Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
Genügt dir die Antwort?«
Er nickte stumm und kuschelte sich tief unter seine Bettdecke. Wieder gab Donna ihm einen Kuß auf die Stirn.
»Ich hab dich sehr lieb, mein Schatz.«
»Gute Nacht, Mami.«
Donna trat hinaus auf den Flur und ging die wenigen Schritte zu Sharons Zimmer. Sofort richtete sich die Kleine in ihrem Bettchen auf.
»Warum bist du noch wach?« fragte Donna.
Das Mädchen schwieg, und schweigend streckte sie ihrer Mutter in der Dunkelheit die Hände entgegen. Donna trat auf sie zu, hob Sharon heraus und hielt den warmen kleinen Körper dicht an ihrem eigenen.
»Du solltest eigentlich schlafen, weißt du.«
Sharon blickte ihrer Mutter tief in die Augen. Und dann hob sie langsam das rechte Händchen und strich Donna ganz sacht über die Wange.
Donna drückte sie an sich. »Schlaf ein, Kleines. Ich habe dich sehr lieb, mein Engel. Schlaf ein, Baby.«
Sharon ließ ihren Kopf auf Donnas Schulter sinken und fiel sofort in Schlaf.
»Mami!« Adams Stimme durchschnitt die Stille.
»Ich bring ihn um!« sagte Donna laut. Behutsam legte sie Sharon in ihr Bettchen zurück.
»Mami!«
Wenige Sekunden später war Donna in Adams Zimmer. »Was
ist, Adam?« fragte sie, und aus ihrer Stimme klang leise Verärgerung. Der Junge hatte sich wieder aufgerichtet.
»Ich möchte dich eine Frage fragen.«
Bitte frag mich nicht, was passiert, wenn du stirbst, flehte sie innerlich. »Was für eine Frage denn, Schatz?«
»Wer hat mich gemacht?«
Oh, nein! dachte Donna. Nicht jetzt. Nicht Leben und Tod an ein und demselben Abend. Nicht nach einem harten Tag voller Gerichtskram. Ein weiteres Mal setzte sie sich – nein, sank sie auf sein Bett. »Mami und Papi haben dich gemacht, Schatz.« Die Neugier in seinen Augen schien unauslotbar. »Woraus?« wollte er wissen.
»Aus Liebe, aus sehr, sehr viel Liebe«, erwiderte Donna. Doch Sekunden, nein Minuten waren vergangen, ehe sie diese Antwort gab. Und während sie noch sprach, hoffte sie, daß Sharon ihr nie, niemals dieselbe Frage stellen würde.
6
»Du atmest nicht richtig.«
»Doch.«
»Nein, tust du nicht. Das sollte jetzt Atmen gemäß Stufe A sein. Von tief unten soll es kommen, so aus der Magengegend. Du atmest gemäß Stufe B.«
»Ich denke, ich soll so atmen, als ob ich eine Blume rieche.«
»Nein, nein. Das entspricht ja Stufe B. Wir sind jetzt dabei, Stufe A zu üben.«
»Ich bin müde«, sagte Donna gereizt. Langsam und mit einiger Mühe setzte sie sich auf. »Machen wir für heute Schluß.«
Doch Victor zeigte sich unerbittlich. »Wenn wir das Atmen nicht tagtäglich richtig üben, hat das Ganze überhaupt keinen
Zweck.« Auf seinem Gesicht erschien ein eigentümlicher Ausdruck – wie ein Schmollen oder wie jungenhafter Trotz.
»Jetzt befindest du auf einmal, es hätte womöglich alles keinen Zweck?« In Donnas Kehle saß ein Lachen. »Jetzt, wo ich gut zwanzig Pfund zugenommen habe und nur noch zwei Monate vor mir liegen.« Mühselig raffte sie sich hoch. »Nicht fair, Victor, ganz und gar nicht fair.«
»Wenn jemand nicht fair ist, dann du«, widersprach er. »Dem Baby gegenüber.«
»Oh, Victor, sei bloß nicht so stur. Du hast doch sonst so viel Sinn für Humor. Wenn wir beim Unterricht sind, stellst du dich immer als ein wahrer Ausbund von Lustigkeit dar.« Mit schwerfälligen Schritten bewegte sie sich zur Hausbar und goß sich ein Glas Gingerale ein. »Na, die sollten dich erleben, wenn du im trauten Heim bist.«
Betreten blickte er beiseite.
»Wir werden morgen üben, Victor. Wenn wir mal einen Tag auslassen, so wird uns das schon nicht umbringen – und auch das Baby nicht.«
»Wie du willst«, sagte er in jenem Tonfall für unangenehme Situationen. »Aber du wirst es sein, die später bedauert...«
»Oh, Victor, verschone mich.« Sie schüttelte den Kopf und versuchte, den aufsteigenden Ärger zu unterdrücken. Es roch nach Zank, nach Krach, und nur zu gern hätte sie das vermieden. »Ich möchte nur mal wissen, was die Frauen getan haben, bevor es diese ›vorgeburtlichen Unterweisungen‹ gab.«
»Sie haben gelitten«, erwiderte er prompt. Mit Betonung fügte er noch hinzu: »Und das nicht zu knapp.«
»Aber sie haben überlebt«, erinnerte sie ihn.
»Manche.«
Die Behendigkeit, mit der er für alles eine Antwort bereithielt, begann ihr gehörig auf die Nerven zu gehen. Und ihre Geduld, so stellte sie fest, nahm im gleichen Maße ab, in dem ihr Bauch
wuchs. Von Mal zu Mal wurde die Gefahr größer, daß ihr die »Sicherung«
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