Safe!
Linie verkrampft. Sie war
attraktiv. Richtig attraktiv, auf eine unspektakuläre Weise. Der kurze Blick dieser
Frau fuhr wie ein Blitz in sein Innerstes. Ein seltsam leichtes Gefühl
bemächtigte sich seines Magens und sein Herz begann schneller zu schlagen. Er
konnte nicht anders und betrachtete die junge Frau weiter. Der Laptop auf
seinen Knien wurde zur Nebensache. Ein zweites Mal trafen sich ihre Blicke und
die Sekunde des Blickkontaktes dehnte sich plötzlich aus. Unwillkürlich musste
er lächeln.
Ihre Lippen verzogen sich kurz ebenfalls zu einem
Lächeln, bevor ihr Blick weiter glitt. Sie sah viel hübscher aus, wenn sie
lächelte. Marcus senkte seinen Blick, um die Frau nicht unhöflich weiter
anzustarren. Doch dafür hörte er ganz genau hin, als sie von der Bediensteten
am Empfang angesprochen wurde. Seine Neugierde war geweckt und er beschloss,
diese Frau weiter zu beobachten und lauschte angestrengt auf den Wortwechsel,
der vor ihm an der Rezeption zu Stande kam.
Kapitel 5
Während Eve darauf wartete, dass das ältere Paar vor ihr
die Fragen, die sie hatten, beantwortet bekamen, schaute sie sich in dem Foyer
um. Der Fußboden war aus weißem Marmor, der im Schein der tiefstehenden Sonne
golden glänzte. Es gab einen kleinen Computerterminal, auf dem man gegen
Entgelt ins Internet kam. Seitlich davon befand eine Fahrzeugvermietung, deren
Schreibtisch im Moment verwaist war und vor einem Geländer zu einem
Treppenabgang befanden sich mehrere Korbsessel mit dicken gemütlichen Polstern.
Darauf saß ein Mann, auf dessen Knien sich ein
aufgeklapptes Notebook befand. Just in dem Augenblick trafen sich ihre Blicke.
Sein Laptop schien ihm völlig unwichtig geworden zu sein, so intensiv
betrachtete er sie. Ob er zu denen gehörte und sie hier schon erwartete? Vor
Angst wurde ihr ganz flau. Der Fremde hatte dunkelblonde glatte Haare, die ihm
leicht verstrubbelt in die Stirn fielen und die blauesten Augen, die sie jemals
gesehen hatte. Seine Haare waren kurz geschnitten und die Härchen auf seinen
Armen schimmerten hell auf der gebräunten Haut. Er sah gar nicht aus wie ein
Verbrecher. Eigentlich sah er sogar nett aus. Ziemlich nett. Schnell schaute
sie sich weiter um. Doch wie von einem Magneten angezogen, betrachtete sie ihn
ein zweites Mal.
Eve begegnete Marcus‘ Blick mit aufgesetzter Gelassenheit
und stellte dabei fest, dass das Blau seiner Augen alles überstrahlte. Während in
ihr das Gefühl wuchs, als könnte ihr Gegenüber in sie hineinschauen und sie
förmlich durchleuchten, verzog sich in diesem Augenblick sein Mund zu einem
Lächeln und Eve konnte nicht anders als zurückzulächeln. Das Lächeln
entschärfte sofort den durchdringenden Blick. Nein, der gehörte sicherlich
nicht zu den Typen. Wie sollten die auch schneller im Hotel sein als sie.
Außerdem war er viel zu sehr gebräunt, als das er erst kürzlich angereist wäre.
Das ältere Paar verabschiedete sich und die Dame an der Rezeption schaute
Evelyn abschätzend aber nicht unfreundlich an.
›› Señorita was kann ich für Sie tun ?‹ ‹ Sie
hatte eine angenehme Stimme und sprach mit einem starken spanischen Akzent.
››Guten Tag, mein Name ist Evelyn Dexter. Ich habe sehr
kurzfristig gebucht.‹‹ Eve überreichte ihr die Unterlagen, die sie von der Dame
am Flughafen mitbekommen hatte. Die Frau nahm sie in ihre Hände und
begutachtete die Daten auf den Unterlagen. Dann nickte sie.
››Willkommen auf Gran Canaria Fräulein Dexter. Wir haben
ihre Buchung vorhin per Fax erhalten. Hatten Sie einen angenehmen Flug ?‹ ‹ Sie lächelte Eve freundlich an.
››Ja, danke. Alles bestens.‹‹, beantwortete Evelyn die
Frage.
››Sie haben Zimmernummer 4027, Señorita . Das Zimmer liegt im obersten Block ganz außen. Sie gehen
am besten hier heraus‹‹, sie deutete auf eine automatische Glastür, durch die
das ältere Paar zuvor gegangen war, ››und dann laufen Sie bis zum Ende. Nehmen
Sie die Aufzüge bis ganz nach oben. Brauchen Sie Hilfe mit ihrem Gepäck ?‹ ‹
Während Sie die Wegbeschreibung gab, reichte sie Eve zwei
Plastikarten an, die als Zimmerschlüssel fungierten.
››Nein, nein, das geht schon. Vielen Dank !‹ ‹ Wehrte Eve ab. Das würde sie sicherlich alleine finden
und ihr Gepäck war nicht schwer. Mit einem Plan des Hotelgeländes und den
zugehörigen Einrichtungen in der Hand verließ sie den Rezeptionsbereich. Sie
spürte den Blick des Mannes in ihrem Rücken, doch sie widerstand dem
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