Sag nie, nie wieder
gegangen."
„Gegangen?"
„Na ja, ich konnte ihn wohl schlecht aufhalten."
Nein, das konnte er nicht. Dennis war zehn Zentimeter größer und zwanzig Pfund schwerer als ihr Assistent.
Greg räusperte sich. „Ich soll Ihnen etwas ausrichten."
„Spannen Sie mich nicht auf die Folter."
„Ich soll Ihnen sagen, dass er bei seiner Rückkehr die Akte wieder auf seinem Schreibtisch vorfinden will."
„Ach ja, will er das? Ein wenig aufgeblasen, der Gute, meinen Sie nicht?"
„Vor zehn Minuten hätte ich das auch noch gesagt, aber jetzt ..."
Bronte beschlich eine böse Vorahnung. „Sagen Sie nicht, dass es ihm endgültig gelungen ist, mir den Fall wegzunehmen!"
„Doch, und es kommt noch schlimmer."
„Noch schlimmer?"
„Ja. Sie wissen nicht zufällig, wo sich der Schwager Ihrer besten Freundin, Connor McCoy, zurzeit aufhält?"
„Ich?" fragte sie und hätte sich beinahe verschluckt. „Nein, wieso?"
„Weil soeben ein Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde."
Connor lehnte sich auf der Sitzbank des Diners zurück und leerte die Kaffeetasse. Obwohl sein hungriger Magen protestierte, gab er der Kellnerin ein Zeichen nachzufüllen.
Zum wiederholten Mal blickte er auf die Uhr und sah zur anderen Straßenseite hinüber, zum Bundesgericht, in dem das U.S.
Marshal-Büro untergebracht war. Vor einer halben Stunde hatte er seinen Kollegen Oliver Platt angerufen. Sein Freund und langjähriger Mitarbeiter hatte versprochen, sofort zu kommen, zeigte sich bisher jedoch nicht.
Die Kellnerin kam an den Tisch und füllte die Tasse. „Wollen sie wirklich nichts essen? Das Steak ist heute sehr gut."
„Nein, danke", lehnte er ab. Im Moment konnte er nichts essen. Er hatte ja kaum das Frühstück angesehen, das er für Bronte vorbereitet hatte.
Was Bronte jetzt wohl machte? Vermutlich ging sie zum Mittagessen. Sie hatte so wenig Essbares im Haus, dass sie garantiert nichts ins Büro mitnahm. Andererseits war sie nicht der Typ, der viel Geld für ein richtiges Essen ausgab. Wahrscheinlich bediente sie sich an den Automaten im Bürogebäude. Das war auch der Grund, weshalb sie so schlank war.
Aber so gut kannte er sie nun wieder auch nicht. Vielleicht ließ sie sich das Essen ins Büro bringen und schlang Unmengen in sich hinein.
Seufzend strich er sich über die Augen. Brontes Essensgewohnheiten interessierten ihn nicht. Sie selbst interessierte ihn.
Nackt, in ihrem Bett, auf dem Fußboden, auf ihrem Küchentisch ganz egal. Letzte Nacht hatte er sich alle nur erdenklichen Möglichkeiten vorgestellt, Sex mit ihr zu haben. Das alles hätte er haben können, doch er hatte abgelehnt. Das reichte aus, um einen erwachsenen und körperlich gesunden Mann zum Weinen zu treiben.
Connor nahm einen Schluck Kaffee und war dankbar, dass ihn das viel zu heiße Getränk ablenkte. Sein Problem war, dass er trotz seiner gegenwärtigen schwierigen Situation ständig nur an Bronte dachte.
Die alte Glocke über dem Eingang schlug an. Oliver Platt kam herein und sah sich um, entdeckte ihn und setzte sich zu ihm.
„Himmel, Con, wo warst du bloß?"
„Hier. Ich warte schon eine halbe Stunde auf dich."
„Das meine ich nicht."
Es gefiel Connor gar nicht, wie nervös Oliver war. „Was ist los?"
„Nicht viel. Die Metropolitan Police hat unserem Büro nur soeben einen Haftbefehl gegen dich zugestellt, das ist alles."
Das hatte Connor erwartet und gefürchtet, eigentlich gleich nach dem Mord an der Robbins. Er würde jetzt schon im Gefängnis sitzen, vermutlich, ohne Kaution stellen zu dürfen. Wer verstand es schließlich besser, spurlos zu verschwinden, als ein U.S. Marshal aus dem Zeugenschutzprogramm?
Es war keine Überraschung, dass sich die Bundesstaatsanwaltschaft der Metropolitan Police und nicht der Marshals bediente. Niemand verhaftete gern jemanden aus seinen eigenen Reihen.
„Hast du besorgt, worum ich dich gebeten habe?"
„Du wusstest von dem Haftbefehl?" fragte Oliver überrascht.
Connor schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich habe damit gerechnet."
Oliver sah sich vorsichtig um und fasste in die Jacke. „Ich sicher nicht. Sogar Newton bekam fast einen Herzanfall, als diese Typen bei uns auftauchten."
Connor freute sich, dass sein Chef und seine Kollegen an seine Unschuld geglaubt hatten - zumindest bis jetzt. Ab sofort durfte er sich nicht mehr mit dem Büro in Verbindung setzen, auch nicht über Oliver. Er vertraute zwar seinem Freund, aber er durfte ihn nicht gefährden. In einem solchen Fall drohten hohe
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