Sag nie, nie wieder
Unterlippe.
„Du starrst mich schon wieder an, Connor McCoy."
Sie hatte ihn ertappt und erwiderte nun seinen Blick. Heute trug sie eine rot, schwarz und weiß karierte Hose und einen kurzärmeligen Rollkragenpulli. Das wirkte zwar lässiger als gestern, aber bestimmt hing irgendwo ein streng geschnittener Blazer. Dazu war sie barfuß. Vermutlich zog sie die Schuhe nach der Arbeit sofort aus, sobald sie ihr Haus betrat. Nur allzu gern hätte er ihr auch alles andere ausgezogen.
Er räusperte sich. „Ja, ich habe wieder gestarrt."
„Das verrät schlechtes Benehmen."
„Ich weiß."
„Das mag ich auch an dir, McCoy", sagte sie lachend. „Du bist grundehrlich. Setz dich."
Connor gehorchte und beobachtete sie weiter. Sie mochte etwas an ihm? Und es gab da noch mehr?
Sie fasste ihm von hinten über die Schulter und legte sein Besteck auf den Tisch. Sie duftete gut, und ihre Brust berührte seinen Hinterkopf. Am liebsten hätte er sich zurückgelehnt, sich an ihre Brüste geschmiegt und gewartet, bis sein Leben wieder in Ordnung kam.
„Wein?" fragte sie.
„Wein? Ich habe keinen mitgebracht."
Lächelnd setzte sie sich neben ihn. „Ich meine, ob du welchen willst."
„Nein, danke." Er lächelte, als sie ihm ein Bier reichte. „Danke."
„Nicht der Rede wert." Sie füllte etwas Rotwein in ein Glas.
Gleichzeitig griffen sie nach der Lasagne, die in der Mite des Tisches stand.
„Entschuldige", sagte Bronte.
„Nimm du zuerst", sagte er.
Sie lächelte. „Ich fülle uns beiden etwas auf."
Connor war nicht daran gewöhnt, bedient zu werden. Er machte alles selbst, und früher hatte er ohnedies in erster Linie für seine vier jüngeren Brüder gesorgt. Manchmal hatte er dabei sich selbst vergessen. Bei einer Gelegenheit hatte er das zu überspielen versucht, doch Jake schob ihm heimlich seinen Teller zu.
Connor schob ihn zurück, doch dadurch wurden die anderen erst recht aufmerksam und traten ihm etwas von ihren Portionen ab, bis er mehr als genug hatte.
Alle bis auf Marc. Marc wartete bis zuletzt ab, und als er sah, wie viel sein älterer Bruder bereits auf dem Teller hatte, zog er seinen eigenen wieder weg.
„Weshalb lächelst du?" fragte Bronte.
Connor griff nach dem Knoblauchbrot und legte auch eine Stange neben ihren Teller. „Ach, nichts."
Sie kostete die Ravioli. „Typisch männliche Antwort. Kommt ihr eigentlich schon so auf die Welt, oder ist das angelernt?"
„Es bedeutet lediglich, dass wir an etwas denken, worüber man nicht spricht."
„Oh." Sie wurde verlegen und wandte sich den Fettuccini zu.
„Mit der Antwort kann ich leben."
Connor sah sie an und fragte sich, wo sie nur das ganze Essen ließ.
„Also", sagte sie und trank einen Schluck Wein, „wie ist es heute gelaufen?"
Er kaute langsam und konnte die Linguine nur mit einem Schluck Bier hinunterspülen. „Gut. Und bei dir?"
„Nicht so gut. Der Kollege, von dem ich dir erzählt habe, hat sich durchgesetzt. Der Pryka-Robbins-Fall gehört jetzt offiziell ihm.
Connor nickte.
Sie stocherte in ihrem Essen herum. „Ich bin allerdings auf etwas Interessantes gestoßen, möchte aber im Moment nicht darüber sprechen."
Er nahm sich noch Ravioli, obwohl er sich eigentlich mit allem Möglichen, nur nicht mit Essen beschäftigen wollte.
„Erzähl mir etwas über die mächtigen McCoys, das ich noch nicht weiß", bat sie.
„Wie bitte?"
Ihr Lächeln kam völlig unerwartet. „Etwas, das ich noch nicht von Kelli erfahren habe."
„Nein, ich staune darüber, dass du ,mächtig' gesagt hast."
„Wieso? Jeder von euch arbeitet doch auf die eine oder andere Weise für das Gesetz."
Bis vor wenigen Tagen, dachte er. „Na ja, so ungefähr."
„Auch dein Vater?"
„Auch mein Vater."
„Wieso?"
Er blickte von seinem Teller hoch. „Wie bitte?"
„Wieso hast du dich für diese Arbeit entschieden?"
Die Frage erschien Connor seltsam. Er hatte schon immer Polizist werden wollen. Im ersten Jahr an der Akademie war ein Werber des Justizministeriums beziehungsweise des U.S.
Marshal Service zu ihnen gekommen. Connor war damals sehr beeindruckt gewesen. Außerdem hatte sich die Kluft zwischen ihm und Pops damals schon als so groß erwiesen, dass er sich auf einem anderen Gebiet bestätigen wollte, in einem Beruf, mit dem Sean McCoy nichts zu tun hatte. Darum hatte Connor nachts als Gefängniswärter gearbeitet, vormittags das College besucht und für den Rest des Tages seine jüngeren Brüder versorgt.
„Man wählt nicht die Arbeit
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