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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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dass die Kleine zu leicht ist. Wir müssen sie aufpäppeln für Gabun, sonst bringt sie Mama und Papa in Verlegenheit. Außerdem, Pascal, du solltest dich freuen, dass sie Gabun-Essen mag, noch bevor ihr überhaupt dort seid.«
    »Sie muss lernen, mehr Rücksicht zu nehmen, Fofo Kpee«, sagte ich, ging eingeschnappt nach draußen und setzte mich auf die Veranda.
    »Egal, kein wahala «, sagte Fofo. »Fahr ich dey eben selbst zum Markt.«
    Er trug Yewa auf dem Rücken ins Hinterzimmer und schob die Nanfang nach draußen, bockte sie auf und betrachtete sie lächelnd. In jenen schwierigen Monaten schien ihm die Maschine eine Quelle der Kraft und Stabilität zu sein, etwas, worauf er immer stolz sein konnte und das er auch noch haben würde, wenn wir nach Gabun fuhren. Viele Male betrachtete er sich in den Seitenspiegeln, grinste und murmelte der Maschine etwas zu, als könnte sie ihn hören und antworten. Dann lud er Yewa von seinem Rücken auf den Tank, setzte sich aufs Motorrad und fuhr zum Markt. Er kam nicht so rasch zurück, wie er versprochen hatte, da er, wie er später erzählte, eine längere Fahrt mit Yewa machen wollte. Und als er dann heimkehrte, schob er die Nanfang so stolz zurück ins Zimmer, wie
er sie herausgerollt hatte. Wir wollten wie gewöhnlich drinnen essen, aber Yewa klagte, dass ihr vom Geruch nach feuchtem Lehm übel wurde. Also gingen wir nach draußen und aßen unter dem Mangobaum, als würden wir ein Picknick machen.
    Am Nachmittag gingen wir wieder an die Arbeit und machten uns diesmal daran, das Hinterzimmer zu versiegeln. Dort arbeitete es sich umständlicher, weil wir so viel im Zimmer abgestellt hatten, doch wollte Fofo nichts davon wissen, die Nanfang in die Sonne oder auch nur ins Wohnzimmer zu schieben. Also ließ er sich Zeit, rückte die Maschine in die Zimmermitte und legte eine Plane und unsere Bettdecke darüber, wodurch es aussah, als hätten wir einem großen Schoßhund Kleider angezogen. Ich wollte die übrigen Sachen aus dem Zimmer räumen oder aus dem Weg rücken.
    »Wo willst du damit hin?«, fragte er.
    »Nach draußen.«
    »Nee … hast du nix in der Birne, Junge? Willst der ganzen Welt meine Reichtümer zeigen?«
    »Was ist mit dem Wohnzimmer?«, fragte ich und beugte mich über die Suppentöpfe, um alte Zeitungen darüber auszubreiten.
    »Und wenn wer reinkommt, wetin dann? Weißt wohl nicht, warum ich keinen Menschen gebeten hab, uns zu helfen? Nix kommt mir nach draußen, okay?«, sagte er und schob den Lehmmörtel von der Wand, um Platz für den Stuhl zu schaffen, auf den er sich stellen wollte.
     
    Wir arbeiteten rastlos und schnell. Fofo redete, pfiff und sang nicht mehr wie noch bei der Arbeit im Wohnzimmer. Diesmal ließ er auch keine Löcher in den Wänden. Er schien sich so auf seine Arbeit zu konzentrieren, dass es mir vorkam, als sei er unzufrieden mit dem, was er tat. Er hatte auch keine Zeit mehr für Feinheiten. Selbst wenn Mörtel auf die neuen Sachen fiel,
die wir unserem gehobenen Lebensstandard verdankten, kümmerte ihn das nicht. Und als ich innehielt, um den Lehm davon abzuwischen, funkelte er mich nur an.
    »Warum lässt du keine Löcher in diesem Zimmer, Fofo?«, wollte ich wissen und hielt ihm Mörtel hin.
    »Wozu?«, fragte er.
    »Wir brauchen hier drinnen doch Luft.«
    » Dis moi , hast du schon mal hier geschlafen?«
    »Nein.«
    »Deine Schwester, nko ?«
    »Nein.«
    »Dann jammerst du wegen der Nanfang, abi ? Mach deine Arbeit und nerv nicht.«
    Je mehr Lücken wir am oberen Mauerrand verfüllten, desto dunkler wurde es im Zimmer, und Fofo wollte nicht mal ein Fenster öffnen. Ich konnte nur noch sein Profil erkennen. Da wir nichts ausgeräumt hatten, war es da unten, wo ich stand, nicht nur dunkel, sondern auch ziemlich eng. Draußen war es Nachmittag, hier drinnen aber Nacht. Ich wollte die Lampe anzünden, aber Fofo warnte mich, wenn die Nanfang Feuer finge, würden wir alles verlieren. Wir schwitzten, und Yewa weigerte sich hereinzukommen; sie behauptete, bei uns sei es zu heiß. Die Luft war stickig vom Geruch nach frischem Lehmmörtel.
    »Das hab ich nicht nötig, un ma jlo ehe! «, fluchte Fofo Kpee plötzlich und schlug mit der flachen Hand an die Wand. »So wird das nix.«
    »Redest du mit mir?«, fragte ich.
    »Mit dir? Warum sollte ich? Kann ein Mann nicht mal über seinen blöden Reichtum schimpfen? Und musst du auf alles antworten, he? Ich frag einfach so vor mich hin!«
    Zum ersten Mal erlebte ich ihn frustriert und

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