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Sag mir, wo die Mädchen sind

Sag mir, wo die Mädchen sind

Titel: Sag mir, wo die Mädchen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Heldentum. Ich hatte versprochen, allen zu erzählen, wie gefährlich es ist, den falschen Mann in die Wohnung zu lassen. Damit es alle Mädchen wissen. Aber ich glaube, ich packe es nicht.»
    Puupponens Recherchen zufolge hatte Heini im Internet zahlreiche Sympathiekundgebungen erhalten, doch einige Chatter beschimpften sie als blauäugige Feministenschlampe, die bekommen hatte, was sie verdiente. Heini hatte den Hass schüren wollen, und das war ihr bestens gelungen. Auch ich musste schwer kämpfen, um sie nicht zu hassen.
    «Nachdem es Samir gekommen war, blieb er auf mir liegen und würgte mich noch einmal. Er bringt mich um, dachte ich. Ich habe ihn angefleht, es nicht zu tun, habe in allen möglichen Sprachen gebettelt. Ich habe ihm versprochen, der Polizei nichts zu sagen, wenn er mich nur loslässt. Und dann hat er tatsächlich losgelassen. Ich habe nicht gewagt, mich zu bewegen, habe nur darauf gewartet, dass er verschwindet. Nach einer Weile habe ich gesehen, wie er aus dem Fenster guckte und die Balkontür aufmachte. Mir wurde auf dem Fußboden ganz kalt. Er wollte vom Balkon springen, hat es dann aber doch nicht getan, sondern sich auf den Boden gehockt und angefangen zu fiepen. Da habe ich das Brotmesser genommen, mich im Bad eingeschlossen und dich angerufen. Ich hatte gehört, dass man beim Notruf nicht immer durchkommt, und ich war in Todesangst. In Wirklichkeit hatte ich nicht … Ich wollte nicht, dass er über mich herfällt. Das war nur so eine verrückte Idee im Bus. Als wir in die Wohnung kamen, hatte ich schon beschlossen, dass ich ihm nur eine Tasse Kaffee anbiete und ihn dann wegschicke. Ich habe das nicht gewollt …»
    Als Koivu sich zu Heini hinüberbeugte, zuckte sie zurück.
    «Meiner Meinung nach brauchst du jetzt ärztliche Hilfe. Maria, kommst du mal kurz mit?» Koivu stand auf. Ich folgte ihm in den Probenraum, und er schloss die Tür hinter uns.
    «Du erkennst die Symptome, oder? Die Frau steht kurz vor dem Zusammenbruch. Wir dürfen sie nicht länger quälen. Sie bezahlt ohnehin schon, und zwar einen ziemlich hohen Preis.»
    «Da ist sie nicht die Einzige. Aber du hast recht. Es ist nicht der richtige Moment, sie zu vernehmen. Auch weil ich es nicht fertigbringe, unvoreingenommen zu sein.»
    Koivu legte mir den Arm um die Schultern. Ich konnte Heini schon glauben, wenn sie sagte, sie ertrage es nicht mehr, von einem Mann berührt zu werden. Nachdem ich selbst Opfer sexueller Gewalt geworden war, hatte ich lange gebraucht, bevor ich fähig war, auch nur Antti in meine Nähe zu lassen.
    «Wird schon werden», sagte Koivu tröstend. «Das ist halt unser Job, die anderen bauen Mist, und wir putzen den Dreck weg. Irgendwer muss es ja tun. Aber jetzt brauche ich eine Zimtschnecke. Oder besser zwei.»
     
    Die Besprechung mit Ruuskanen und Taskinen am nächsten Morgen verlief so unerfreulich, wie ich es erwartet hatte. Ruuskanen ging sofort in die Defensive:
    «Miro ist volljährig! Für seine Auffassungen bin ich nicht verantwortlich!»
    Wir saßen in Taskinens Dienstzimmer. Es schneite wieder einmal, der Winter wollte einfach nicht weichen, und unten auf dem Parkplatz bemühte sich ein Schneepflug vergeblich, weiteren Schnee auf die bereits vier Meter hohen Haufen zu türmen, die vermutlich zu Mittsommer immer noch nicht ganz weggeschmolzen sein würden.
    «Natürlich nicht, aber du musst doch einsehen, dass du nicht in Fällen ermitteln kannst, in die dein Sohn verwickelt ist.»
    «Wieso verwickelt? Ist es ein Verbrechen, an irgendeiner Versammlung teilzunehmen? Meines Wissens haben wir in unserem Land immer noch Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Und was gibt es da überhaupt noch zu klären? Ezfahani hat ein Geständnis abgelegt, die Beweise gegen ihn sind eindeutig, und an Samir Amirs Schuld kann wohl auch kein Zweifel bestehen. Ihr müsst doch einsehen, dass es sich nicht lohnt, für abgeschlossene Fälle Zeit zu vergeuden. Beide können an den Staatsanwalt weitergeleitet werden.»
    «Amir konnte bisher nicht vernommen werden», merkte ich an.
    «Das ist dein Problem, du wolltest den Fall ja unbedingt übernehmen. Hört mal, ihr beiden, hier ist doch was faul. Ich denke, ich rufe gleich mal bei der Gewerkschaft an. Irgendwie habe ich das Gefühl, als sollte ich vor Ablauf meiner Vertretung rausgeekelt werden. Und ich ahne auch schon, wer meine Stelle einnehmen wird.»
    «Markku, das ist es nicht. Ich übernehme lediglich die Ermittlungsleitung im Mordfall Noor Ezfahani, bis die

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