Sag, dass du eine von ihnen bist
verzweifelt angesichts unserer neuen Verhältnisse. Ich spürte, wie angespannt er war, und da ich ihn pausenlos seufzen hörte, sagte
ich kein Wort mehr. Was immer ihn bedrückte, machte ihm dermaßen zu schaffen, dass wir den Plan aufgaben, auch noch die Außenmauern zu verputzen. Nach einer Weile wurde er dann so wütend, dass er mit einer letzten Willensanstrengung die restlichen Lücken verfüllte; Dunkelheit senkte sich herab.
Ich betete, dass sein Stimmungsumschwung nichts damit zu tun hatte, dass wir nach Gabun fuhren. Da es ihm nicht recht war, dass ich die Tür des Hinterzimmers öffnete, konnte ich nicht ordentlich sauber machen, also gab ich mich damit zufrieden, die Dinge im Dunkeln flüchtig abzuwischen. Die Nanfang war unser einziges Besitzstück, das vom Schmutz unserer Arbeit verschont geblieben war.
Immer noch vor sich hin brummelnd brach er am Abend auf, um sich mit Big Guy zu treffen. Er kam mürrischer zurück, als er losgefahren war, brachte aber drei schwarze Riegel und silberfarbene Schlösser mit, stellte die Nanfang nach draußen und bat mich, im Hinterzimmer die Lampe zu halten, damit er etwas sehen konnte. Mit Hilfe einiger Nägel hämmerte er die Riegel vor die zwei Fenster und die rückwärtige Tür. Dann hängte er von innen Schlösser vor, die Schlüssel kamen an seinen Bund. Er hatte noch Ersatzschlüssel übrig. »Hab von jedem drei gekauft, aber Big Guy einen Satz gegeben«, brummte er, während er mit den Blicken nach einem Versteck suchte.
»Wird er jetzt auch bei uns wohnen?«, fragte Yewa.
»Nee, eigentlich nicht«, sagte er. »Der Mann na mein bester Freund.«
»Er ist auch unser Freund!«, erklärte meine Schwester begeistert. »Wir spielen jeden Tag mit ihm.«
Da Fofo Kpee keinen geeigneten Platz fand, ging er mit den Schlüsseln ins Wohnzimmer, trat an die Garderobe und steckte sie in die Brusttasche des olivgrünen Kordmantels, den er nur zu besonderen Anlässen trug.
In der Nacht fühlte sich unser Haus wie ein Ofen an. Wir konnten nicht schlafen, obwohl wir sämtliche Kleider auszogen.
Kaum verschlossen wir die Tür, staute sich die Hitze, und die Mauern heizten sich auf. Yewa, die immer zwischen mir und der Wand schlief, begann zu weinen, und Fofo bat mich, den Platz mit ihr zu tauschen. Wir schwitzten, bis sich unser Bett anfühlte, als hätte es jemand eingenässt, und wir hörten den Wind vom Meer herüberwehen und durch die Bananen- und Pisanghaine rauschen, nur spüren konnten wir ihn nicht. Es war, als verdurstete man neben einem rauschenden Bach. Wir wälzten uns und warfen uns hin und her im stickigen Zimmer, standen auf und versuchten, auf dem Betonboden zu schlafen, doch fühlte der sich wie Schmirgelpapier an; Sand und Staub klebten an unseren feuchten Leibern. Es war zwecklos. Als wir schließlich vor lauter Müdigkeit einschliefen, kamen die Mücken, die in den Nächten zuvor überlebt hatten; wir schlugen danach und weckten uns so wieder gegenseitig. Fofo Kpee hörte gar nicht mehr auf zu fluchen und gab den Dieben die Schuld, da sie uns gezwungen hatten, die Lücken im Mauerwerk zu schließen.
Mehrmals ging er nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Als wir ihn fragten, ob wir mitkommen könnten, verneinte er und sagte, wir sollten uns ruhig an solche Unbequemlichkeiten gewöhnen, denn dann könnten unsere Wohltäter, falls es in Gabun einmal unbequem wurde, ihm nicht vorwerfen, er hätte uns nicht darauf vorbereitet.
»Gewöhnt euch dran, meine Kinder«, sagte Fofo Kpee in der zweiten Nacht, nachdem er uns mit einem feuchten Handtuch abgerieben hatte. »Das Schiff nach Gabun ist manchmal heißer als das hier … also gewöhnt euch dran.«
»Noch heißer? Aber die Schiffe, die unsere Eltern uns gezeigt haben, waren luftig und schön«, sagte ich.
»Ja, wunderschön«, sagte Yewa.
»Ihr dey meckert zu viel. Attention, mì preparez mide dayi
na la plus mauvaise situation . Mir passt das doch genauso wenig, glaubt bloß nicht, ich mach das hier aus Spaß. Ihr müsst fit sein. Vergesst nicht, sogar die Israeliten, das auserwählte Volk, haben in der Wüste gelitten, und Faulpelze wurden von Schlangen gebissen. Also hört auf, mich wegen dem Haus auszuquetschen. Als ich so alt war wie ihr, hab ich's nicht gewagt, meine Eltern so viel zu fragen … Denkt nur immer dran: Auch wenn euer Mund wie eine Schere auf- und zugeht, dürft ihr nie niemandem unsere Pläne verraten. Kein Klatsch und Tratsch, kein gar nichts.«
»Wir tratschen
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