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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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verdrückt. Emaye Selam kam, das verärgerte Gesicht von einem Kopftuch umrahmt. Sie schaute zu eurer Wohnung hinüber, suchte die Straße ab und ging wieder hinein.
    Du hast gelächelt, denn du hattest eine neue Sprache entdeckt. Anschließend bist du zu Mommy und Daddy gegangen und hast sie gefragt, wann ihr nach Addis fahrt.
    »Addis wird lustig«, sagte deine Mommy und fuhr fort zu packen. »Du wirst dort neue Freunde finden.«
    »Ja, Mommy.«
    Daddy, der an seinem Bier nippte, hielt kurz inne: »Braves Mädchen … ich kaufe eine neue Fernbedienung.«

Luxusleichenwagen
    Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift, es sei denn in der besten Art; doch (streitet überhaupt nicht) mit ihnen, die ungerecht sind. Und sprecht: »Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt ward und was zu euch herabgesandt ward; und unser Gott und euer Gott ist einer; und ihm sind wir ergeben.«
    Koran 29:46
     
     
    Es war später Nachmittag und es war, ehe die neue, demokratische Regierung den Massentransport von Leichen quer durch das Land verbot. Jubril hatte so krampfhaft versucht, die letzten beiden Tage zu vergessen, dass er noch ganz durcheinander war, als er jetzt mit Scharen von Menschen auf dem Busbahnhof am Rande von Lupa darauf wartete, in Richtung Süden zu fahren. Er wusste, selbst wenn man sie zusammenpferchte wie Yamswurzeln oder Maniokknollen in einem Korb, würden die meisten zurückbleiben müssen. Zum Glück hatte er eine Platzkarte für den letzten Bus.
    Richtung Norden schwang sich die Straße über niedrige Hügel und kreuzte flach und gerade die Savanne Richtung Khamfi, die Stadt, die Jubril erreichen musste, anschließend führte sie weiter nach Niger. Richtung Süden machte sie ein paar Kurven und schlängelte sich zum Fluss Niger, nach Onyera und Port Harcourt, dann bis zum Atlantik.
    Jubril war noch ein Teenager, wirkte aber erwachsen für sein Alter. Er hatte helle Haut und trug ein blaues, übergroßes, langärmeliges Hemd. Die braunen Jeans waren schmutzig und
hingen wie ein Vorhang um seine drahtige Gestalt. Um den Hals baumelte ein abgegriffenes Marienmedaillon, und seine Kuhhirtenfüße steckten in zu kleinen Segeltuchschuhen – die Schnürbänder fehlten, die Laschen hingen heraus wie Ziegenzungen am Bratspieß. Jubril hatte sich die Baseballmütze tief ins jugendliche Gesicht gezogen, damit sie seine leuchtenden, großen Augen und die scharfe Nase verbarg. Er war Muslim, hatte sich aber größte Mühe gegeben, wie ein Richtung Süden fliehender Christ auszusehen. Angesichts der religiösen Auseinandersetzungen im Land würde allerdings ohnehin niemand erwarten, dass es ein Muslim oder einer aus dem Norden wagte, mit den Christen nach Süden oder ins Delta zu fahren.
    Der Bus gehörte zu jener Sorte, den seine Landsleute schlicht nur »Luxusbus« nannten, ein gebraucht aus Lateinamerika importiertes Siebzig-Sitze-Monster, das sämtliche Landstraßen beherrschte. In Friedenszeiten machten diese Busse das Reisen über Land einfach, da sie an den aberhundert Polizeikontrollen nie angehalten und durchsucht, ihre Fahrer nicht schikaniert und zur Kasse gebeten wurden. Die Busgesellschaften verdienten genug, um monatlich mit der nationalen Polizeibehörde abzurechnen. Im Radio, Fernsehen und in den Zeitungen machte man jede Menge Reklame für diese Busse. Der Fahrpreis war für viele erschwinglich, und da der Flugverkehr in diesem Land unzuverlässig war, gewannen die besten Busse das Vertrauen der Elite. Als man dann noch anfing, Nachtfahrten über lange Strecken anzubieten, wurde diese Idee begeistert angenommen. Geschäftsleute schliefen am Abend in den Bussen ein, wachten am nächsten Morgen am anderen Ende des Landes auf und führten dort ihre Geschäfte fort.
    Jubril hatte einen Luxusbus bislang weder gesehen noch je einen bestiegen. Die in seiner Gegend im multireligiösen Khamfi praktizierte, ziemlich konservative Spielart des Islam hatte ihm weder gestattet, Radio zu hören, noch, fernzusehen oder
Zeitungen zu lesen. Und in der Verfassung, in der er sich jetzt befand, hatte er das Einzige vergessen, was ihm von seinen Freunden je über diese Busse erzählt worden war: Sie hatten immer Strom, die NEPA versorgte sie besser als den Rest des Landes. Doch jetzt, da es mit dem Frieden vorbei war und Nigeria sich im Kriegszustand befand, hatten Jubril und die wartende Menge am Lupa-Busbahnhof nicht das Geringste für den Mythos der Luxusbusse übrig.
    Ihre einzige Sorge galt dem Busfahrer, der in

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