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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Bushaltestelle am Eingang des Stadtparks. Achtundzwanzig Sekunden lang sieht man Piper und Natasha aus einer Budengasse kommen und den Jahrmarkt durch das Tor verlassen.
    Ich öffne eine weitere Datei mit einer Reihe von Bildern, die ein Fotograf für die Oxford Mail gemacht hat. Er hat vor allem Zuckerwatte essende und Karussell fahrende Kinder abgelichtet, doch auf einer Sequenz in der Nähe des Autoscooters sieht man Piper und Natasha im Hintergrund stehen.
    Ich zoome die Mädchen heran und gehe die Bilder Einstellung für Einstellung durch. Hinter ihnen parkt ein Streifenwagen auf der Straße, ein Polizist steht neben der offenen Autotür. Das Bild ist zu verschwommen und der Wagen zu weit weg, um sein Gesicht zu erkennen, doch die Haltung kommt mir bekannt vor.
    Ein weiteres Foto kommt mir in den Sinn – das Bild von Natasha McBain vor dem Oxford Crown Court, wo sie von einem Sicherheitsbeamten des Gerichts durch eine hasserfüllte Menge geführt wird. Sein Gesicht ist von einem erhobenen Arm verdeckt, während er die Leute beiseitedrängt.
    Gedanken prasseln in mein Bewusstsein wie fette Regen tropfen auf eine trockene Straße. Einer nach dem anderen … Schneemänner, Stationsvorsteher, verschwundene Mädchen … Die Wahrheit ist kein blendendes Licht oder ein Eimer kaltes Wasser im Gesicht. Sie sickert tröpfchenweise ins Bewusstsein.
    Ich stehe vom Schreibtisch auf, gehe durch den Einsatzraum und folge dem Flur bis zu den Umkleidekabinen. Jeder Beamte hat einen Stahlspind für Uniform und Ausrüstung. Ich gehe an der Reihe entlang und überprüfe Zahlen und Initialen.
    Der Spind ist mit einem Zahlenschloss gesichert. Ich sehe mich nach etwas Schwerem um. An der Wand hängt ein Feuerlöscher, den ich aus seiner Halterung ziehe. Ich hole aus und schlage damit auf das Schloss. Die Tür verbiegt sich, das Schloss springt auf. In dem Schrank sind Stiefel, ein Kampfpanzer und eine Leuchtweste. Weiter hinten hängt ein weißer Overall mit dem Schriftzug Ox SAR auf der Tasche. Die Hosenumschläge sind rußverschmiert, der Stoff riecht nach Bleichmittel.
    DS Casey verfolgt am Funkgerät den Polizeieinsatz in North Oxford. Die Wagen nähern sich dem Ziel, Straßen werden abgeriegelt.
    »Ich muss Sie was fragen. Als der Chief Constable gestern die Urlaubssperre verhängt und die Beamten zurückgerufen hat, galt das für alle?«
    »Ja.«
    »Wo war Grievous gestern?«
    »Ich habe ihn an einer der Straßensperren gesehen.«
    »Wo?«
    »In der Silo Road.«
    »Und heute?«
    »Noch gar nicht. Worum geht es?«
    Ich antworte nicht sofort. Dann frage ich: »Wie heißt er mit vollem Namen?«
    »Verzeihung?«
    »Wie lautet sein richtiger Name?«
    »Brindle Hughes.«
    »Und sein erster Vorname?«
    »Gerald.«
    »Wird er von irgendjemandem George genannt?«
    »Alle nennen ihn Grievous.«
    Ich setze mich wieder an den Computer und starte eine neue Suche nach einer Zeugenaussage. Der Bildschirm baut sich auf. Ich überfliege die Liste. Die Aussage ist unterzeichnet und datiert von Probationary Constable Gerald Brindle Hughes. Er beschreibt, dass er an dem Samstagabend, an dem die Bingham Girls verschwunden sind, Streife gefahren ist. Gegen zehn Uhr hat er gesehen, wie zwei Mädchen, auf die die Beschreibungen von Piper Hadley und Natasha McBain passten, die Kirmes verließen.
    »Wo wohnt Grievous?«
    Casey blickt von seinem Funkgerät auf. »Wieso?«
    »Wir müssen ihn finden.«
    Casey sieht mich besorgt an. Sein Haaransatz kriecht seinen Augenbrauen entgegen.
    »Was hat er getan?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber Sie müssen mir vertrauen. Wenn ich recht habe, kommen Sie groß raus. Und wenn ich falschliege …«
    Ich beende den Satz nicht. Casey ist nervös geworden. »Vielleicht sollte ich dem Boss Bescheid sagen.«
    »Nicht über Funk. Er hört garantiert mit.«
    »Wer?«
    »Grievous. So hat er auch Piper gefunden.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Er hat den Polizeifunk mitgehört. Dadurch wusste er, wo er Piper finden konnte. Er hat gehört, wie ihr Standort über Funk durchgegeben wurde. Er war eher da als alle anderen.«
    »Aber wie?«
    »Er wusste, von wo sie geflohen war.«
    Der Groschen fällt. Casey sieht mich ungläubig an. »Sprechen wir von derselben Person? Detective Constable zur Ausbildung Brindle Hughes?«
    »Ich hoffe, ich irre mich. Bitte, wir müssen uns beeilen.«

49
    DS Casey stößt mit der Schulter eine Feuertür auf und weist auf ein ziviles Polizeifahrzeug. Lichter blinken auf, Türen werden

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