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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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alle wollen sie berühmt sein. Sie glauben, sie hätten ein Recht darauf. Die Welt da draußen ist furchteinflößend.«
    Wo da draußen, will ich ihn fragen, doch ich bin es leid, seinem Genörgel und seiner Paranoia zuzuhören. Mein linker Arm zittert. Um mich herum sind zu viele zerbrechliche Dinge; wenn ich stolpere, könnte ich ganze Gebäude plattmachen, Straßen verwüsten, Züge zum Entgleisen bringen …
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mit Emily spreche?«, frage ich und gehe zur Tür. Er nennt mir den Namen der Apotheke, in der sie arbeitet.
    »Sagen Sie ihr, dass ich heute Abend Linguini koche. Ihr Lieblingsessen.«

35
    Die Sonne scheint auf den Dächern zu liegen und fällt schräg durch die Windschutzscheibe. Wegen des grellen Lichts fährt Grievous betont vorsichtig, bedrängt von Taxifahrern und dunkelfarbigen BMW s und Audis.
    Ruiz geht nach dem ersten Klingeln an sein Handy. Er ist irgendwo draußen unterwegs und keucht wie ein Exraucher.
    »Weißt du, wie viele verlassene Industriegelände in Oxfordshire an irgendwelchen Gleisen liegen?«
    »Ist das eine Fangfrage?«
    »Bis jetzt habe ich neun abgeklappert, und jedes Einzelne sollte plattgemacht werden.«
    »Ich dachte, Capable wollte Luftbildaufnahmen besorgen.«
    »Auf solchen Dingern erkennt man gar nichts. Ein zehnstöckiges Gebäude kann aussehen wie ein beschissener Tennisplatz.«
    »Das heißt, du kletterst über Zäune.«
    »Ich bin schon zwei Mal von Hunden gejagt worden, und ein altes Weib hat gedroht, mich verhaften zu lassen.«
    »Charmeur. Ich brauche noch einen Gefallen von Capable Jones.«
    »Und zufällig erwischst du mich bestens gelaunt.«
    »Ich brauche Hintergrundinformationen über Phillip Martinez. Er ist Forscher am biomedizinischen Institut in Oxford.«
    »Woher das plötzliche Interesse?«
    »Er geht mir auf die Nerven.«
    »Ist das alles?«
    »Er ist ein selbstgerechter, boshafter Reaktionär, der das Leben seiner Tochter behandelt wie ein Bankkonto, das er bei der Scheidung vor seiner Frau versteckt hat.«
    »Hast du ihm das gesagt?«
    »Ich war höflicher.«
    »Du hast ihm die Stiefel geleckt.«
    »Ich würde es eher Professionalität nennen.«
    Ruiz lacht und beendet das Gespräch. Im selben Moment klingelt mein Handy. Es ist Julianne. Sie ist im Auto, Emma, meine Jüngste, singt zu einer CD mit Kinderliedern. Immer wenn ich Juliannes Stimme höre, verspüre ich eine Art schmerzhafte Glückseligkeit und wünschte, ich könnte irgendetwas zu ihr sagen, etwas, das sie in Begeisterung oder Staunen versetzt.
    »Hallo«, sagt sie.
    »Hallo.«
    »Wie geht es dir?«
    »Gut.«
    »Ich wollte wissen, wann du morgen kommst?«
    »Morgen?«
    »Heiligabend. Du verbringst ihn mit uns.«
    »Ja, natürlich.«
    »Die Mädchen wollen ihren Strumpf aufhängen, wenn du kommst – na ja, Emma will es. Charlie redet nicht mit mir. Ich koch uns was Leckeres. Ein Geschenk lassen wir die Mädchen schon vor dem Schlafengehen auspacken.«
    »Genau wie früher.«
    »Bist du sarkastisch?«
    »Nein.«
    »Also wie viel Uhr?«
    »Ich weiß nicht genau.«
    »Versuch, dem Feiertagsverkehr aus dem Weg zu gehen, und kauf mir kein Geschenk.«
    »Okay.«
    Sie legt auf, und ich frage mich plötzlich, was ich ihr schenken könnte. Sie hat garantiert etwas für mich besorgt. Sie hat darüber nachgedacht, vorausgeplant, und was immer ich tue, es wird nicht an ihre Bemühungen heranreichen.
    Grievous parkt den Wagen gegenüber der Apotheke und zeigt auf die andere Straßenseite.
    »Da ist es. Ich werde in der Zwischenzeit was essen.« Er klopft auf seinen Bauch. »Ich habe nämlich das Höhlenmensch-Gen – immer hungrig. Meine Freundin hat mich bis zur Hochzeit auf Diät gesetzt. Sie hat mir den Kühlschrank mit gesundem Zeugs vollgestopft – Sellerie, Salat, Hüttenkäse … Kein Bier. Keine Pizza. Für einen Hamburger und eine Portion Pommes frites würde ich töten.«
    »Töten ist vielleicht ein bisschen extrem.«
    »Sie haben recht. Ich würde jemanden so heftig verprügeln, dass er sich nicht mehr rühren kann.«
    Er klappt die Sonnenblende mit dem Hinweis auf die THAMES VALLEY POLICE herunter. »Ich warte hier auf Sie«, sagt er und schließt den Wagen ab.
    Emily packt Kartons mit Shampoo und Conditioner aus und reiht die Flaschen, das Etikett nach vorn, auf Regale. Auf der Trittleiter liegt ein Preisdrucker. Als sie mich sieht, erschaudert etwas in ihrem Blick.
    »Ich arbeite. Ich kann jetzt nicht reden«, sagt sie.
    »Es ist wichtig.«
    Sie sieht

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