Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)
soll diese Information Ihnen dabei helfen, den Mörder meiner Tochter zu fassen?«
»Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich habe mich bloß gefragt, ob Sie sich Feinde gemacht haben könnten. Jemand, der vielleicht einen Groll gegen Sie hegt.«
Isaac bläst Luft aus. »Sie meinen die Connolly-Brüder. Sie brauchen nicht so geschwollen um den heißen Brei herumzureden.«
»Sie haben gegen sie ausgesagt.«
»Ich habe die Wahrheit gesagt.«
»Vielleicht ist das, was Natasha geschehen ist, die Vergeltung dafür.«
»Die Connolly-Brüder rächen sich nicht an Kindern.« Er tritt die Zigarette mit dem Absatz aus. »Wenn sie jemanden bestrafen wollten, dann würden sie mich bestrafen.«
»Vielleicht tun sie das ja«, sage ich.
Er schüttelt den Kopf.
»Die Connolly-Brüder haben Tash und Piper nicht entführt. Vergeltung war nicht nötig.«
Er schließt die Augen, als würde er eine Szene aus der Vergangenheit heraufbeschwören.
»Meine Exfrau gibt mir auch die Schuld. Sie glaubt, ich hätte Tash im Stich gelassen, ich hätte mehr für sie tun sollen. Aber es gab nicht viele Menschen, die Natasha aufhalten konnten, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.
Sie war erst zehn, als ich in den Bau gewandert bin. Als ich wieder rauskam, war sie kein kleines Mädchen mehr. Wir waren uns fremd, wissen Sie. Ich weiß, dass sie die Schule gehasst hat und hier wegwollte, doch sie wäre nicht gegangen, ohne sich zu verabschieden, wissen Sie. Deswegen wusste ich, dass sie nicht abgehauen war.
Wenn, hätte sie einen Brief hinterlassen oder uns eine Karte geschickt. Sie hat ihre Mum geliebt. Sie hätte sie angerufen, um sie zu beruhigen. All die Geburtstage, Muttertage, Weihnachten, sie kamen und gingen … und kein Wort. Nichts. Das würde Tash nie machen.«
Er seufzt wehmütig und wendet sich wieder der Kneipe zu. »Jetzt wissen wir Bescheid, was?«
»Darf ich Sie auf einen Drink einladen?«, fragt Ruiz.
»Nein, aber trotzdem vielen Dank. Ich will nur eins von Ihnen: Finden Sie denjenigen, der meiner Tash das angetan hat.«
22
Die Tür öffnet sich einen Spalt und stößt hart gegen eine Sicherheitskette. Ich sehe ein Auge und einen Teenagerpony.
»Bist du Emily Martinez?«
Keine Antwort.
»Ist deine Mutter zu Hause?«
»Nein.«
»Was ist mit deinem Vater?«
Sie blickt an mir vorbei. »Er kommt gleich zurück.«
»Eigentlich wollte ich auch zu dir, Emily.«
Sie blinzelt mich an. »Ich darf keine Fremden ins Haus lassen.«
»Das ist sehr klug. Vielleicht können wir einfach hier reden. Du könntest drinnen bleiben und ich draußen.«
Sie streicht ihren Pony zur Seite, und ich kann beide Augen und ihre Zahnspange sehen.
»Du warst heute nicht in der Schule.«
»Ich hab mich nicht wohlgefühlt.«
»Ich habe mit Miss McCrudden gesprochen. Sie hat gesagt, du fehlst ziemlich häufig.«
Emily zuckt die Achseln. Sie hat eine kleine feine Nase, aber den Ansatz eines Schwabbelkinns.
In diesem Moment biegt ein schwarzer Lexus in die Einfahrt. Ein Mann mittleren Alters steigt aus und wedelt so schwungvoll mit den Wagenschlüsseln, dass sie auf seine Fingerknöchel schlagen. Er ist Anfang vierzig, groß und mit feinen Gesichtszügen und sieht aus, als wäre er eben aus einer Filmkulisse geklettert. Er trägt akkurat gebügelte Khakihosen und ein Hemd. Sein lockiges Haar hat blonde Spitzen.
Er nimmt zwei Stufen auf einmal und lächelt.
»Sieht so aus, als käme ich gerade rechtzeitig. Wir hatten keine Besucher erwartet.«
»Tut mir leid, ich hätte vorher anrufen sollen«, entschuldige ich mich. »Ich helfe der Polizei bei einer Ermittlung.«
»Geht es um Natasha und Piper?«
»Wie kommen Sie darauf?«
Er sieht Emily an. »Was sollte es sonst sein?«
»Ich hatte gehofft, ich könnte mit Emily sprechen.«
»Oh, verstehe, also, Em war heute nicht in der Schule. Sie hatte heute Morgen einen ihrer Schwindelanfälle.« Er legt den Arm um ihre Schultern. »Geht es dir besser, Schatz?«
Sie nickt.
»Sie hat gegenüber der Polizei schon drei Aussagen gemacht«, fährt er fort.
»Ja, aber ich betrachte die Dinge anders. Es dauert bestimmt nicht lange.«
Mr Martinez sieht Emily an. »Was meinst du?«
Sie nickt.
»Gut, dann lassen Sie uns ins Haus gehen. Hier draußen ist es kalt. Setzt du Wasser auf, Em?«
Das Wohnzimmer ist ein langer schmaler Raum mit hohen Decken und teuren Möbeln und Bildern. Die Sessel haben geschnitzte Holzbeine in Form von Tieren und sehen aus, als würden sie ein geheimes Eigenleben
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