwas eigenartigen Vorlieben umgehen kann.«
»Du meinst deine Abhängigkeit.« Der Hund behielt den dunklen Zugangsweg vor ihnen im Auge und hechelte leise.
Sque war so zurückhaltend, die wiederholte Verunglimpfung zu ignorieren. »Unsere gegenwärtige Position liegt knapp außerhalb des Habitats unseres guten Braouk und knapp innerhalb des Großen Geheges.« Ein Tentakel wies auf den Essensaufzug, in den sie unlängst geschlüpft
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