Sag nie, nie wieder
für das Gesetz" erwiderte er.
„Diese Arbeit wählt einen aus."
„Und du warst nie nahe dran, zu ermüden und aufzugeben ?"
„Nein."
„Es muss doch manchmal schrecklich zermürbend sein, tagaus, tagein mit den Schattenseiten der Gesellschaft zu tun zu haben."
Er hätte gern gewusst, worauf sie hinaus wollte. „Das könnte auch auf dich zutreffen."
„Ja, vermutlich", räumte sie ein.
„Warst du selbst denn schon mal so richtig ausgebrannt?"
fragte er.
Sie holte tief Luft und atmete wieder aus, was seinen Blick auf ihre Brüste lenkte. „Nein. Seltsam, aber mir ist nie aufgefallen, wie sehr sich unsere Arbeit ähnelt. Letztlich bringen wie beide Menschen hinter Gitter, nicht wahr? Wir arbeiten nur auf verschiedenen Gebieten."
Jetzt musste Connor lächeln. „Ich brauchte für meine Arbeit allerdings viel weniger Ausbildung."
„Ha, ha." Bronte schob sich einen Bissen Brot in den Mund.
„Wolltest du nie Jura studieren?"
Er lachte laut auf.
„Nein, wirklich", versicherte sie, „du warst damals gut. Ich erinnere mich genau."
Sie meinte es tatsächlich ernst. Connor schwieg.
„Ich habe mich auch geärgert", fuhr sie fort, „dass du ungefähr ein Drittel der Vorlesungen versäumt hast, während ich ständig anwesend war. Trotzdem hattest du bessere Noten als ich."
„Es kam nicht infrage", entgegnete er.
„Was? Schlechte Noten oder ein Jurastudium?"
„Beides."
„Das verstehe ich nicht."
„Meine Familie konnte sich das nicht leisten. Wir hatten nicht genug Geld."
„Bei deinen Noten hättest du ein Stipendium bekommen."
„Ich musste arbeiten, um die Jungs zu unterstützen."
„Die Jungs?" fragte sie. „Das hört sich an, als wären es deine Kinder gewesen."
„In gewisser Weise waren sie es auch."
„Und dein Dad?"
Er zuckte mit den Schultern. „Mit dem war nicht viel anzufangen. "
„Tut mir Leid, das wusste ich nicht."
Connor verkrampfte sich, weil er damit rechnete, dass sie nun auch nach seiner Mutter fragen würde. Hoffentlich tat sie es nicht. Vielleicht hatte sie schon von Kelli gehört, wann seine Mutter gestorben war.
„Wie ist deine Mom gestorben?"
Auf diese Frage war Connor nicht vorbereitet und würde es auch nie sein. „Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich nicht darüber sprechen."
„Sicher, wie du willst."
Einige Minuten lang war nur das Klappern des Bestecks zu hören.
Connor hatte nie mit jemandem darüber gesprochen, was mit seiner Mutter geschehen war. Das galt auch jetzt, aber er wollte Bronte irgendetwas sagen. Wieso kam es, dass er ihr gegenüber so mitteilungsbedürftig war?
Sie räusperte sich. „Meine Mutter ist gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt."
Connor sah sie betroffen an.
„Tut mir Leid", meinte sie lächelnd. „Ich hatte nach diesem verlegenen Schweigen einfach das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Und du musst zugeben, dass man mit einer solchen Bemerkung ein Gespräch ganz sicher wieder in Gang bringt."
„Hast du Geschwister?"
„Zwei Schwestern. Beide sind älter als ich."
„Wie ist das mit deiner Mutter passiert?"
Ihr Lächeln verstärkte sich. „Für jemanden, der nicht über seine eigene Familie sprechen will, stellst du eine Menge Fragen über die meine."
„Wenn du nicht antworten möchtest ..."
„Nein, es ist schon gut. Das gehört bereits so lange zu meinem Leben, dass ich den Rollstuhl gar nicht mehr sehe." Sie griff nach dem nächsten Stück Brot und stöhnte. „Lieber Himmel, ich kann keinen Bissen mehr essen."
Erst nachdem sie die Hände an der Serviette abgewischt hatte, sprach sie weiter.
„Mom verletzte sich den Rücken, als ich neun war. Es war keine besondere Tätigkeit, die dazu geführt hat. Ich glaube, sie hatte im Garten gearbeitet. In der Nacht setzte in den Beinen ein Prickeln ein. Eine Woche später konnte sie sich nicht mehr bewegen. Nach fünf Operationen fand sie sich mit dem Leben im Rollstuhl ab. Meine Schwestern waren schon ausgezogen. Daher blieb der Haushalt an mir hängen."
„Das war bestimmt hart."
„So habe ich das erst später gesehen. Es war einfach mein Leben. Unser Leben."
„Wer kümmert sich jetzt um das Haus?"
„Eine Frau kommt drei Mal die Woche und kocht und putzt.
Sie macht alles, was Mom nicht kann. Meine Schwestern helfen auch mit. Mom ist sehr aktiv und interessiert sich für viele Dinge außerhalb des Hauses." Bronte schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Reicht das, oder willst du noch mehr wissen?"
„Das reicht."
„Bestimmt? Ich könnte dir
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