Safe!
Normalsterblicher jede Menge Geld für ein solches Appartement berappen. In ungefähr vier Meter Entfernung nach rechts, begann mit einer Distanz von vielleicht einem Meter der nächste Balkon, der zur anderen Wohnung gehörte. Auf der linken Seite gab es nur noch ein Fenster, welches rechts neben dem Wohnzimmer auf den Balkon führte. Dahinter endete der Balkon. Auch hier klaffte ein guter Meter Abstand zum Balkon des Nachbarn. Der Wind pfiff ganz ordentlich über die Brüstung und schnell verschwand sie wieder nach drinnen.
Bei ihrer Rückkehr ins Wohnzimmer bemerkte sie, dass einer ihrer beiden Aufpasser eine Frau war. Das hatte sie beim Betreten der Wohnung gar nicht gesehen. Ihre Haare waren kurz geschnitten und mit der dunklen Einheitskleidung unterschied sie sich nicht großartig von ihren männlichen Kollegen. Eve schaute sich weiter um und entdeckte ein Schlafzimmer mit einem breiten französischen Bett, welches vom Wohnzimmer aus zu erreichen war. Vom Schlafzimmer selber ging ein fensterloses kleines Badezimmer mit Toilette ab. Die Wohnung war okay. Sie hätte es sicherlich schlimmer antreffen können. Seufzend setzte sie sich auf das Bett und stellte die beiden Taschen neben sich auf dem Boden.
››Brauchen Sie noch irgendwas Frau Dexter ?‹ ‹ Die Frau schaute Eve an. Sie hatte wunderschöne schokoladenbraune Augen, die jetzt voller Interesse auf ihr lagen.
››Nein Danke, im Moment nicht. Irgendwann werde ich ein paar Anziehsachen benötigen, aber jetzt noch nicht. Wie heißen Sie eigentlich? Schließlich würde ich Sie auch gerne mit Namen anreden können, wenn wir hier schon gemeinsam eingesperrt sind.‹‹
Sie lächelte und sah sofort ganz anders aus. ››Mein Name ist Yasemine. Die Jungs nennen mich aber lieber Jessy.‹‹
››Okay, wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann würde ich Sie auch Jessy nennen. Dann sagen Sie doch bitte Eve zu mir.‹‹
Jessy reichte Eve mir ihre Hand und sie schlug ein.
Marc schaute Eve nach, die von den vier Männern umrahmt in dem Haus verschwand. Was hätte er ihr schon sagen sollen? Er konnte glücklich sein, dass er sie bis hierher hatte begleiten dürfen. Normalerweise wäre sie schon am Flieger getrennt worden. Sein Weiterflug nach England stand erst für Morgen an, somit zog er sich in ein Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofes zurück und versuchte seinen Vorgesetzten zu erreichen. Er wollte ihn davon überzeugen, ihn in Deutschland zu lassen. So könnte er in Eves Nähe bleiben und vielleicht den BND unterstützen.
Evelyn fiel es ausgesprochen schwer, ständig in der Wohnung eingeschlossen zu sein. Ihre Stimmung kam aus dem Tief des ersten Tages nicht heraus. Weder Jessy noch der stets wechselnde zweite Wachmann konnten ihr irgendwelche Informationen zum Ermittlungsstand geben. Sie hatte kein Telefon, keinen Computer, nichts. Sie wusste nicht, wie es ihren Eltern ging, wo Marc war, oder wie lange sie noch bleiben musste.
Seit zehn Tagen saß sie nun in der Wohnung fest. Eve war wie von der Welt abgeschnitten. Inzwischen hatte sie jede vorhandene DVD angeschaut und ihre Fingernägel bogen sich beim Anblick der hirnlosen Sendungen im Nachmittagsprogramm förmlich nach oben. Vor Verzweiflung machte sie Turn- und Dehnübungen auf ihrem Bett oder betrieb exzessive Köperpflege. Zehn Tage, in denen sie sich aus Pappschachteln vom Italiener oder Chinesen ernährte. Zehn Nächte, in denen sie Marc furchtbar vermisste, an denen sie jeden Abend das Bild, welches der Fotograf im Vogelpark nach ihrem ersten Kuss gemacht hatte, aus dem Rucksack holte.
Es war ein schwacher Trost, doch die Erinnerung an diesen Tag war umso lebendiger, wenn sie das Foto in ihren Händen hielt. Das Schlimmste war, dass sie nicht einmal mit Marc reden durfte. Die ersten Tage hatte sie sich abends in der Dunkelheit in den Schlaf geweint und ihre Situation verflucht. Inzwischen war ein Tag wie der andere. Es gab keine Höhen und keine Tiefen, sie schleppten sich unendlich zäh dahin. Ihr hing die ganze Situation furchtbar zum Hals heraus.
Von Marc hatte sie nichts gehört. Genau wie er ihr prophezeit hatte, herrschte absolute Funkstille. Evelyn war völlig alleine in ihrem Liebeskummer, da sie weder ihre Eltern noch ihre Freundin anrufen konnte. Jessy war lieb und nett, doch herrschte zwischen ihnen eine professionelle Distanz, die sie davon abhielt, private Dinge mit ihr zu besprechen. Sie konnte Jessy nur zu gut verstehen.
Wenn sie permanent einen solchen Auftrag hatte wie
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