Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)
es.«
»Es geht nicht.«
»Wackel mit den Hüften.«
»Ich klemme fest.«
»Versuch es weiter.«
»Mach ich ja.«
Sie beschimpfte mich, und sie weinte. Ich musste sie anschreien und ihr ein paar Klapse auf die Schenkel geben, um sie anzutreiben. Ich schlug sie so heftig, dass sie schließlich doch durch das Loch flutschte und ihre Beine und Füße außer Sichtweite rutschten. Schneeflocken trieben herein. Ihr Kopf tauchte wieder auf. Ich packte weitere Kleider zusammen und schob sie durch das Fenster.
»Ich komme zurück«, sagte sie ganz geschäftsmäßig. »Geh nirgendwohin.«
14
Grievous ist mir zugeteilt worden. Er hat das kurze Streichholz gezogen – Buße für den Dicken oder Strafe für den Neuen. Er hat sich würdevoll und gut gelaunt in sein Schicksal gefügt. Nicht dick. Stämmig. Muskulös. Bemüht abzuspecken.
Ich folge ihm nach unten und durch eine Tür auf den Fahrzeughof auf der Rückseite des Gebäudes. Grievous’ graue Jacke ist ihm ein bisschen zu klein und spannt an den Schultern. Er schließt den Wagen auf.
»Sie setzen sich besser nach vorn, Sir. Auf dem Rücksitz hat sich ein Betrunkener übergeben. Der Gestank geht einfach nicht weg.«
Auf der anderen Seite des Fahrzeughofs warten Minivans auf die Suchtrupps. Zivile Freiwillige in weißen Overalls drängeln sich um eine Kohlepfanne, um warm zu bleiben. Einer winkt Grievous zu und zieht einen Handschuh aus, um ihm die Hand zu schütteln. Die beiden Männer tauschen ein paar Freundlichkeiten und Kommentare über die Kälte aus. Sie reden über den Schneesturm und wünschen sich frohe Weihnachten.
»Tut mir leid«, sagt Grievous, als er den Wagen anlässt. »Ich kenne viele von den Ox SAR -Freiwilligen.«
»Ox SAR ?«
»Oxfordshire, Search and Rescue. Ich habe die meisten von ihnen ausgebildet. Zahnärzte, Mechaniker, Versicherungsvertreter … gute Jungs.«
Er öffnet das Fenster einen Spalt, dreht die Heizung auf und fährt los. In einem Kreisverkehr am Colwell Drive biegt er in Richtung Abingdon Stadtmitte ab, wo er einem Einbahnstraßensystem zur Umgehung der High Street folgt. Bald weichen Reihen- und Miethäuser Fabriken und Sportplätzen.
Grievous redet gern. Er macht mich auf lokale Wahrzeichen und Restaurants aufmerksam und zeigt mir, wo er zur Grundschule gegangen ist.
»Ich wollte bloß sagen, dass es eine Ehre für mich ist, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Sir«, sagt Grievous. »Ich meine, es ist ein Privileg, Sie sind berühmt.«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich berühmt bin?«
»Ich habe Sie im Internet nachgeguckt, Sir. Ich hoffe, das stört Sie nicht. Sie haben geholfen, Mickey Carlisle zu finden und Ray Hegartys Mörder zu fassen und diesen Typen, der Ihre Frau und Ihre Tochter entführt hat. Seinen Namen hab ich vergessen.«
»Gideon Tyler.«
»Genau der. Sie haben gegen das Böse gekämpft und gewonnen.«
»Ich habe nicht gewonnen. Das können Sie mir glauben.«
»Sie haben Ihre Frau und Ihre Tochter gerettet.«
Aber nicht meine Ehe, will ich hinzufügen, schweige jedoch. Warum soll ich eine gute Geschichte verderben? Grievous muss nicht wissen, dass meine Frau mir nicht vergeben hat, mir vorgeworfen hat, dass ich unsere Familie mit meiner »giftigen Arbeit« infiziert und es zugelassen habe, dass meine Tochter Ziel eines sadistischen Psychopathen wurde.
Grievous redet immer noch. »Ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn ich so einem Mann gegenüberstehen würde«, grübelt er. »Ich meine, wenn jemand meine Frau und mein Kind entführt hätte, würde ich ihn umbringen wollen, wissen Sie. Nicht dass ich verheiratet wäre – noch nicht jedenfalls –, aber das ist eine natürliche Reaktion. Es kommt von hier drinnen.« Er schlägt sich an die Brust. »Solche Leute überschreiten eine Grenze. Sie dürfen weder Mitleid noch Verständnis erwarten. Ja, ich würde abdrücken.«
Ich antworte nicht.
Grievous sieht mich an. »Ich nehme an, als Detective sollte ich so was nicht sagen, aber wir sind schließlich auch Menschen, oder nicht? Man hört all die Diskussionen über die Todesstrafe, pro und contra. Wenn es allerdings um die eigene Familie geht, ist es doch etwas anderes, oder?«
»Können wir das Thema wechseln?«
»Ja, klar«, sagt er. »Ich hätte den Mund halten sollen. Ich freue mich bloß, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Es ist eine Ehre, wissen Sie.«
Wir halten an einer roten Ampel vor einer Baustelle. Ich blicke nach rechts, wo zwei Jugendmannschaften gegeneinander Rugby spielen,
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