Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
dem Munde redete? Da hatte man’s wieder mal – ihre Erwartungshaltung. Und
genau das war es ja, was beide unablässig ins Dilemma stürzte. Wenn sie mit solchem Unfug endlich aufhörte, wären sie beide besser dran; wären sie beide glücklicher.
»Gefällt’s dir nicht?«
»Das Kleid hat mir noch nie gefallen«, sagte Victor. »Wieso meinst du, daß es mir nun auf einmal gefallen könnte?«
»Ich hatte es eben gehofft.«
»Nein, Donna.« Er stellte seinen Drink beiseite. Seine Stimme klang ruhig, keineswegs unangenehm. »Aber es kommt ja nicht darauf an, was mir gefällt. Du tust ohnehin, was dir paßt.«
Donna versuchte ein Lächeln. »Was sollte ich denn deiner Meinung nach anziehen?«
»Vergiß es, Donna«, sagte er und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es ist schon spät.«
»Wir haben genügend Zeit. Wenn ich mich beeile, kann ich mich noch umziehen. Sag mir nur, was dir am liebsten wäre.«
»Wie wär’s mit dem blauen Kleid?«
»Dem blauen?«
»Vergiß es.«
»Augenblick, warum das blaue – welches blaue?«
»Das mit den kleinen Blumen auf den Ärmeln.«
»Blumen auf den Ärmeln – oh! oh! Das ist nicht blau, das ist hellgrün.«
»Bekenne mich schuldig. Habe mich geirrt. Tut mir leid.« In gespielter Zerknirschung beugte er den Kopf.
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich wußte nur nicht, welches Kleid du meintest, als du von blau sprachst.«
»Das hast du deutlich genug zum Ausdruck gebracht.«
Donna, schon halb im Begriff, ihm wütend zu antworten, hielt sich gerade noch zurück – und atmete tief durch.
»Ich werde mich umziehen.«
»Nicht meinetwegen«, rief er hinter ihr her.
Etliche Minuten später folgte er ihr ins Schlafzimmer. Das rot-schwarze
Kleid, das sie zuvor angehabt hatte, lag auf dem Bett. Sie stand vor dem Spiegel und zupfte das hellgrüne Kleid zurecht.
»Wie gefällt’s dir?« fragte sie (und gab insgeheim zu, daß es ihr wirklich besser stand).
»Nicht übel«, versicherte er. »Nur paßt das Make-up nicht.«
Schroff fuhr sie herum. »Wieso? Was stimmt da nicht?«
»Zu auffällig. Für das rot-schwarze Kleid war es angebracht, doch bei diesem wirkt es billig.«
»Billig? Findest du nicht, daß du ein bißchen übertreibst?«
»Wie du willst. Ich sage dir nur, daß das Kleid phantastisch aussieht, während dein Gesicht wirkt wie ein Sonderangebot aus irgendeinem Schlußverkauf.«
Donna starrte vor sich auf den Boden. Nein, sie würde nicht weinen, sagte sie sich wieder und wieder. Auf gar keinen Fall würde sie die Selbstbeherrschung verlieren. Was jetzt aus ihm sprach, war seine sexuelle Frustration, nicht er selbst; und an diesem Zustand war sie schuld. »Wie, meinst du, sollte ich mich schminken?«
»Wie es dir beliebt. Es ist ja dein Gesicht.«
»Bitte, Victor, ich möchte deine Meinung hören.«
»Ich würde alles irgendwie – dämpfen. Aber so natürlich wie nur möglich.«
»Ich habe wirklich nicht viel aufgelegt.«
»Du geruhst wohl zu scherzen! Du hast genug >aufgelegt<, um in jedem Tingeltangel aufzutreten.«
Rasch ging Donna ins Badezimmer und wusch ihr Gesicht ab. Dann legte sie ein neues Make-up auf. Es bestand aus ein wenig Creme unter den Augen (um die Tränenbeutel möglichst zum Verschwinden zu bringen) sowie um die Nase (damit man nicht die schuppige Haut sah, die vom dauernden Naseputzen kam); dazu noch einen Hauch Rouge und eine Winzigkeit Mascara. Sie nieste – unmittelbar bevor Victor ihr sein »Plazet« geben konnte.
»Himmel, weshalb hast du das getan?« fragte er.
»War nicht direkt meine Absicht, Victor.«
»Säubere dir das Gesicht«, sagte er, und Donna ging ins Badezimmer zurück, um die Mascara von den Wangenknochen zu wischen.
»Es ist mir völlig unerfindlich, wie du’s wieder geschafft hast, dir eine Erkältung anzulachen«, sagte er, während sie zum Auto gingen. Sie hatten noch Mrs. Adilman angerufen, die auch sofort gekommen war. »Gott sei Dank«, betonte Victor, »gibt es hier wenigstens eine Person, die pünktlich ist.«
Sie überhörte seine letzte Bemerkung, ging auf die erste ein. »Was die Erkältung betrifft«, sagte sie, »so habe ich sie offenbar von Adam. Jetzt, wo er zweimal pro Woche vormittags zum Kindergarten geht, bring er jede Menge Erkältungen mit. Die sprechen sogar von ›Kindergarten-Schnupfen‹.«
»Vielleicht solltest du ihn woanders hinschicken.« Sie stiegen ins Auto.
»Das würde keinen Unterschied machen«, versicherte Donna. »Übrigens gibt’s gar keine
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