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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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daß sie es so meinte.

9
    »Wann bist du endlich fertig?« rief er aus dem Wohnzimmer.
    »Nur noch ein paar Minuten. Nimm dir inzwischen einen Drink.«
    »Bin bereits beim zweiten. Du willst doch nicht, daß ich dort betrunken ankomme.«
    »Nur eine Minute noch.«
    Donna blickte in den Spiegel, prüfte ihr Erscheinungbild. Was sie sah, gefiel ihr gar nicht übel. Sie legte noch ein wenig Rouge auf, lockerte ihr Haar und trat ins Wohnzimmer. An diesem Abend, so hatte sie sich fest vorgenommen, sollte alles anders sein als sonst. Kein Zank, kein Streit, kein Hader. Sie würde ihm
nicht widersprechen, sie würde in möglichst allem und jedem seiner Meinung sein. Sie war absolut bereit, ihn vor den anderen Gästen auf Danny Vogels Party zu loben, gebührend herauszustreichen; und sie würde sich geradezu verzweifelte Mühe geben, nicht zu husten, zu niesen oder sich sonstwie anmerken zu lassen, daß sie eine Erkältung hatte, von der Laryngitis ganz zu schweigen. Auch würde sie kein einziges Wort über Adam fallen lassen, es sei denn, man drängte sie dazu – Victor konnte es nicht ausstehen, wenn andere Leute über ihre Kinder sprachen. Kurz: Sie war entschlossen, die perfekte Ehefrau zu sein. Sie würde Victor die hundert Prozent liefern, die er immer so kategorisch forderte. Nein, nein, das formulierte sie falsch. Das war von ihrer Seite absolut nicht die richtige Einstellung. Von kategorischen Forderungen seinerseits konnte überhaupt nicht die Rede sein. Gesprächsweise verbreitete er sich darüber, und zwar überaus vernünftig.
    Nein, nein, nein. Einen Streit würde es zwischen ihnen heute abend auf gar keinen Fall geben. Neulich abends war das anders gewesen (wie es dazu gekommen war, wußte sie im Grunde immer noch nicht, wenngleich sie vermutete, eigentlich seien sexuelle Spannungen schuld). Jedenfalls: Diese ewigen Auseinandersetzungen mußten aufhören. So konnte es wirklich nicht weitergehen – daß sie einander anschrien. Um ihrer selbst willen, aber vor allem auch wegen Adam. Er war inzwischen über zwei Jahre alt, und was er rings um sich sah und hörte, verfehlte durchaus nicht seine Wirkung.
    Sie erinnerte sich: Vor kurzem erst hatte der Junge sie – Victor und Donna – gebeten, mit dem Schreien aufzuhören; aber sie hatten weiter nicht darauf geachtet – bis dann etwas geschah, das irgendwie eigentümlich wirkte. Er kehrte seinen Eltern den Rükken zu und begann, unmittelbar neben ihnen zu spielen. Er ignorierte sie völlig, sie schienen für ihn überhaupt nicht vorhanden zu sein – eine erschreckende Vorstellung.

    Damals hatte sie den Entschluß gefaßt: Kein Zank, kein Streit mehr. Vielleicht würde es ihr gelingen, Victors Temperament wenigstens einigermaßen im Zaum zu halten, auf jeden Fall ihr eigenes. Nein, nein, nein, keinen Zank, keinen Streit mehr. Was sie betraf, so wollte sie jedenfalls auf gar keinen Fall schuld sein an einer Szene.
    Und sie mußten wieder beginnen, regelmäßig miteinander zu schlafen. Ihr Sexleben war immer wundervoll gewesen; jetzt geriet es in Gefahr, nichtexistent zu werden. Hier lag die Schuld in weitaus größerem Umfang bei ihr als bei ihm, sie wußte es. Doch in steigendem Maße schien es ihr kaum mehr gelingen zu wollen, sich physisch wie psychisch in die entsprechende Verfassung zu bringen, wo die einzigen Gefühle, die sie empfand, Widerwillen, wenn nicht gar Haß waren. Schlimmer noch als Haß – Verzweiflung. Sie konnte sie nicht spielen, die Hure – die billige Nutte; denn mehr, so fühlte sie letzthin, war sie nicht wert. Wenn sie ihm gestattete, sie zu lieben, sich über sie zu schieben, in sie einzudringen, dann fürchtete sie geradezu, völlig zu verschwinden: unter seinem Gewicht quasi zerquetscht; in nichts aufgelöst, außer man fand noch ein Atom von ihr.
    Sie rief sich zur Ordnung. Wenn an diesem Abend alles nach Wunsch gehen sollte, so mußte sie endlich mit solchem Unsinn aufhören. All die früheren Abende gehörten der Vergangenheit an. Dies war sozusagen ein Neuanfang.
    Sie trat hinter Victor. »Hallo, ich bin fertig.«
    Er drehte sich um. »Das wirst du tragen?«
    Sofort sackten ihre guten Vorsätze in sich zusammen. Allerdings faßte sie sich sogleich wieder, versuchte es jedenfalls. Was war nur mit ihr los? Konnte er ihr nicht mal eine einfache Frage stellen? Guter Gott, sie durfte nicht erwarten, daß er imstande war, ihre Gedanken zu lesen. Im übrigen sollte er doch sagen, was er wollte. Erwartete sie etwa, daß er ihr nach

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