Sag doch Ja, John
kannte ihn fast nur ernst, doch in diesem Moment erhellte ein seltenes Lächeln seine faltigen Gesichtszüge.
„Ich schätze, in dieser Angelegenheit hatte Ihr Vater wirklich Recht“, sagte Parsons. „Er scheint ein sehr anständiger junger Mann zu sein.“
„Und das können Sie jetzt schon beurteilen, nachdem Sie erst ein paar Worte mit ihm gewechselt haben?“ Obwohl es Courtney immerhin gelang, nicht sarkastisch zu klingen, konnte sie die Worte selbst nicht zurückhalten.
Der Anwalt warf ihr einen wissenden Blick zu. „Der Bericht des Privatdetektivs bestand nicht bloß aus ein paar Worten, Mrs. Gabriel“, erwiderte er.
Entgeistert starrte Courtney Parsons an und vergaß dabei ganz, ihn daran zu erinnern, dass sie trotz Eheschließung ihren Mädchennamen behalten hatte. „Es gibt einen… Bericht?“
„Aber ja. Sie glauben doch wohl nicht, dass Ihr Vater damit einverstanden gewesen wäre, wenn Sie einen Serienkiller geheiratet hätten, nur um der Klausel in seinem Testament zu entsprechen! Er hat mich ausdrücklich angewiesen, Ihren Bräutigam vor der Hochzeit genau unter die Lupe zu nehmen.“ Parsons zuckte mit den dünnen Schultern.
„Zugegeben, es war eine ganz schön eilige Angelegenheit. Als Sie Ihre Hochzeit angekündigt haben, blieb dem Ermittler nicht mehr viel Zeit für seine Arbeit, aber was er herausgefunden hat, war äußerst aufschlussreich. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass ich alles weiß, was ich wissen muss.“ Damit ist Parsons mir ein ganzes Stück voraus, dachte Courtney. Was John Gabriels Hintergrund betraf, galt es bei ihr immer noch, riesengroße Wissenslücken zu füllen. „Hören Sie mal… könnte ich den Bericht vielleicht mal zu lesen bekommen?“
Der Anwalt durchbohrte sie mit einem Blick aus seinen kleinen Augen. Einen Moment lang kam es ihr so vor, als könnte er ihre Gedanken lesen. „Aber warum sollten Sie Interesse daran haben? Sie können doch Mr. Gabriel alles fragen, was Sie von ihm wissen wollen. Schließlich ist er ein ehrlicher Mann.“ Sie hatte genickt und sich zurückgezogen. Von sich aus hatte John ihr noch nichts erzählt, und sie wollte ihn nicht über seine Vergangenheit ausfragen. Dann würde er sie ja für neugierig halten.
In Wahrheit bin ich ja auch neugierig, dachte Courtney in diesem Moment, etwa zwei Wochen nach dem Treffen mit dem Anwalt. Sie hätte nur zu gern gewusst, warum jemand, der angab, ein Ingenieursstudium an der Universität von Los Angeles abgeschlossen zu haben, seinen Lebensunterhalt mit dem Renovieren anderer Leute Gästehäuser verdiente. Es interessierte sie auch, warum ein Mann, der angeblich einmal in eine angesehene, reiche Familie eingeheiratet hatte, sich nun von ihr kaufen ließ, um ganze zwei Jahre in ihren Diensten zu stehen – und das für eine Summe, die viele Leute als Peanuts betrachten würden.
Courtney schaute nach draußen in den Garten, wo John immer noch an ihrem Gästehaus arbeitete, wie an allen anderen Tagen seit ihrer Hochzeit. Er hatte darauf bestanden, den Auftrag zu Ende zu bringen. Gerade hob er die Tür aus den Angeln, um eine neue auszupacken. Deutlich traten seine Bizeps hervor.
Jemand, der so gut aussieht, kann einfach keine vernünftigen inneren Werte haben, dachte sie. Trotzdem stellte sie sich immer wieder vor, wie es wäre, mit ihrem frisch angetrauten Ehemann zu schlafen… und sie fragte sich auch, warum er
seit
dem
ersten
Morgen
nach
der
Hochzeit
keinen
weiteren
Annäherungsversuch unternommen hatte.
Fand er sie etwa nicht attraktiv? War sie noch nicht mal einen Versuch wert?
Wenn es so weiterging, würde sie die zwei Jahre nicht überstehen, dann würde sie schon innerhalb eines einzigen Monats verrückt werden.
Wie dem auch sei, sie musste jetzt mit ihm sprechen. Entschlossen öffnete sie die Verandatür und trat in den Garten. Draußen erfüllte Katies helles Lachen die warme Sommerluft. Courtney konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Die Fröhlichkeit des Mädchens hatte jedes Mal eine ansteckende Wirkung auf sie.
Katie war das perfekte Gegenmittel gegen ihren Vater.
Im Moment spielte die Kleine auf dem Rasen mit dem Welpen, den Courtney ihr vor einer Woche aus einem Impuls heraus gekauft hatte. Er war als Trostpflaster gedacht, weil Katie den Pudel Cuddles so vermisst hatte, nachdem Mandy das Tier wieder mitgenommen hatte.
Katie lag auf dem Gras und ließ sich gerade das Gesicht ablecken. Der Hund Squiggles, ein kleiner schwarzer Pudel, erledigte das mit
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