Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
war Donnas erste bewußte Reaktion. Zugleich spürte sie, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten.
»Oh, nein, bitte weinen Sie nicht. Wenn eine Frau weint, fühle ich mich so völlig verloren.« Er legte seinen Arm um ihre Schultern, und zusammen gingen sie zum anderen Ende des Gartens. Aus den Tränen wurde ein Schluchzen, und ihre Schultern begannen
zu zucken. Minuten vergingen. Die meisten Gäste schienen die Terrasse verlassen zu haben. Donna setzte sich auf das Gras, in Mels Arme geschmiegt, und sie weinte, wie sie nicht mehr geweint hatte seit jener Nacht vor nunmehr fast neun Monaten. Mel verhielt sich ganz ruhig, ganz still, schien sich keinen Zentimeter zu rühren.
»Ich sollte nicht weinen«, sagte sie schließlich. »Es ist nicht gut für das Baby.«
»Denken Sie lieber an das, was für die Mutter gut ist«, erwiderte er. »Denn was für die gut ist, ist gewöhnlich auch fürs Baby gut.«
Donna versuchte ein Lächeln. »Richtig, hatte ich ganz vergessen – Sie sind ja Arzt.« Sie schwieg; putzte sich die Nase mit der Papierserviette, in der sie ihren Drink gehalten hatte. »Wo haben Sie Ihre Praxis?«
»South Dixie. Beim Forest Hill Boulevard.«
Sie nickte. »In einer der Kliniken dort?« Jetzt nickte er. »Allgemeinmedizin.« Abermals nickte er. »Gefällt’s Ihnen?«
»Sehr.«
»Susan hat mir gesagt, Sie hätten eine Tochter.«
»Ja. Annie. Sie ist sieben. Wird nächstens wahrscheinlich vierundzwanzig.«
Donna lachte ein wenig gequält. »Das Kind hat in den letzten Jahren eine Menge durchmachen müssen.« Er blickte ihr in die Augen. Tränen glitzerten; warteten gleichsam nur darauf, hinabzurinnen über ihre Wangen. »Susan wird Ihnen vermutlich auch erzählt haben, daß ich geschieden bin.«
»Ja.«
»Ein unwahrscheinliches Mädchen, diese Susan. Sie versteht sich auf die Kunst, einem direkt ins Auge zu sehen und mit einem Lächeln alles mögliche Üble über einen zu sagen, während sie nicht einmal die Lippen zu bewegen scheint. Ein großes Talent.«
»Sie hat wahrhaftig nichts Übles gesagt.«
»Eine Scheidung ist immer etwas Übles – zumal wenn Kinder da sind.«
»Und warum haben Sie’s dann getan?«
»Ich wollte es nicht – es war Kates Entscheidung. Sie fühlte sich betrogen, irgendwie – glaube ich.«
»Betrogen – irgendwie!? «
Sie hockten jetzt nebeneinander, ohne sich zu berühren; mit angezogenen Knien und vorgebeugtem Oberkörper, jeder für sich, wieder getrennte Einzelwesen. Und sonderbar: ihre wie seine Hände rupften gleichsam automatisch Gras.
Er zuckte mit den Achseln. »Typische Geschichte. Wir heirateten, kaum daß wir aus dem College waren. Sie arbeitete, um mich durchs Medizinstudium zu bringen. Als ich dann meinen Abschluß hatte, gab sie ihren Job auf. Wir hatten ein Kind. Ich arbeitete hart. War nie zu Hause. Sie war immer zu Hause. Dagegen bauten sich in ihr Ressentiments auf. Schließlich auch gegen mich. Sie schloß sich irgendwelchen Frauengruppen an. Und dann erklärte sie mir, daß sie eine neue Karriere einschlagen wollte, als Juristin – und damit hatte sich’s.«
»Und Annie?«
»Die ist bei mir. In den Ferien und im Sommer kann Kate sie haben.«
Donna fühlte, daß es wie ein Krampf durch ihren Körper ging. Wieso, wollte sie fragen, wieso hat man Ihnen das Sorgerecht gegeben: Wieso? Doch statt dessen sagte sie nur: »Und Kate?«
»Die ist in einem Jahr mit ihrem Studium fertig. Und ich bin überzeugt, sie wird eine ganz ausgezeichnete Juristin sein.«
»Sie sind nicht verbittert?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Schauen Sie, es war ja mindestens genauso meine Schuld wie ihre. Neun Jahre lang waren wir verheiratet, und in all der Zeit hat sie nicht gerade viel von mir gesehen.« Er schwieg, warf einen langen Grashalm in die Luft. »Ist schon komisch, wie dann alles gekommen ist. Ich meine, seit wir
uns getrennt haben, arbeite ich nicht mehr so viel. Plötzlich wurde mir bewußt, daß ich ja ein Kind großziehen muß, und so bin ich jetzt immer spätestens um sechs Uhr abends zu Hause, und morgens warte ich stets, bis sie in den Bus eingestiegen ist. Am Wochenende arbeiten? Kommt gar nicht in Frage, außer in Notfällen. Samt und sonders Dinge, deretwegen mir Kate in den Ohren lag, als wir noch verheiratet waren.« Er blickte zu Donna. »Warum zäumen wir den Gaul nur immer verkehrt herum auf?«
»Wie kommt es, daß die Kleine bei Ihnen ist?« fragte Donna unvermittelt. Sie mußte es unbedingt wissen.
»Kate meinte, so sei es
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