Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
sich doch von selbst. Darauf legt’s ja jeder an. Du hast dein Auto gesucht und dann etwas Unerwartetes gesehen, stimmt’s? Dabei heißt es doch immer, heutzutage kümmert sich jeder nur noch um seinen eigenen Kram. Scheint aber ganz und gar nicht der Fall zu sein.
»jedenfalls...«
Wie auch immer...
»Ich schaute mich um und sah dann diesen kleinen weißen MG. Wissen Sie, eines der alten klassischen Modelle. Wunderschönes kleines Auto. Mußt du dir mal aus der Nähe ansehen,
dachte ich. Hatte wirklich keine Ahnung, daß jemand drin saß.« Er ließ ein verlegenes Lächeln sehen. »Ich beugte mich vor und blickte durchs Fenster.«
»Es war jemand drin?«
»Ja, Sir.«
»Haben Sie jemanden erkannt?«
»Zuerst nicht. Zuerst dachte ich, es sei so ein junges Pärchen, halbe Kinder noch, das miteinander rumknutscht.«
»Sie sahen zwei Menschen, die sich küßten?«
»Ja, Sir. Ziemlich leidenschaftlich.«
»Und?«
»Nun, ich denke, das war alles, was sie taten. Ich konnte das nicht so gut sehen.«
»Einspruch.«
»Einspruch überflüssig, Mr. Stamler«, versicherte Mr. Gerber hastig. »Meine Frage wurde falsch aufgefaßt. Ich wollte keineswegs wissen: ›Was taten sie noch? ‹ Ich meinte ganz schlicht und einfach: Was geschah dann?«
»Die letzte Antwort aus dem Protokoll streichen«, verfügte der Richter.
»Und was geschah dann?« wiederholte Ed Gerber deutlich.
»Na, die sahen mich wohl und fuhren auseinander.«
»Erkannten Sie die Gesichter jetzt.«
»Nicht richtig. Sie kam mir zwar irgendwie bekannt vor, aber erst als beide ein paar Minuten später aus dem Auto stiegen, wußte ich, wer sie war. Ihr Haar wirkte so ganz anders als beim letztenmal.«
»Und um wen handelte es sich?«
»Um Mrs. Donna Cressy«, erwiderte er und blickte Donna mit einem idiotisch strahlenden Lächeln an.
Na, wer sagt’s denn! hätte sie am liebsten geschrien.
»Und wer war der Mann, den sie geküßt hatte?«
»Dr. Mel Segal.«
»Warum zieht sich das nur so endlos lange hin?«
Donna und Mel saßen in dem klassischen weißen MG, der an diesem Nachmittag vor Gericht »aktenkundig« geworden war. Das Auto stand vor dem Haus, das Donna vorerst gemietet hatte.
»Victor läßt eine Menge Zeugen aufmarschieren«, erwiderte er.
»Um’s mir so richtig zu geben, wie?«
»Scheint so.«
»Sie sagen alle das gleiche.« Er nickte. Abrupt sah sie ihn an. »Hältst du mich für verrückt?« Er legte seinen Arm um sie. »Ich weiß nicht«, fuhr sie fort und schüttelte den Kopf. »Ich sitze da und höre ihnen zu. Die können sich doch nicht alle irren.«
Mel lächelte sie liebevoll an. »Sie irren sich alle«, sagte er.
Sie lehnte ihr Gesicht gegen sein Gesicht. »Danke.«
»Was wirst du heute abend tun?«
Sie blickte zum Haus. »Ich werde wohl mit den Kindern bei McDonalds essen. Guter Gott, wenn Victor das wüßte! Daß ich meine Kinder solchen Massenfraß essen lasse!«
»Victor wäre bestimmt nicht so dumm, daran auch nur zu rühren. Ein Angriff auf McDonalds Kettenrestaurants – das wäre ein Angriff auf eine amerikanische Institution.«
Sie lachte. »Hättest du nicht Lust, Annie zu holen und mitzukommen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, vergnügt ihr euch nur, ihr drei.«
Sie streichelte seine Hand, löste dann ihren Sitzgurt, lächelte.
»Möchte nur mal wissen, was für eine Art Mann das ist, der in einem klassischen alten Sportwagen Sicherheitsgurte anbringen läßt.«
Mel lachte. »Nun wer schon, außer dem Typ des üblen Verführers von meschuggen Schwangeren«, sagte er und beugte sich zu ihr und küßte sie.
Donnas Hand streckte sich zur Tür, verharrte dann. »Weißt
du, irgendwie habe ich Angst hineinzugehen.« Mel sah sie fragend an. »Es ist nur...«, fuhr sie fort, »... gestern abend gab’s mit Adam ein großes Gespräch über Leben und Tod. Ich weiß nicht, ob ich dem heute wieder gewachsen wäre.« Sie schwieg einen Augenblick. »War irgendwie sonderbar – eigentlich wollte ich ihm sagen, meine Mutter sei in den Himmel gegangen, aber ich brachte es nicht über die Lippen.«
»Warum nicht?«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich weil ich nicht recht glaube, daß es einen Himmel gibt.«
Mels Stimme klang sanft und beschwichtigend. »Mußt du alles glauben, was du ihm sagst?« fragte er nur.
Sie fühlte sich wie überrumpelt. Verblüfft durch die schlichte Wahrheit, die in der Frage steckte. »Natürlich nicht«, erwiderte sie mit einem Lachen. Guter Gott, glaubte sie etwa an den
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