Sag nie, nie wieder
bei der Hochzeitsfeier ein wenig deprimiert gewirkt."
Darauf fiel Bronte keine Antwort ein. Sie war überzeugt gewesen, ihre Gefühle vor ihrer Freundin verborgen zu haben, doch sie hätte es besser wissen müssen.
„Bron, bist du noch da?"
„Ja, ich bin noch da." Sie blätterte weiter. „Ist das wirklich der Grund für deinen Anruf? Du machst dir Sorgen um mich?"
„Ja, sicher."
„Das ist unnötig." Eigentlich sollte sie froh sein, dass Kelli offenbar noch nichts von dem Mord an der Robbins und dem Verdacht gegen Connor wusste, doch sie war es nicht.
Ihre Freundin seufzte. „Was ist nicht nötig? Dass ich anrufe, oder dass ich mir Sorgen mache?"
„Beides. Nein, warte, du kannst natürlich jederzeit anrufen, wenn auch nicht in deinen Flitterwochen. Zur Sorge hast du jedenfalls keinen Grund."
„Komm schon, Bronte! Wir wissen doch beide, dass du mir etwas verschweigst."
Seit Connor die Nacht bei ihr verbracht hatte, verschwieg sie Kelli sogar schon zwei Dinge. „Falsch. Du glaubst nur, dass ich dir etwas verschweige. Ich weiß, dass das nicht zutrifft. Wenn ich mich in der letzten Zeit anders verhalten habe, hat das sicher einen ganz einfachen Grund. Zum Beispiel das vorgerückte Alter."
„Du bist achtundzwanzig."
„Dann ist es die vorzeitige Menopause."
Kelli lachte.
„Vielleicht hat es etwas mit dem näher rückenden dreißigsten Geburtstag zu tun."
„Du vergisst, mit wem du über dieses Thema sprichst."
Brontes Blick fiel auf eine Seite, die mit „Beschwerde" überschrieben war. Sie überflog den Text. Die Beschwerde stammte von Melissa Robbins und war an ihrem Todestag eingereicht worden. „Kelli, nur du sprichst über dieses Thema. Ich versuche, dir klarzumachen, dass es gar kein Thema gibt."
„Du weißt doch, dass ich nicht aufgebe, bevor du mir nicht alles erzählst."
Bronte hörte kaum noch zu, sondern las die Beschwerde. „Die Zeugin behauptet, mit Marshal Connor McCoy ein intimes Verhältnis gehabt zu haben. Mr. McCoy nutzte die Umstände aus und drängte sich ihr auf, um sie zum Bleiben und zur Aussage gegen Pryka zu bewegen."
„Um Himmels willen."
„Was ist denn?" fragte Kelli.
„Nichts", wehrte Bronte ab. Wieso fand sie diese Beschwerde erst jetzt? Und wieso hatte Melissa sich an Dennis und nicht an sie gewandt?
Vorsichtig blätterte sie weiter und entdeckte etliche Kreditkarten-Quittungen, die sie rasch durchblätterte. Sak's, Lauder, Cuddledown - Kaufhausrechnungen in einer Höhe, die ihre eigenen jährlichen Ausgaben für Bekleidung weit überstiegen.
Und sie hatte keine dieser Ausgaben genehmigt.
Während sie die Quittungen noch fassungslos betrachtete, öffnete Greg die Tür. Sie hielt die Sprechmuschel zu. „Was ist?"
„Raten Sie mal, wer soeben zurückgekommen ist."
„Gut", sagte sie. „Sagen Sie, dass ich sofort mit ihm sprechen will."
Greg salutierte und schloss die Tür wieder.
Bronte nahm die Hand wieder vom Hörer, „Kelli, ich habe mich über deinen Anruf gefreut, aber ich muss weitermachen."
„Stimmt etwas nicht?"
„Du solltest eine neue Schallplatte oder CD auflegen, Hatfield ... ich meine, McCoy. Die Frage geht mir allmählich auf die Nerven."
„Warte! Bevor du auflegst, möchte ich dich noch um einen Gefallen bitten."
„Ach, das ist also der Grund für den Anruf."
„Nein. Es ist mir soeben erst eingefallen."
Bronte seufzte. „Gut, worum geht es?"
„Ich habe vergessen, für Kojak Hundekuchen auf die McCoy-Ranch in Manchester mitzunehmen. Könntest du ..."
„Kein Problem", versicherte Bronte. „Sag mir die Marke und wie viel ich kaufen soll, und ich erledige das."
„Danke, Bron, ich stehe bei dir in der Schuld."
„Du stehst bei mir noch viel tiefer in der Schuld, aber darüber reden wir, wenn ihr aus den Poconos zurückkommt, einverstanden?"
Bevor sie sich verabschiedeten, sagte Kelli hastig: „Bronte, noch etwas. Wenn du reden willst - ich sage jetzt nicht, worüber
- kannst du mich jederzeit anrufen."
„Mache ich", erwiderte Bronte leise und legte auf.
Vielleicht sollte sie tatsächlich mit Kelli über alles reden
über Thomas, Connor und den Fall. Am Telefon kam das jedoch nicht infrage.
Fünf Minuten später hatte Bronte die Seiten, die sie haben wollte, aus der Akte entfernt und in der mittleren Schublade des Schreibtisches versteckt. Sie streckte die Hand nach dem Sprechgerät aus, um Greg zu rufen. Es war jedoch nicht nötig.
Er kam soeben herein.
„Wo ist er?" fragte sie.
„Er ist
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