Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
Vom Netzwerk:
nicht«, sagte ich.
    Mit einer raschen Bewegung riss Fofo die Bettdecke fort und reichte sie mir, dann nahm er den Tisch, stellte ihn übers Bett und schuf so etwas Platz. Anschließend breitete er die Decke auf dem Boden aus und sagte, wir sollten uns drauflegen, so sei es viel besser. Wir fühlten keinen Sand, insofern war es besser, und es war kühler als im Bett, aber schlafen konnten wir immer noch nicht, weil der Boden zu hart war.
    »Okay, liebe Kinder … lasst uns über Fröhlicheres reden«, sagte er und setzte sich auf den Bettrand. »Da wir nicht schlafen können, können wir auch was anderes machen. Wir müssen fröhlicher werden, egal wie. Also, wetin kauft ihr mir in Gabun? Wie reich ihr da auch werdet, vergesst mich nicht, okay?«
    »Ich kauf dir Nido und Uncle Ben's-Reis und noch eine Nanfang«, sagte Yewa mit verschlafener Stimme. »Und ich gebe dir so viel Geld, dass du ganz viele Frauen haben kannst.«
    Wir lachten.
    »Ach ja … wirklich?«, fragte Fofo.
    »Ja.«
    »Wie viele Frauen willst du mir denn geben?«
    »Zwei Frauen, Fofo, wie Pastor Adeyemi … Aber sie müssen für NGO s arbeiten!«
    »Nur zwei?«, fragte er.
    »Okay, wie wäre es mit fünf? Dann bekommst du mehr Kinder.«
    »Kinder? Und du hilfst mir auch, die zu erziehen?«
    »Darum kümmert sich Mama aus Gabun«, warf ich ein.
    Fofo lachte, machte es sich im Bett bequem und genoss ganz offensichtlich unser Gespräch.
    » Kai , ich dank Gott, dass ihr zwei schon wie reiche Leute aus Gabun denkt.«
    Zwar lachten wir an diesem Abend, doch nur mit Mühe und so kraftlos, als käme unser Lachen von einem Spielzeug, dessen Batterie schwächer wurde. Und in der Hitze schien es uns, als wäre allein das trübe Licht der Lampe an unserer Hölle schuld.
    Fofo Kpee öffnete die Tür, um frische Luft zu schnappen, und ein kühler Hauch wehte zu uns herüber, ehe er die Tür wieder zuzog und von außen schloss. Ich nahm das Handtuch und begann, Yewa und mich damit abzutrocknen, doch stürzte Fofo plötzlich wieder herein, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen. Er war ein ruheloser Mann: Er konnte nicht drinnen sein, konnte nicht draußen sein. Er nahm mir das Handtuch ab und begann sich selbst damit abzureiben, als wäre ihm durch die kühle Luft noch wärmer geworden.
     
    »Schulzeit«, verkündete Fofo Kpee mit einem Mal wie ein Lehrer und machte sich daran, den Docht höher zu schrauben, so dass die Lampe heller brannte. Er war nackt bis auf einen Fetzen wrappa , den er sich um die Hüfte gewickelt hatte. Sein schweißüberströmter Oberkörper schimmerte im Lampenlicht. Er hatte an Gewicht zugelegt und war nicht mehr so hager wie früher; und die Bauchmuskeln waren schlaffer geworden, weshalb sich sein Bauch wie der einer Schwangeren vorwölbte. Ich glaubte nicht, dass er noch auf Kokospalmen klettern konnte. »Wir müssen ein bisschen was lernen, mes enfants  … Setzt euch!«, sagte er und öffnete ein sorgsam gefaltetes Blatt Papier.
    »Was sollen wir denn lernen?«, fragte meine Schwester.
    »Wisst ihr, will man nach Amerika, zum Beispiel, dann braucht man Tipps für die owhèntiton  …«
    »Ach, Fofo, willst du uns was über Gabun beibringen?«, fragte ich rasch.
    » Mówe  … wisst ihr, ihr müsst ein paar Sachen lernen, falls l'immigration oder Marineleute euch aufm Schiff Ärger machen. Unsere Regierung ist korrupt. Wir wollen doch nicht, dass sie uns einen Strich durch die Rechnung macht, oder?« Dann senkte er die Stimme, zeigte angsteinflößend mit dem Finger auf uns und sagte: »Böse Menschen wie die stehlen Kinder wie euch auf hoher See!«
    »Echt?«, flüsterten wir.
    »Ja, mes enfants , aber keine Sorge. Ihr schafft das schon … könnt froh sein, dass Big Guy euer Freund ist. Deshalb hab ich nämlich ihm die Schlüssel gegeben. Er na guter Einwanderungsmann. Er kennt seine Leute.«
    Sobald Big Guys Name fiel, beruhigten wir uns wieder. Meine Schwester nickte und lächelte vor sich hin.
    »Also kommt er mit?«, wollte ich wissen.
    »Klar, Big Guy bringt uns all die nötigen Tricks bei«, erklärte meine Schwester zuversichtlich.
    Die Hitze war vergessen. Fofo schwieg eine Weile, das Handtuch um den Hals. »Also? Bereit?«
    »Ja«, erwiderten wir, setzten uns auf und schauten ihm gespannt auf den Mund.
    »Nun, dann wiederholt, was ich sage«, forderte er uns auf und begann im Dämmerlicht mit zusammengekniffenen Augen stammelnd zu lesen: »›Mama ist jünger als Papa, weil Papa spät geheiratet hat.‹«
    »Mama

Weitere Kostenlose Bücher