Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)
ein neues Leben ausgemalt haben.«
»Ja.«
»Hat euch euer Leben hier nicht gefallen?«
Wieder blickt sie zur Treppe. »Anfangs war es nur Gerede. Ich dachte nicht, dass wir es wirklich tun würden … aber dann …«
»Was dann?«
»Tash meinte es plötzlich ernst.«
»Warum?«
»Es war an dem Abend, nachdem Aiden Foster Callum Loach überfahren hat. Wir haben eine Art Pakt geschlossen, weil es in der Schule und zu Hause so beschissen war.«
»Was war zu Hause so schlimm?«
Emily hebt den Blick zur Decke.
»Deine Eltern haben sich scheiden lassen.«
Sie nickt.
»Irgendwie hat Tash das Interesse an der Idee wieder verloren, doch dann kriegte sie Ärger in der Schule, und Mrs Jacobson sagte, sie dürfe nach den Ferien nicht zurückkommen. Tash hat es zu Hause nicht erzählt. Sie wollte abhauen, bevor ihre Eltern es herausfanden.«
»Was ist am Abend des Bingham Festival passiert?«
»Wie meinen Sie das?«
»Du warst mit Piper und Natasha zusammen.«
»Nur bis zehn Uhr.«
»Was ist dann passiert?«
»Ich hab einen Anruf gekriegt, dass Mum ins Krankenhaus gebracht wurde. Ich bin sofort nach Hause gegangen.«
»Aber später hast du Piper noch einmal gesehen?«
»Sie hat mich geweckt. Sie hat an mein Fenster geklopft. Ich wusste sofort, dass irgendwas nicht stimmte, doch sie wollte mir nicht sagen, was los war. Sie sagte, sie würden am nächsten Morgen abhauen. Ich hab gesagt, ich könnte nicht mitkommen, meine Mum wäre im Krankenhaus.«
»Aber dann hast du es dir anders überlegt?«
»Ja.«
»Warum?«
Sie zuckt die Achseln.
»Wie wolltet ihr in London leben?«
»Tash hatte Geld. Sie hat gesagt, ihr Onkel würde ihr noch was schulden. Sie hat für ihn gearbeitet.«
»Was hat sie denn gemacht?«
»Ablage in seinem Büro.«
»Ich dachte, sie hätte als Kellnerin gearbeitet.«
»Das auch.«
»Hat sie sich gut mit ihrem Onkel verstanden?«
Emily reagiert, als hätte man sie geohrfeigt, und hält sich die Wange.
»Was war denn das?«
»Was?«
»Das, was du gerade gemacht hast.«
»Was denn?«
»Deine Reaktion, als ich Tash und ihren Onkel erwähnt habe.«
Emily stößt ein vogelartiges Krächzen aus und schüttelt den Kopf. »Ich habe nichts gesagt! Nichts! Sie legen mir Worte in den Mund.«
»Tut mir leid. Ich wollte nicht gemein sein.«
Sie beruhigt sich wieder und sinkt zurück in das Sofa.
»Erzähl mir von dem Unfall.«
»Wir waren auf einer Party in diesem Haus in Abingdon. Einer von Aidens Freunden hat eingeladen. Das war Tashs Freund: Aiden Foster. Es war eine Party mit lauter College- Studenten und arroganten Mädchen, die uns behandelt haben, als wären wir noch im Kindergarten.«
»Erzähl mir mehr von Aiden.«
»Er war ganz in Ordnung, schätze ich. Älter. Er hatte ein Auto. Tash fuhr nicht gern mit dem Bus, also hat sie ihn schon irgendwie ausgenutzt. Auf der Party hat Aiden sich betrunken, und Tash hat angefangen, mit Callum Loach zu flirten. Der ist ein paar Stufen über uns, aber auf einer anderen Schule.
Aiden wurde sauer. Er hat Callum gepackt und sich aufgeführt wie ein totaler Psycho. Dann hat er gelacht.«
»Hast du das selbst gesehen?«
»Piper hat es mir später erzählt. Ich war drinnen.«
»Was ist dann passiert?«
»Tash war schlecht. Callum hat sie nach Hause gefahren, aber Tash hatte ihr Handy bei der Party liegen lassen, also kamen sie noch mal zurück. Callum wollte gerade wieder in sein Auto steigen, als Aiden in seinem Subaru um die Ecke raste und ihn einfach überfuhr.« Emily beißt fest auf ihre Unterlippe. »Wir dachten, er wäre tot. Er ist durch die Luft über den Wagen geschleudert worden und auf der Straße gelandet.«
»Was ist mit ihm passiert?«
»Er hat beide Beine verloren. Er sitzt im Rollstuhl.«
»Und Aiden?«
»Musste ins Gefängnis.«
»Ist er immer noch im Gefängnis?«
Emily zuckt die Schultern.
»Weiß dein Dad es vielleicht?«
Sie starrt zur Decke. »Ich möchte ihn nicht fragen.«
Am Morgen nach der Party
kamen zwei Polizisten zu Tash nach Hause und brachten sie ins Krankenhaus, wo man ihr Blut entnahm und auf Alkohol und Drogen untersuchte. Dann fuhren sie zum Polizeirevier in Abingdon, und Tash machte eine Aussage.
Aiden Foster erschien am späten Nachmittag bei der Polizei, zusammen mit seinem Vater und irgendeinem berühmten Anwalt. Er wurde wegen versuchten Mordes festgenommen und am nächsten Tag gegen Kaution wieder entlassen. Sein Wagen wurde beschlagnahmt, und man wies ihn an, sich den Zeugen nicht zu
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