Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)
es im Schlaf weggestrampelt haben.
»Du solltest was trinken.«
Es entsteht ein langes Schweigen. Meine Brust schnürt sich zu, bis ich kaum noch Luft kriege. George sitzt neben mir, legt seine Hand aufs Bett und sagt, ich soll ganz ruhig bleiben. Seine Hand rutscht näher, bis seine Finger meinen Schenkel berühren.
»Du hättest nicht weglaufen sollen. Ich will, dass du sagst, dass es dir leidtut.«
Ich antworte nicht.
Seine Hand berührt meine Haut zwischen dem Ober- und dem Unterteil des Schlafanzugs.
»Hast du mich gehört, Piper?«
»Sag, dass es dir leidtut.«
Ich schüttele den Kopf.
Ohne jede Vorwarnung schlägt er mir in den Magen und bohrt seine Faust so tief in meine Bauchhöhle, dass ich denke, jedes Organ muss gerissen sein und Blut und Galle sickern in meine Brust.
»Sag, dass es dir leidtut.«
Ich blinzele noch einmal. Der nächste Schlag reißt mich vom Bett und drückt mich gegen die Wand. Ich würge.
»Sag, es tut dir leid.«
»Es tut mir leid. Es tut mir leid«, schluchze ich keuchend.
Es tut mir leid, dass du ein trauriger sadistischer Wichser bist. Es tut mir leid, dass ich dir nicht ins Auge gestochen habe. Es tut mir leid, dass ich dir nicht mit dem Stein den Schädel eingeschlagen habe. Es tut mir leid, dass ich dir nicht die Augen auskratzen kann. Ich will all diese Sachen schreien, doch kein Wort kommt heraus. Stattdessen sinke ich auf das Bett und rolle mich zusammen.
»So ist es besser«, sagt er. »Jetzt können wir wieder Freunde sein.« Er wiegt mich in seinen Armen hin und her und streichelt mein Haar. »Möchtest du Emily treffen?«
Ich versuche, mich ihm zu entziehen, doch er packt mich fester.
»Sie haben doch nicht … Sie haben es mir versprochen.«
»Warum sollte ich etwas halten, was ich dir versprochen habe?«
»Ich hab gesagt, dass es mir leidtut.«
»Ja, das hast du.«
»Wo ist sie?«
Er lächelt. »Das sparen wir uns für einen anderen Tag auf.«
Er stößt sich vom Bett ab und geht zum Fenster. »Soll ich dir erzählen, wie es draußen aussieht?«
»Wie meinen Sie das?«
»Es ist Weihnachten – willst du wissen, was für Wetter wir haben?«
»Okay.«
»Es ist bewölkt, aber vielleicht kommt später die Sonne noch raus.«
»Beschreiben Sie noch etwas.«
»Was denn?«
»Irgendwas.«
»Ich kann einen Kirchturm und einen Park sehen. Ein paar Kinder fahren Fahrrad.«
»Die haben sie bestimmt zu Weihnachten bekommen.«
»Ja.«
»Was ist Ihr Lieblingsfilm?«
»Ich sehe mir nicht viele Filme an.«
»Und was ist mit Fernsehen?«
»Ich mag Strictly come Dancing . Aber das läuft Weihnachten nicht.«
»Gucken Sie Eastenders ?«
»Nein.«
Es sieht aus, als täte es ihm ehrlich leid. Er greift in die Tasche und zieht zwei weiße Tabletten heraus.
»Ich muss eine Weile weg. Später komme ich zurück. Die werden dir helfen zu schlafen. Aber du solltest sie nicht auf leeren Magen nehmen.«
»Ich glaube nicht, dass ich etwas herunterbekomme.«
»Wenn du wieder zu Kräften gekommen bist, fangen wir noch mal ganz von vorn an. Es wird wieder sein wie früher.«
48
DS Blake sprintet den Flur hinunter und biegt so schnell um die Ecke, dass er beinahe die Balance verliert und über eine Büropflanze springen muss. Eines der oberen Blätter trudelt zu Boden wie ein Bogen Papier, den jemand fallen gelassen hat.
»Wir haben es gefunden, Boss«, sagt er und hämmert an Drurys Tür. Der DCI hat geschlafen. »Martinez hat noch ein Haus«, fährt Blake fort. »In Oxford. Er hat es gemietet, als er aus den Staaten zurückgekommen ist. Er hat dort gewohnt, bis er das Sorgerecht für Emily erstritten hat, den Vertrag jedoch nie gekündigt.«
Drury taucht schlaftrunken in der Tür auf.
Blake redet immer noch. »Der Besitzer des Hauses ist 2009 gestorben, doch Martinez hat den Mietvertrag mit dem Sohn verlängert.«
»Wofür braucht ein Mann zwei Häuser?«, fragt Drury.
»Genau mein Gedanke, Boss.« Blake wirkt zufrieden mit sich. »Der Sohn hat noch etwas gesagt. Sein alter Herr hatte einen alten Landrover, der in der Garage des gemieteten Hauses stand.«
»Wo ist der Wagen jetzt?«
»Er weiß es nicht.«
»Das heißt, Martinez könnte Zugriff darauf gehabt haben? Das würde erklären, warum sein Lexus so verdammt sauber ist.«
Der DCI ist jetzt hellwach und in Bewegung. »Briefing in fünfzehn. Ich will ein Dutzend Beamte. Besorgen Sie mir Luftbildaufnahmen der Straße und des Hauses. Finden Sie heraus, ob im Grundbuchamt auch die Baupläne abgelegt
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